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Kultur

Strichmännchen, Berggorilla, Zeppelin: der Zeichner Thorwald Spangenberg

Dienstag, 28. Januar 2014 | Text: Jörg-Christian Schillmöller | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Die Südstadt hat einen neuen Kreativkopf. Thorwald Spangenberg hat in Münster studiert und wohnt seit kurzem in Köln-Kalk. Vor einiger Zeit hat er begonnen, ganz bewusst in den Cafés der Südstadt zu zeichnen. Situationen, Menschen, Räume. Thorwald Spangenberg wird in Zukunft regelmäßig für „Meine Südstadt“ zeichnen, und wir werden das Viertel durch seine Augen sehen. Wir treffen Thorwald in der Caffé Bar bei Susi, wo er uns Geschichten von Zeppelinen und Berggorillas erzählt. Bei Susi hat er auch schon gezeichnet. Und das Treiben im Café genau beobachtet.

Meine Südstadt: Thorwald, wie nennt man Deinen Beruf?
Thorwald Spangenberg: Illustrator.

Was bedeutet das?
Da fängt es schon an. Wenn man in die Vergangenheit zurückschaut, dann gab es die Illuminatoren. Das waren die Buchmaler in den Klöstern.

Haben die auch die Texte gemacht?
Nein, sie waren keine Schreiber, und die Schreiber waren höher angesehen.

Zu Unrecht.
Natürlich.

Wie wird man heute Illustrator?
Ich habe Design studiert im Grundstudium und mich im Hauptstudium auf Illustratrion spezialisiert.

Was lernt man da?
Das ist dicht dran an der Kunst. Ich habe das Studium als Schutzraum verstanden, um mich zu entwickeln, ohne dem Markt ausgesetzt zu sein. In meinem Studium gab es verschiedene Bereiche. Du lernst etwas über den Markt, über Agenturen. Es geht um Film, um Theorie. Und Du machst Projekte in einem Semester, dabei bekommst Du eine Hilfestellung.

Worin besteht die Hilfe?
Also zum Beispiel herauszufinden, ob Dein Projekt konsequent ist. Man muss Entscheidungen treffen: Willst Du Strichmännchen zeichnen oder super-realistische Bilder? Manchmal musst Du erkennen, dass ein Projekt keinen Sinn ergibt. Dann musst Du Dich neu aufstellen. Es geht viel um Konsequenz im Stil. Das hat mit der eigenen Person zu tun.

Was für Projekte hast Du gemacht?
Ich habe ein Eisenbahn-Sachbuch gemacht. Dafür habe ich recherchiert – nach Fotos zum Beispiel. Ich habe mir auch Theorie angelesen. Das hatte dann einen journalistischen Charakter. Dann habe ich Skizzen gemacht, kleine Bilder, und schließlich das Buch. Da entsteht dann tatsächlich eines Tages ein physischer Gegenstand.

Was zeichnest Du gern?
Mittlerweile Menschen. Einen Menschen in seiner Umgebung.

„Mittlerweile“?
Vorher habe ich eher Technik gezeichnet.

Was ist Dir beim Zeichnen eines Menschen wichtig?
Was steckt hinter diesem Menschen? Welcher Charakter? Was hat diese Figur erlebt? Was könnte sie erlebt haben? Da fließen meine eigenen Gedanken hinein. Das ist dann meine persönliche Sicht. Wenn man Tierfiguren zeichnet, legt man ja auch Menschliches hinein. Und ich neige dazu, die Dinge zu vermenschlichen. Bei mir kann im Zweifelsfall auch die Teekanne sprechen.

Was für Geschichten erlebst Du in den Cafés in der Südstadt?
Also einmal saß hier im Café so eine Hipster-Frau. Sie war sehr schick angezogen. Sie war ein Katalog-Model, und das, worüber sie sprach: Da steckte nicht viel dahinter.

 

Worum ging es?
Um Männergeschichten und das Dschungelcamp. Aber es können auch alte Damen sein, die mag ich gern. Wo man spürt, was sie erlebt haben. Ich habe Respekt vor dem Alter, und das versuche ich auch in der Zeichnung einzufangen. Ich interessiere mich auch für Historisches und schaue mir Köln an, die alten Häuser.

Du schlenderst durch die Straßen und sammelst Eindrücke.
Für mich ist Entschleunigung ein großes Thema. Es ist Luxus, mal zwei, drei Stunden im Café zu sitzen und Menschen zu beobachten.

Sprichst Du die Menschen an?
Nein. Aber die Leute schauen schon. Letztens kamen sechs, sieben Kinder hier ins Café und fragten an der Theke: „Dürfen wir Süßes?“ Diese Kinder, die haben mich gesehen. „Ah, cool“, meinten sie, „das sieht schön aus, warum machst Du das?“ Das ist das Spannendste: Ich schaue Leute an, sie schauen mich an, und sie sprechen mich an.

Wie erlebst Du die Menschen in Köln?
Als sehr freundlich. Diese Kinder hätten in Münster keine Süßigkeiten bekommen. Ich fühle mich noch nicht als Teil von Köln, eher als Außenstehender, aber das ist nicht negativ gemeint. Hier kennen sich alle, da ruft man „Hallo Gerda“, das ist wie auf dem Dorf. Ich versuche, Stadt und Leute zu erobern.

Was hast Du hier im Café alles gesehen?
Schaumal da vorn, die Theke: Was liegt da drin? Da steht der Obstsalat, da liegen Muffins, auf der Kasse auf meinem Bild leuchtet „2,80“ als Preis, und da steht ein kleines Schiff von der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Und ein Korb voller Süßigkeiten.

Woran arbeitest Du gerade?
An einem Kinderbuch über ein Berggorillla-Mädchen und an einem Buch über Zeppeline. Da geht es um einen Überlebenden des Hindenburg-Absturzes 1937.

Ein Überlebender?
Das war ein Kabinenjunge, der war damals 14 und hat unverletzt überlebt.

Warum?
Als er gesprungen ist, ist über ihm ein Wassertank geplatzt, der das Feuer um ihn herum gelöscht hat.

Wer ist dieser Mensch?
Er lebt noch. Es wäre ein Traum, ihn zu treffen. Er war später Eiskunstlauf-Trainer in Saarbrücken.

Wie alt ist der Mann?
Der Absturz war 1937, da war er 14, dann müsste er heute Anfang 90 sein.

Was bekommen wir von Dir auf meinesüdstadt.de zu sehen?
Einen Blick von außen, einen gezeichneten.

Auf was?
Auf Menschen, auf Yuppies, Hipster und alle anderen.

Wo zeichnest Du?
Im Winter im Café, sonst draußen, auf einem Anglerhocker.

Wie bitte?
Ja, in der Severinstraße zum Beispiel, auf dem Bürgersteig. Da wird man eine Weile beachtet, und dann laufen die Leute einfach vorbei. Aber ich zeichne auch im Park, im Römerpark zum Beispiel.

Thorwald, vielen Dank für das Gespräch.

Den Blog von Thorwald können Sie hier anschauen:
www.neuinkoeln.tumblr.com

Text: Jörg-Christian Schillmöller

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