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Kultur

Was kann schon passieren…

Dienstag, 17. November 2015 | Text: Alida Pisu | Bild: ©Meyer Originals

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

An einem Ort, der dafür bekannt ist, dass nichts passiert, kann auch nichts passieren, oder? Und ob was passieren kann! Aber das kann sich Nonnis Vater Bjatur nicht vorstellen und so macht er sich mit seiner Frau auf den Weg ins Nachbardorf. Dort soll sie ihr Baby zur Welt bringen. Die beiden lassen ihren Sohn Nonni allein zurück. Mit dem schlecht gelaunten Hirtenhund Titla und dem Schaf Gullbra, ganzer Stolz des Vaters. Denn Gullbra hat mehr Lämmer geboren als jedes andere Schaf. Nonni soll auf das Schaf aufpassen, der Hund auf Nonni. Und dann passiert sie eben doch, die kleine Tragödie: das Schaf macht sich vom Acker bzw. von der Eisscholle. Ort des Geschehens ist nämlich die eisige, isländische Einöde.

Was heißt Einöde? Wer Island kennt, hat schon von sagenumwobenen Elfen gehört, für die es sogar Elfenbeauftragte gibt. Oder von mystischen Orten, an denen die Erde zu atmen scheint. Nicht zuletzt von Trollen, die ihr Unwesen treiben. Zwischen Trollen und Tieren muss Nonni, dieser einsame, ängstliche, sich ungeliebt fühlende Junge, der mit Kochtopf und Rührlöffel spricht, um Gesprächspartner zu haben, zu sich selbst finden und erwachsen werden. Eine klassische Heldengeschichte, die das Stück „Eine Nacht in Schnee und Eis“, mit viel Witz und Liebe zu seinen Figuren erzählt. Im Comedia Theater feierte es eine umjubelte Premiere.

Schnee und Eis und eine massive Felsformation – ebenso kalt und unwirtlich wie märchenhaft mutet das Bühnenbild an. Hier wird einem nichts geschenkt, hier muss man um sein Überleben kämpfen, doch gerade hier sind auch Begegnungen möglich, die in der Sphäre des Phantastischen liegen. Trolle? Dass es sie gibt, davon hat die Mutter Nonni schon erzählt, nur: was man nicht mit eigenen Augen sieht… Erst die Not, genauer gesagt, die Notwendigkeit, das verlorene Schaf wiederzufinden und sich damit der Aufgabe des Vaters gewachsen zu zeigen, führt Nonni in die Sphäre, in der er sich beweisen muss.

 

Hier muss man um sein Überleben kämpfen. /Foto: ©Meyer Originals

Begleitet wird er dabei von seinem Hund Titla. Nun, eigentlich ist es ja gar nicht sein Hund, sondern der Hund seines Vaters, der ihn nicht als Chef akzeptieren will, sich frech, dreist und vorlaut gebärdet, Nonni immer wieder zur Rückkehr bewegen will. Die zwei scheinen nicht füreinander geschaffen zu sein, doch dann sind sie aufeinander angewiesen. In der Kälte, im Schneesturm, in der Konfrontation mit den unheimlichen Trollen, die in der Natur ihr Unwesen treiben. Rührend, wie Titla dem Jungen zweimal das Leben rettet und dabei sein eigenes Leben für ihn riskiert. Rührend aber auch, wie unbedarft und unvoreingenommen der Junge auf die gefährlichen Trolle, zwei zerstrittene Brüder, den Eistroll und den Feuertroll, zugeht. Und sie dadurch zum Reden bringt. Ob sie das Schaf gesehen haben oder wissen, was und warum und überhaupt? „Wer weiß schon, was im Kopf eines Schafes vor sich geht“, so ihre sybillinischen Antworten.

Ja, genau, wer weiß das schon, warum das Schaf ganz unvermutet auftaucht, um plötzlich wieder in der Versenkung zu verschwinden. Ö?ünç Kardelen gibt das Schaf umwerfend komisch, mal guckt er dumm aus der Wäsche, mal wirkt er verschmitzt bis hinter die Ohren, wenn er sehr zur Freude des meist jugendlichen Publikums sein „Mäh“-Lied singt. Herausragend aber und die Handlung tragend, ist Bettina Muckenhaupt in der Rolle des Hundes Titla. Unglaublich, wie dieser knurrige, widerspenstige, um flott-freche Sprüche nicht verlegene Hund sich zum treuen Freund Nonnis entwickelt, für den er durch dick und dünn geht. Dessen Sprache er zu verstehen und sprechen lernt. Weil die gemeinsam erlebten und bewältigten Abenteuer sie zusammen geschweißt haben.
Nonni (Henning Jung) wiederum hat erfahren, dass er sich behaupten kann. Und dass er sich verlassen kann. Auf einen treuen Gefährten an seiner Seite. Vom ängstlichen Jungen, der nicht weiß, was wird, wenn das Geschwisterkind kommt, vom Kind, das sich der Liebe seiner Eltern nicht sicher ist, entwickelt er sich zu einem, der ein Schaf gesucht und sich selbst gefunden hat.

 

Inszenierung mit Momenten voller Nähe und Zärtlichkeit. /Foto: ©Meyer Originals

„Wer weiß schon, was im Kopf eines Schafes vor sich geht“: wenn man darauf auch keine Antwort geben kann, so ist Schaf Gullbral vielleicht doch nicht so dumm, wie man denkt. Ist es doch irgendwie dann doch immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort und findet sich sogar von ganz allein wieder in seinem Stall ein. Als hätte alles so sein müssen. Damit ein einsamer Junge nicht länger einsam ist. Und damit er Verantwortung für sich und andere übernehmen kann. Ach, man muss gar nicht wissen, was im Kopf eines Schafes vor sich geht…

Eine hinreißende Inszenierung mit vielen komischen Momenten. Und mit Momenten voller Nähe und Zärtlichkeit. Ein Bühnenbild, das die Essenz Islands widerspiegelt. Toll, wenn der Feuertroll bei seinem Erscheinen den Fels sprengt und in feurig-rotes Licht taucht. Toll auch die Kostüme, allen voran die der Trolle. 

„Eine Nacht in Schnee und Eis“ von Charles Way
Mit: Henning Jung, Ö?ünç Kardelen, Bettina Muckenhaupt, Anne Simmering, Slim Weidenfeld
Regie: Petra Wüllenweber, Ausstattung: Lena Hinz, Musik: Ö?ünç Kardelen, Dramaturgie: Maren van Severen
Weitere Termine: 18., 30. November, 1., 2., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13. 14., 15., 16., 20., 21. Dezember 2015
Comedia Theater, Vondelstraße 4-8, 50677 Köln

 

Text: Alida Pisu

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