Sturmgesang: Alles dreht sich um Luft
Donnerstag, 12. September 2019 | Text: Elke Tonscheidt | Bild: C. Gornik
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
„In der Luft liegt die Magie des Geistes. Sie ist das Element der Kommunikation, der Beweglichkeit des Verstandes und der Vielseitigkeit.“ So verheißt es der Buchrücken von Sturmgesang – ein Buch, das 16 Geschichten über eben jene Luft versammelt, aber auch über die Liebe und das Leben, über die Komplexität des Alltags und über viele Gefühle, wie beispielsweise Einsamkeit und Angst.
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BagatelleEgal, ob es um zwei Bergsteiger geht, die bei ihrer Tour mit einem Jahrhundertsturm kämpfen, oder um einen Heiler, der Informationen im Bewusstsein einer Person verändert: „Alle Geschichten zeigen“, erläutert die Kölner Autorin Angela Hoptich, „welchen Einfluss die Kraft der Elemente auf den Menschen hat, auf sein Bewusstsein, sein Herz, seinen Geist, seinen Körper.“
Angela Hoptich ist eine von 10 Autor*innen, die in Sturmgesang ihre Geschichten veröffentlicht haben. Sie lebt seit 23 Jahren in der Südstadt, ist am Niederrhein geboren und liebt Köln, nach Stationen in Bayern und Hessen, als Nabel der Welt. Mit Angela spreche ich über Sturmgesang, denn sie hat selbst drei Geschichten darin verfasst und ist Gründungsmitglied der Autorengruppe. So erklärt sie mir, wie das Projekt zustande kam: „Im weitesten Sinne war die 4-Elemente-Lehre – Feuer, Wasser, Luft und Erde – der Ausgangspunkt für unser Anthologie-Projekt.“
Wie so oft: Anfang war banal
Gemeint ist das Projekt der Kölner Autorengruppe SechzigDreißig, deren Mitglieder 2016 zusammensaßen, und – man erinnert sich kaum angesichts der Hitze dieses Sommers – über das schlechte, weil verregnete Wetter sprachen. „Es war wirklich ganz banal“, sagt Angela, „wir nörgelten und entwickelten Ideen, was alles passieren könnte, wenn es weiter so regnen würde.“ So entstand die erste Anthologie von SechzigDreißig, die dem Hochwasser (Jahrhundertflut) gewidmet war. 2017 folgte mit Flammenspiel Band 2.
In Sturmgesang, dem dritten Buch der Gruppe, dreht sich nun also alles um Luft. Ein herausforderndes Thema war das, berichtet Angela: „Luft ist ja ein Element der Gegensätze. Die enorme Kraft eines Sturms entwurzelt Bäume und kann Menschen über Klippen wehen. Gleichzeitig beflügelt sie unsere Seele und Kreativität.“
Es sind kurze Geschichten enthalten – wie Sommerhimmel, eine Hommage an das alte Familienoberhaupt, die Oma, die sich im Krieg vor Luftangriffen fürchtete und deren Enkelin ihr gern die Angst vor dem Himmel genommen hätte: „Gerne hätte ich dir die Kraniche an der Ostsee gezeigt, wenn sie am Abend ihre Schlafplätze aufsuchen. Der Himmel ist dann mit Vögeln bedeckt und ihre Schreie übertönen jedes Geräusch. Das ist wunderschön. Vögel gegen Kampfbomber.“ Es gibt dramatische Geschichten wie Lebensatem, in der eine Frau immer wieder mit dem Sturm in ihrem Inneren kämpft und ihr großes Problem, Nähe zu ertragen, nicht abschütteln kann. Oder die Geschichten über einen Versuchsroboter, der dazu verdammt ist, wie ein menschliches Wesen zu fühlen wie auch über Base-Jumper auf der Suche nach dem ultimativen Kick.
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ODEON – das SüdstadtkinoBeispiele, die zeigen, wie unterschiedlich die 16 Geschichten sind – vom Erzählstil, aber auch von den Inhalten; mal real, mal surreal, manchmal sehr spannend, manches Mal fast mystisch, denn auch ein Märchen ist dabei. Gut gefallen hat mir auch die Geschichte über den Raben Poe, der eine Frau ermutigt sich auf eine ganz besondere Reise durch ihre Vergangenheit zu begeben und im Jetzt zu landen.
Name von Normseite
Die Autorengruppe ist mittlerweile auf 12 Autor*innen an- und zusammengewachsen, erzählt mir Angela, deren Herz für den magischen Realismus und alle Arten der Phantastik, Mystery und Imagination schlägt. Bei monatlichen Treffen arbeitet die Gruppe mit Unterstützung, Zuspruch, Respekt, Kritik, Textarbeit und viel Spaß an den Texten für das Anthologie-Projekt, aber auch an Langtexten einzelner Autor*innen. Der Name SechzigDreißig, den die Gruppe sich erst dieses Jahr gab, ist eine Hommage an die Formatierung der Normseite (60 Zeichen, 30 Zeilen), die – heute fast schon anachronistisch – noch in Manuskripten verwendet wird.
Autorinnen beim Tag des guten Lebens
Wer die Autorengruppe kennenlernen möchte, der kann das gut am 15. September 2019 anlässlich des Tags des guten Lebens, einer Initiative der Agora Köln. „Beim Tag des guten Lebens in Ehrenfeld haben wir einen Stand und möchten ins Gespräch kommen. Wir bieten Austausch übers Schreiben an, möchten uns über die Elemente, über Kunst und die Welt unterhalten.“ Auch eine Mitmachaktion für die bereits in Arbeit befindliche 4. Anthologie – ihr Thema wird das Element Erde sein – ist geplant und die AutorInnen lesen aus den bereits erschienenen Büchern.
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