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Kultur

Vom Leben und Leiden eines Schriftstellers

Montag, 19. April 2010 | Text: Stephan Martin Meyer | Bild: Volker Dittrich / Dittrich Verlag

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Das Kölner Literaturhaus. Zwischen Baustellen und Rheinuferstraße, ehemaliger Küppers-Brauerei und dem Neubau der Cologne Oval Offices an der Schönhauser Straße. Hinter Bauzäunen verborgen liegt der Eingang zu den Räumen des Forum für Fotografie. Die Stühle sind in geraden Reihen aufgestellt. An den Wänden hängen Schwarz-Weiß-Fotografien von Timm Rautert, die sich mit dem Prager Fotografen Josef Sudek und dessen Heimatstadt beschäftigen. Eine gewaltige, rauschende Ruhe. Ein phantastischer Eindruck.

 

Der Abend des 14. April 2010 gehört den beiden Künstlern Erasmus Schöfer und Markus von Wrochem – dem Schriftsteller und dem hervorragenden Saxophonisten. Schöfer bringt seine Gefühle und Gedanken zu Papier, von Wrochem setzt sie in Musik um. In der Art ihres Ausdrucks könnten diese beiden Kunstformen kaum gegensätzlicher sein, in ihrer Emotionalität sind sie sich jedoch ganz nah. Die Künstler verbindet ihr Wohnort – die Südstadt.

Die etwa 60 Zuhörer rekrutierten sich izum großen Teil aus den Freunden und der Familie Schöfers – aufgeschnappte Gespräche und die Bemerkungen des Moderators legen dies zumindest nahe. Es ist jedes mal von Neuem erstaunlich, noch immer der jüngste Besucher einer Literaturhaus-Veranstaltung zu sein. Das sollte sich ändern.
Im Gemurmel des Publikums bringt Markus von Wrochem mit einer Improvisation um den Ton „e“ die Zuschauer mit dem Saxophon elegant zum Schweigen. Die melancholische Melodie entführt sie in die Welt der Musik und Literatur.

Der Musiker und der Literat spielen miteinander, sie umschwärmen sich, sie tragen und stützen sich gegenseitig. Abwechselnd lassen sie das Publikum mit dem harten Alltag des Künstlers in Kontakt treten. Denn darüber schreibt Schöfer in seinem Buch Der gläserne Dichter. Er berichtet von den eigenen Erfahrungen mit dem Schreibprozess, von den Widerständen, dem Zweifel an sich selbst und der Verzweiflung über die hochgelobten Kollegen, die mit Preisen überhäuft werden, während er selber leer ausgeht.

 

Doch nicht um ihn selber geht es. Er schreibt in der dritten Person, tritt also aus sich selbst heraus, betrachtet die Welt des Schreibens, ja der Kunst im allgemeinen, aus der Distanz. Es ist das tragische Schaffen des Autors, über das er schreibt, in einer Welt, die von Blogs und Newslettern überhäuft wird. In einer Welt, in der jeder glaubt, schreiben zu können und zu dürfen. Es ist eine Anklage gegen die Zufälligkeit und den Verfall der Sprache. Ein wenig klingt dieses „früher war alles besser“ durch, verflüchtigt sich aber sofort, bevor es manifest werden kann.

Von Wrochem nimmt einfühlsam die Befindlichkeiten des Autorenkollegen auf. Er scheint ihn mit seiner Musik trösten zu wollen, drängt sich manchmal sogar in den Lesefluss hinein, ohne diesen zu stören. Ganz im Gegenteil: Er scheint ihn zu weiter zu tragen, wenn dem Autor die Worte ausgehen. Die Niedergeschlagenheit, die Sehnsucht, die Freude – von Wrochem setzt die geschriebenen Worte in Musik um.

Mit einer sehr gut durchdachten Dramaturgie schweben die beiden Künstler durch den Abend. Sie wirken wie ein harmonisches, eingespieltes Team, dem ein kurzer Blick, ein Kopfnicken oder die minimale Betonung eines Wortes oder Tones ausreicht, um dem anderen den Übergang zu signalisieren. Sie arbeiten professionell und routiniert, binden das Publikum durchgehend in den Prozess des Lesens und Musizierens ein, sie spielen und lesen gleichermaßen für sich wie für die Zuhörer. Ein wunderbar runder, melancholischer, manchmal auch lustiger Abend, den man danach gerne mit einem Glas Wein beenden möchte.

Doch dies ist dem Publikum leider verwehrt. Zunächst muss es sich einem Gespräch über das Buch und den Autor hingeben. Darüber dass er schwitzt und über die Frage, wo er schwitzt. Die Stimmung ist futsch. Die Gäste verlassen zügig den Saal. Übrig bleiben beinahe nur ein paar enge Freunde des Schriftstellers, die sich um diesen scharen. Der genießt das offenbar, wirft mit ein paar locker daher geredeten Sätzen um sich, die dann auch die letzten interessierten Fremden zum Aufbruch bewegen.

 

Text: Stephan Martin Meyer

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