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Gesellschaft

Drinnen wie draußen

Montag, 5. November 2012 | Text: Reinhard Lüke | Bild: Jean-Pol GRANDMONT/ Meine Südstadt

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Früher war die Sache klar. Wenn man ausging, ging man rein. Man verließ die eigene Wohnstatt und begab sich in ein Lokal seiner Wahl, um es sich in trauter Runde irgendwie nett zu machen. Drinnen, versteht sich. Wer heute ausgeht, geht raus und bleibt draußen. Nun gut, bei angenehmen Temperaturen ist diese Draußensitzerei an lauschigen Orten nicht zu verachten. Zumal, wenn man daheim nur ZKDB ohne Sitzgelegenheit im Freien hat. Doch inzwischen wollen die Kölner gar nicht mehr rein, sondern ganzjährig Frischluft fassen. Und so sieht man sie in diesen Tagen, dick eingemummelt und bemützt, vor allerlei Kneipen sitzen. Wenn die Wirte dazu noch dicke Pferdedecken spendieren, die man sich dankbar um Schenkel und Hüfte drapiert, hat der Anblick der Gästeschar fast etwas von Versprengten eines Flüchtlingstrecks im Kriegswinter 1944/45. Wen es dennoch fröstelt, der darf auch gern unter einer dieser Gaslaternen, pussierlich „Heizpilze“ genannt, Platz nehmen. Die sollen zwar ökologisch bedenklich sein, machen es aber so richtig heimelig. Wie drinnen. Nur draußen.

Wo dieser Irrsinn herkommt und wann das Ganze angefangen hat? Keine Ahnung. Ursprünglich hatte ich mal unsere Landsleute aus südlichen Gefilden in Verdacht. Von denen weiß man doch, dass sie daheim den ganzen Tag nur auf der Straße sitzen, Kaffee, Tee oder sonst was trinken und den Lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Aber Türken und Italiener sieht man im deutschen Herbst eigentlich nie unter Heizpilzen sitzen. Zweiter Verdacht: die Raucher, die ja drinnen nicht mehr dürfen. Liegt nahe, kann aber auch nicht stimmen. Wann immer ich eine Lokalität kurz verlasse, um meinem Laster zu frönen, betrete ich eine mehr oder minder rauchfreie Zone, deren Bewohner mich mit vorwurfsvollen Blicken mustern, weil ich ihnen offenbar ihr Outdoor-Abenteuer am elektrischen Lagerfeuer verleide.
Sieht man davon ab, dass inzwischen selbst jede kleine Eckkneipe die Gehwegfläche mit Sitzgelegenheiten verknappt, gebiert der Trend aber auch immer wieder Orte, deren Erhabenheit einem die Sprache verschlägt.

 

Lange Jahre befand sich meine Lieblings-Außengastro unmittelbar an der Nordsüdfahrt. Wenn man auf ihr Richtig Norden fuhr und kurz vor der WDR-Unterführung die rechte Spur nahm, um zum Bahnhof abzubiegen, war sie plötzlich da. Die Kneipe mit aschgrauer Außenfassade, deren Inhaber es für eine tolle Geschäftsidee hielten, ein paar Holztische mit Stühlen auf den schmalen Bürgersteig zu stellen und das Ganze auch noch mit lustigen Sonnenschirmen zu dekorieren. Und ich schwöre, auch da habe ich Menschen sitzen sehen, die in diesem Ambiente ohne jeden Grashalm mit freiem Blick auf sechs Autospuren entspannt an Kaltgetränken nippten. Gastronomische Eventkultur für Landbewohner oder was? Aber offenbar hat sich die Sache auf Dauer denn doch nicht gerechnet. Das Abgas-Biotop ist jedenfalls weg. Aber inzwischen gibt es gleichwertigen Ersatz. Nordsüdfahrt, die hier Tel-Aviv-Straße heißt, Ecke Blaubach hat in dem neuen Gebäude-Komplex auf dem Gelände des ehemaligen Polizeipräsidiums jüngst die Filiale einer Hotel-Kette eröffnet. Und was durfte ich zu meiner Freude bei der ersten Vorbeifahrt entdecken? Genau! Auch da saßen Menschen unter Schirmen und schnupperten das Flair der Straßenkreuzung. Auch nicht schlecht ist die Gaststätte auf der Severinstraße, die sommertags an ihrem Hinterausgang auf Außengastro macht. Wobei dieser Ausgang schnurstracks auf den Parkplatz an der Achterstraße führt. Schlemmen im ruhenden Verkehr. Vielleicht nicht sonderlich romantisch, aber immerhin abgasfrei.

 

Aber draußen muss gar nicht immer draußen sein. Es geht auch drinnen. Allerliebst finde ich beispielsweise jene Flächen in Einkaufszentren, auf denen findige Gastronomen der Tristesse der überdachten Flaniermeilen mit überaus kuscheligen Dekorationen trotzen. Ein Jägerzaun, mit Plastikefeu umrankt, ein paar urige Tische und Bänke, vielleicht noch ein plätschernder Pappmaché-Brunnen (wenn gerade Oktoberfest ist, dürfen auch ein paar weiß-blaue Fähnchen nicht fehlen) und schon lässt sich der Kölner nieder, beißt herzhaft in Würste, zischt ein Kölsch und fühlt sich pudelwohl. Also, liebe Wirte, die ihr euch wundert, warum eure kuschelig warmen Gaststuben in diesen Tagen so leer bleiben: Lasst den Quatsch mit der Außen-Gastro, spart euch Gartengestühl, Decken und Heizpilze, holt euch mit ein paar Utensilien aus dem Baumarkt die Natur ins Haus und dann reißt auch im Winter einfach die Fenster auf. Und schon ist die Hütte voll. Wenn auch nicht warm.
 

Text: Reinhard Lüke

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