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Südstadt

Streit ums Eierplätzchen

Samstag, 25. Januar 2025 | Text: Nora Koldehoff | Bild: Nora Koldehoff

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Ein „richtiger“ Platz ist es eigentlich nicht, drum wurde es auch nie offiziell benannt: Das Eierplätzchen in der Südstadt.
Das könnte sich nun ändern, angeregt durch eine Petition von Irene Wellershoff, Tochter des Historikers und Schriftstellers Dieter Wellershoff.

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Mit der Südstadt verbunden

Irene Wellershoff hatte in ihrem Schreiben an die Bezirksvertretung beantragt „den Platz zwischen den beiden Teilen der Mainzerstraße „Dieter-Wellershoff-Platz“ zu benennen. Der Platz liegt in unmittelbarer Nähe seiner ehemaligen Wohnung in der Mainzerstr. 45, wo er mehr als 40 Jahre gelebt hat – als bekennender Südstadt-Freund.“

Wellershoffs Werk, schreibt sie, habe nicht nur einen starken Kölnbezug, auch habe er seinem Veedel im Essay „Nachtspaziergänge in der Südstadt“ seinerseits bereits ein literarisches Denkmal gesetzt. Der Antrag wird erst noch geprüft, findet aber bereits von verschiedenen Seiten Zuspruch. Zudem wäre der Schriftsteller in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden.

Künstlerische Intervention setzt ein Contra

Aber: Nicht alle finden de Idee der Umbenennung – oder besser: offiziellen Benennung – gut. Immerhin ist die mundartliche Benennung, die mit der Zeit einen mindestens halboffiziellen Charakter hat, aus der Anwohnerschaft selbst entstanden – und von dort auch in die gebräuchlichen Online-Stadtpläne geflossen.
Die Bürgereingabe erhielt darum heute ein Gegen-Statement: In der Nacht zum Samstag hatten Unbekannte ein nahezu offiziell aussehendes Straßenschild aufgehängt, das die allseits bekannte Namensgebung trägt.

Fast schon offiziell: Eierplätzchen mit  Beschilderung (Foto: Nora Koldehoff)

Ob dieser Name nun aus der ovalen Form des kleinen Platzes herrührt, oder daher, dass an dieser Stelle einstmals Eier verkauft wurden, bleibt unklar. Klar dagegen ist: Der Name kommt aus dem Volksmund.
Anwohnerin Ilse zum Beispiel hängt an der volkstümlichen Benennung: „Das ist doch gerade was Besonderes. Ich fände es schade, wenn ausgerechnet unser Eierplätzchen einen anderen Namen verpasst bekommen würde. Da gibt es doch auch andere Möglichkeiten in der Umgebung,.“

Lika hat die Sorge, dass die Anwohnerschaft in dieser Frage übergangen wird. „Man hat ja oft das Gefühl, dass über solche Dinge schon entschieden wird, bevor wir das überhaupt mitbekommen haben“, sagt sie. Beide finden es eben gerade schön, dass man den Namen ihres Plätzchens immer mal wieder erklären muss. Es gebe in der direkten Nachbarschaft ja auch geeignetere Orte, an deren Namensgebung weniger Emotionen hängen.

„Nichts gegen die unbestrittenen literarischen Verdienste von Herrn Wellershoff“, ergänzt Paul, der um die Ecke wohnt. „Aber das Eierplätzchen sollte seinen Namen behalten dürfen. Vielleicht sogar offiziell, wie das Niehler Ei.“ Der Spitzname des Kreisverkehrs im Kölner Norden war vor einigen Jahren offiziell gemacht worden.

Ausschnitt aus OpenStreetMap

Eierplätzchen als Mikrokosmos

Neben den Befürwortenden und den Kritiker*innen der Benennungspläne gibt es hingegen auch jene, denen der offizielle Name sowieso egal ist. „Die ‚Mülltüte‘, der ‚Katzenbuckel‘ und die ‚Kölsche Riviera‘ heißen auch eigentlich anders“, stellt Susanne ungerührt fest. „Stört auch keinen.“

Anders, als größere Plätze der Stadt, wie etwa der Verkehrsknotenpunkt Barbarossaplatz, ist das Eierplätzchen ein sehr beliebter Treffpunkt. Spontane und regelmäßige Klönschnack-Runden finden auf den Bänken zusammen, am Bücherschrank und seinem Nachbarn, dem Geben-und-Nehmen-Schrank wird gestöbert und getauscht, es wird Kunst präsentiert, Pause gemacht, gefeiert – und natürlich der Musik der Eierplätzchenband zugehört.

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Bis zum 100. Geburtstag des Schriftstellers im November ist noch etwas Zeit. Vielleicht ja genügend, um die Sache dort zu besprechen, wo sie umgesetzt werden soll: auf dem Eierplätzchen.

Text: Nora Koldehoff

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