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Gesellschaft

Under my skin: Mode als Motiv für Tattoo!

Mittwoch, 21. Februar 2018 | Text: Jasmin Klein | Bild: Richard Klein

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Jasmin staunt: gestochen scharfe Kunst am Körper.

Hab mich nach Nippes bewegt, raus aus der Südstadt, denn auf diese Arbeit mit Tinte und Nadel bin ich neugierig. Das Haus, das ich ansteuere, ist komplett von einem Baugerüst verdeckt. Hier soll ein Tattoo-Studio sein? Ich laufe über das Malervlies, das auf dem Bürgersteig liegt, krame mein Telefon aus der Manteltasche und frage, als sich Fynn meldet, „Ist die Adresse richtig? Ist hier denn überhaupt ein Tattoo-Laden?!“ – Genau in dem Moment öffnet er die Tür und genau hier und jetzt startet auch die Tattoo-Aktion.

Erstens: Mode

Doch Stop nochmal und zurück zur Geschichte hinter dem Bild, das tätowiert werden soll, zurück zu: Thomas Maria Stoehr. Der Modedesigner aus der Südpfalz, den ich seit mehr als 25 Jahren kenne, hat in einem restaurierten Weingut in Deidesheim seinen Showroom, geschneidert wird seine Mode in Neustadt an der Weinstraße. Seit dreißig Jahren steht er für nachhaltige Kleidung, hergestellt in Deutschland. Der Mann hat mir seinerzeit Röcke auf den Leib geschneidert, die mir noch heute passen. Das ist Nachhaltigkeit, lange bevor sie zur vielgenutzten Phrase wurde. Gute Stoffe, gute Schnitte. So gute Schnitte, dass sich Menschen ein Bild dieser Mode in die Haut tätowieren lassen wollen.

Zweitens: Tätowierer

Vor zwei Jahren lernte Stoehr Fynn aus Köln kennen, als dieser für ihn modelte. Als Jugendlicher war Fynn so schwer erkrankt, dass er viele Monate im Bett verbringen musste und sich die Zeit mit Zeichnen vertrieb. Sein älterer Bruder riet ihm damals, Tätowierer zu werden, da war Fynn 14. Er lehnte ab. Heute ist Fynn Röller-Siedenburg 21 Jahre alt. Und: Tätowierer geworden, der beste Beruf, den er sich vorstellen kann. „Wir sind ein Tattoo Atelier – wir haben keine Laufkundschaft, sondern arbeiten nur mit festen Terminen.“ Favela Chic heißt der Laden in Nippes. Geführt wird er von der Tattoo-Künstlerin „Isa Zou“, die Fynn alles beigebracht hat, was man über das Tätowieren wissen muss. Die Motive allerdings entstehen in seinem Kopf, sind sein Ding. Die Bekanntschaft mit Designer Stoehr inspirierte ihn zur Zeichnung eines Stoehr-Mantels aus der Kollektion Herbst-Winter 2017/2018 – als Tattoo-Motiv, nur mit Punkten gestochen. „Dot Tattoo“ nennt man diese Technik, dem Pointillismus aus der Kunst nachempfunden.“, so Fynn.

Under my skin - Mode als Motiv

Drittens: Tattoo & Fashion-Fan

Eine junge Frau von 22 Jahren, nennen wir sie Elena, liebt Tattoos. Sie hat schon einige, vielleicht 15 oder 20. Bei Instagram sucht sie nach neuen Tattoo-Ideen, immer mit schwarzer Tinte, das gefällt ihr am besten. Sie entdeckt Tätowierungen, die Fynn gestochen hat und verliebt sich in seine Zeichnung des Stoehr-Mantels. Elena nimmt Kontakt zu Fynn auf, macht einen Termin aus, und jetzt stehen wir mittags Punkt 12 im Tattoo Studio in einem Haus mit Baugerüst mitten in Nippes.

Last but not least: Die Beobachterin.

In Köln ist der Februar kalt, und Elena greift dankbar in die Schüssel voller Krapfen, die Fynn gekauft hat, denn der Tag wird lang. Fünf Stunden braucht er, um den Mantel auf Elenas Oberschenkel zu stechen. Für die Ewigkeit, aber ohne die Socken von der gezeichneten Vorlage, das ist ihr wichtig. Die Socken sollen nicht mit aufs Tattoo, dafür die Schuhe aber gerne. Ich darf zuschauen und bin fasziniert
Was ihr an dem Mantel denn so gut gefallen habe, frage ich Elena. „Er ist zeitlos schön. Er wirkt sehr modern und gleichzeitig klassisch. Wenn ich ihn anschaue, fühle ich mich gut. Ich wollte ihn unbedingt haben, und jetzt ist es endlich so weit.“ Ich habe noch nie davon gehört, dass sich jemand ein Designer-Kleidungsstück tätowieren lässt. Ist aber in jedem Fall so nachhaltig wie der eigentliche Mantel.

Intime Nähe für Stunden

Als erstes bringt Fynn das Stencil, eine Art Schablone, an Elenas Bein an. Denn ein Tattoo entsteht nicht frei Hand, sondern hat ein zuvor gezeichnetes Bild als Vorlage, das anschließend mit ruhiger Hand eingestochen wird. Auf was man denn so achten müsse, wenn man ins Tattoo-Atelier geht, will ich von Elena wissen. Sie denkt kurz nach: „Man sollte genug gegessen und getrunken haben und nicht verkatert sein vom Vorabend. Wenn die Tätowierung dann vorbei ist, sollte man die Wunde sauber halten und pflegen. Ich selbst mache die Schutz-Folie noch am gleichen Abend ab, spüle zwei-, dreimal mit lauwarmem Wasser ohne Seife, packe dünn Creme drauf und dann viel frische Luft. Nach einer Woche löst sich die Kruste. Das Jucken ist nicht angenehm, aber ein Zeichen, dass es heilt.“, erzählt sie weiter.

Fynn erklärt die unterschiedlichen Nadelstärken. Hier arbeitet er mit einem 5er Round Shader. Geübt hat er das Tätowieren an Schweinehaut und an seinem Bruder, der ihm schließlich diese Art der Beschäftigung nahe gelegt hat. Mittlerweile tragen mehr als hundert Menschen Tattoos, die Fynn entworfen und gestochen hat.

Ein Beitrag geteilt von Fynn Röller-Siedenburg (@fynnforthepeople) am

Elena hat nach vier Stunden Stechen keine große Lust mehr. Der Schmerz ist sehr groß, gerade beim abschließenden Umrunden. Aber eine kurze Pause macht keinen Sinn, denn „dann dauert es ja noch länger, bis alles vorbei ist“. Was ist denn aus Sicht des Tätowierers wichtig, für eine so lange Sitzung, frage ich Fynn: „Man sollte fit sein, ausgeschlafen und konzentriert. Es gibt Tattoos, an denen sticht man acht Stunden, wobei ich das schon grenzwertig lang finde. Man sollte sich seine Kunden gut aussuchen. Schließlich sitzt man lange nah zusammen, und da sollte man sich schon mögen. Sich ein Tattoo stechen zu lassen ist etwas sehr Intimes. Man redet über Vieles, und auch das geht meistens unter die Haut.“
Nach fünf Stunden ist das Tattoo fertig. Elena stellt sich vor den Spiegel und schaut es sich zufrieden an. Der Schmerz ist sofort weg. Fynn hüllt den auftätowierten Mantel auf dem Oberschenkel in Klarsichtfolie, dann packt Elena ihre Sachen und fährt nach Hause. Einen Designer-Mantel von Stoehr hat sie jetzt immer an. Für mich allerdings gilt: Es gibt so viele tolle Motive, das ich mich für keins entscheiden kann, das ich dann lebenslang auf der Haut tragen will.

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