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Kultur Sport

Von Warmduschern und Weltmeistern

Montag, 22. Oktober 2012 | Text: Roger Lenhard | Bild: Team Cream Cologne

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

– Zur Sonderausstellung im Deutschen Olympia & Sportmuseum.

Die WM 2022 wird in Katar ausgetragen. Auf gleichgeschlechtlichen Sex steht dort eine Gefängnisstrafe von fünf Jahren. Joseph Blatter, der oft als korrupt verdächtigte FIFA-Präsident, riet Homosexuellen,  dort „jegliche sexuelle Aktivität“ zu unterlassen.
Roman Weidenfeller kommentierte seine Nichtberücksichtigung und die Nominierung des jungen Ron-Robert Zielers aus Hannover für die WM 2010 mit den Worten:“Vielleicht sollte ich mir die Haare schneiden und etwas zierlicher wirken.“ Eine perfide Anspielung auf die Gerüchte angeblicher Homosexualität rund um die Nationalmannschaft.
In der Diskussion über die Rolle Michael Ballacks im Nationalteam schoss der Berater des Spielers Michael Becker scharf und bezeichnete Teile des Nationalteams als „Schwulencombo“.

Ich gehörte zu den Dusseln, die, nachdem das 4:0 für die Deutschen in der WM Qualifikation gegen Schweden gefallen war, die Kneipe verlassen haben. Trotzdem bin ich mir sicher, mit welchen Worten einige Fans den Kollaps unserer Ländermannschaft begleiteten: „Ist das schwul“, „schwules Gekicke“, aber auch: „Was für eine Schwuchteltruppe“, „was für Weicheier“, „sind das Warmduscher“. „Schwul“ steht im Fußball für Schwäche, also mangelnde Härte und Fehlerhaftigkeit. Ein Freund von mir hat in den Achtzigern vier Jahre erste und zweite Bundesliga gespielt. Auf die Frage, ob er einen homosexuellen Bundesligaprofi kennengelernt habe, war die Antwort: „Nein, das waren alles totale Machos. Ein Schwuler hätte keine Chance gehabt.“ Nichts anderes ist auch von Fans zu erwarten, die dunkelhäutige Spieler mit Affenlauten und anderen Schmähungen rassistisch herabwürdigen. Doch anders als die Hautfarbe lässt sich die sexuelle Orientierung gut verstecken. Und so gibt es außer Mutmaßungen weiterhin keinen Profifußballer, der offen schwul ist.

Aus der Not heraus, nicht Fußball spielen zu können, ohne seine sexuelle Orientierung zu verbergen, hatten 1992 in Köln beim Grillen Sascha Höhn und Rolf Emmerich die kühne Idee, eine eigene Mannschaft mit schwulen Kickern zu gründen. Dazu wurden Flyer mit dem schlichten Text „Fußball für Schwule? Ja, das gibt es!“ plus Telefonnummer in Kneipen der Szene verteilt und Anzeigen in der Stadt-Revue geschaltet. Zur Überraschung der Initiatoren war die Resonanz groß und bald fand das erste Training auf den Uniwiesen statt. Cream Team Cologne, die erste schwule Fußballmannschaft war gegründet, in der übrigens bis heute auch Heteros mitspielen. Es war der Beginn einer großen Erfolgsstory mit mehreren Weltmeistertiteln. In der Bunten Liga ist das Team ebenfalls seit 1996 vertreten.

 

Jubel nach dem Spiel. / Foto: Cream Team Cologne Archiv

 

Zum 20-jährigen Mannschaftsjubiläum ist in Zusammenarbeit mit dem Centrum Schwule Geschichte eine kleine, aber feine Sonderausstellung im Deutschen Olympia & Sportmuseum zu sehen.  Präsentiert werden bis zum 18. November Dokumentationstafeln, Pokale und allerlei Reliquien, z.B. ein Stück des Rasens aus dem Central Park, wo die ersten Gay Games gewonnen wurden. Eine Duschkabine im Raum fehlt auch nicht, eine Anspielung auf die Bezeichnung Warmduscher mit der schwule Spieler gerne betitelt werden. Besonders interessant sind die verschiedenen Videos mit Interviews von ehemaligen und aktuellen Spielern sowie einer Trainerin der Mannschaft.

Vielleicht ist die Zeit nicht mehr fern, in der sich ein prominenter Fußballer zu seiner Homosexualität bekennen wird, wie es sogar in härteren Sportarten schon passiert ist: 2009 outete sich die Waliser Rugby-Legende Gareth Thomas und kürzlich der aktive Top-Boxer Orlando Cruz aus Puerto Rico. Es wäre doch schön, wenn irgendwann Spielerfrauen und Spielermänner auf den Tribünen der Ligen gemeinsam jubeln oder trauern würden.

Dem Olympia & Sportmuseum, eigentlich ein Ort großer Sportmomente und seiner Helden, ist es hoch anzurechnen, diese kleine Geschichte gelebter Selbsthilfe in einer Sonderausstellung zu würdigen. Trotzdem war ich enttäuscht. Die Ausstellung war für meinen Geschmack zu sehr Fotoalbum und nacherzählende Chronik. Das ist für all Jene sicherlich ausreichend und anrührend, die das Cream Team über die Jahre hinweg begleiteten und teilweise noch begleiten. Doch ist die Gelegenheit verpasst worden, in dem öffentlichen Raum des weit über Köln hinaus bekannten Sportmuseums, von der Anschauung am Beispiels des Cream Teams Cologne zur Aufklärung darüber zu kommen, wie homosexuellenfeindlich unsere Gesellschaft in großen Teilen noch immer ist. Nach einer kürzlich veröffentlichten Studie haben 52 Prozent der Lesben oder Schwulen Angst, ihre sexuelle Identität am Arbeitsplatz preiszugeben. Was für ein Horror für die Betroffenen. Auch über diese Unerträglichkeit und den daraus resultierenden Deformationen  hätte ich gerne mehr erfahren. Das ist leider versäumt worden.

 

 

Lange Nacht der Museen am 3. November 2012
Eine lange Cream-Team-Nacht erwartet die Museumsbesucherinnen und -besucher in den Abendstunden des 3./4. November 2012. Federführend sind auch hier Mitglieder vom Cream-Team-Cologne und dem Centrum Schwule Geschichte. Angeboten werden Führungen um 21.00 Uhr, 21.45 Uhr, 23.15 Uhr und 0.00 Uhr, die Erinnerungen an große Siege und bittere Niederlagen lebendig werden lassen.

 

Musikalisch eingerahmt wird die Lange Nacht vom Schwullesbischen Chor Köln unter der Leitung von Jürgen Terhag. Jeweils um 20.00 Uhr und um 22.30 Uhr werden „Fangesänge“ ganz eigener Art angestimmt. Und das Publikum im Deutschen Sport & Olympia Museum ist zum Mitsingen herzlich eingeladen.

 

 

Deutschen Sport & Olympia Museum

Im Zollhafen 1  

50678 Köln

Text: Roger Lenhard

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