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Kolumne

„Schatz, ich muss nochmal vor die Tür…“

Samstag, 17. März 2012 | Text: be süd

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Es ist fast wie Geburtstag und Weihnachten zusammen. Für die einen ist es ein Mittel zum Zweck. Für andere eine Chance, die finanzielle Lage zu verbessern. Und dann gibt es diejenigen, die eine regelrechte Leidenschaft dafür empfinden – sie mieten sich deshalb sogar ein Auto! Wir haben es alle schon mal getan, aber ist es überhaupt erlaubt?

Es ist fast wie Geburtstag und Weihnachten zusammen. Für die einen ist es ein Mittel zum Zweck. Für andere eine Chance, die finanzielle Lage zu verbessern. Und dann gibt es diejenigen, die eine regelrechte Leidenschaft dafür empfinden – sie mieten sich deshalb sogar ein Auto! Wir haben es alle schon mal getan, aber ist es überhaupt erlaubt?

Ich habe es endlich geschafft. Ich habe Sperrmüll bestellt und mich tatsächlich von vielen Sachen getrennt. Kein einfaches Unterfangen. Mein “Müll“ ist Zeuge einer vergangenen Zeit, einer schönen Reise, der ersten Wohnung, meiner Arbeit… Mit Tränen in den Augen, einem flauen Gefühl im Bauch und dem Mantra „Du brauchst es nicht mehr“ verabschiede ich mich schweren Herzens. Statt wie vereinbart, stelle ich meine Sachen schon am Abend zuvor auf die Straße, in der Hoffnung sie werden ein neues Zuhause finden. „Sieben Millionen Tonnen gebrauchter Möbel landen jedes Jahr auf deutschem Sperrmüll und 90 Prozent davon werden verbrannt.“ (www.bauemotion.de).

Mist! Das alte Küchenschränkchen von der ehemaligen, herzensguten Hausbesitzerin fehlt mir. In letzter Minute renne ich die Treppe runter und sehe wie das Schränkchen auf einem schicken Auto um die Ecke biegt. „Neeeeiiiiinnnn!“, schreie ich in die Nacht, „Ich habe es mir anders überlegt!“

Tja, Pech! Was für den einen Müll, Mist, Ramsch, Schund, Plunder, Schrott oder Abfall ist, ist für den anderen das lang gesuchte Schätzchen, das perfekte erste Sofa, die tollen Stühle, der gesuchte Bestseller. In unserer Wegwerfgesellschaft ist „Sperrmüll“ zu einer Art „Window Shopping“ inklusive Mitnahme Bonus auf der Straße geworden. Sperrmüllsammeln war früher Sache der Armen. Sie kamen mit kleinem Transporter, Einkaufswagen, Fahrradanhänger und mussten die naserümpfende Mehrheit aushalten, die ihnen verächtliche Blick zuwarf. Doch das kümmerte sie nicht, denn wer keinen Ausweg kennt, wühlt im „Müll“ des anderen. Wann ist Müll eigentlich Müll? Kann man den Fernseher, den Tisch und die Stühle, die noch gut erhalten sind, aber aus der letzten Saison stammen, wirklich als Müll bezeichnen? In Zeiten der Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit wird weiterhin in alter Gewohnheit weggeschmissen, doch neuerdings sammeln auch andere mit… Sperrmüll sammeln hat schon längst die Mitte der Gesellschaft erreicht und ist auf den besten Weg, sein Schmuddelimage zu verlieren. Die, die früher ihre Nase rümpften, wühlen neuerdings selbst im Müll der anderen. Statt zum schwedischen Möbelhaus zu fahren, wartet man heutzutage den Sperrmüll ab und wird sehr häufig fündig. Denn da stehen sie, die „Billys“, „ Millys“ und wie auch immer sie heißen. Abholbereit, fertig montiert und völlig kostenfrei.

Sperrmüll ist eine abenteuerliche Schatzsuche. Wo sonst kann man einen hundertjährigen Küchenschrank, eine Jugendstilkommode, Sechziger-Jahre-Stühle und eine nigelnagelneue Gitarre finden? Die Sperrmüllsammler von heute, kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten. Sie sind Akademiker, Arbeiter, Arbeitslose, Künstler, Studenten, Einheimische und Zugereiste. Es gibt die Eigenverbrauchsammler. Die sammeln, weil das Geld knapp geworden ist, sie aber trotzdem nicht auf die „neuen“ Möbel verzichten wollen. Es gibt die Geschäftstüchtigen. Die sammeln, um ihre finanzielle Lage zu verbessern. Es gibt die Kenner. Hier werden die Möbelstücke sorgfältig ausgesucht, restauriert und für teures Geld wiederverkauft. Es gibt die Spontanen. Im Vorbeigehen sehen sie etwas, das sie unbedingt brauchen. Die Pfennigfuchser, die, um Geld zu sparen, auf der Suche nach Brennholz zum Verheizen sind. Die Kinder, die sich über eine alte Ausgabe von „Mensch ärgere dich nicht“ freuen, und die „Künstler“, die als Individualisten gelten und gezielt nach ungewöhnlichen Möbeln und Gegenständen aus anderen Zeiten Ausschau halten. Sie bauen sich aus einer Waschmaschinentrommel eine stylische Kommode, oder aus einer schönen, alten Tonne einen Schrank. „Der neue Trend heißt, mit Kreativität und Innovation, das Alte zu recyceln und was Neues zu schaffen.“ (www.bauemotion.de) Eine tolle Sache!

Aber dürfen wir das überhaupt? Durch das Hinausstellen geht der Sperrmüll ins Eigentum der Stadt über. Das heißt: Mitnehmen = Diebstahl. Für manche ist das Sammeln von Speermüll ein Dorn ins Auge, für andere ist es ein soziales Geben und Nehmen. Eine Art Hilfe zur Selbsthilfe. Wie es auch sei, erlaubt ist es nicht. Lassen sie sich nicht erwischen! Schon das Durchsuchen des Sperrmülls kann als Ordnungswidrigkeit mit bis zu 5.000 Euro Geldstrafe geahndet werden. Nehmen Sie etwas mit, droht Ihnen eine noch höhere Strafe.

Übrigens – ich habe meinen Schrank auf dem Flohmarkt wiedergefunden, gekauft  und wieder nachhause getragen. Jetzt ist er noch schöner!

Text: be süd

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