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Gesellschaft

Wo die Hunnen lagern…

Sonntag, 11. Juli 2010 | Text: Judith Levold | Bild: www.erstekoelnerhunnenhorde.de

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

…ist es heiß, und so brennt die Sonne gnadenlos auf das Gelände zwischen Volksgarten und Eisenbahnlinie nieder, wo Kölns Hunnenhorde ihr jährliches Lager aufgeschlagen hat. Auch das große Lagerfeuer vom Vortag glimmt und raucht noch und man fühlt sich wie am Set von einem Historienfilm.

 Es ist Samstag, 11 Uhr morgens, und die Hunnen sehen noch recht unhunnisch modern aus: bei Kaffee und Bio-Cornflakes sitzen sie sichtlich erschöpft vom Feiern am Vorabend und dem Klima in Köln, in Jeans, Shorts und T-Shirts unter den Vordächern ihrer fellgedeckten Zelte, der Jurten. Angenehm kühl ist es hier, also etwa 30 statt 35 Grad. Hunnenkönig Attila, alias Kurt Braun, seit gut 20 Jahren dabei, schreibt schnell ein paar Mails auf seinem Laptop, Freundin Karina stellt sich mental darauf ein, dass sie sich gleich für den Programmteil des Tages in Attilas Königin Ildiko verwandeln muss – mit viel Schminke und hunnischer Bekleidung, die echt wärmt. Den dreijährigen Fabio, schon als Hunnenprinz mit Namen Kokotschu fest im Verein etabliert, ficht das alles nicht an, also das mit dem Hunne Sein – er schläft erstmal eine Runde im Reisebettchen im Inneren der Jurte. Diese Zelte sind, wie überhaupt alles an Ausstattung, Bekleidung, Mobiliar, Waffen, Zierrat etc. von den Vereinsmitgliedern in jahrelanger Arbeit gesammelt, gebastelt, gebaut und genäht worden. Denn das ist schließlich das, was die Freizeit-Hunnen gerne tun: in ein anderes Zeitalter, eine andere Welt, ein anderes Leben eintauchen. Gemeinsam und nicht nur, aber auch, zu Karneval!

„Sich für die Geschichte des Hunnenvolkes interessieren und zu versuchen, hunnisches Leben nachzuzeichnen und den Besuchern der Lager mit Show und Kulisse zu zeigen“ sagt Charlie Kaiser, Fürst Anagai seit 1971, sei Vereinsziel. Und dann zeigt er nicht ohne Stolz seine selbst gefertigte, unglaublich schwere und schmucke Kampfrüstung. Sie anzuziehen, davon nimmt er aber heute mal Abstand: zu heiß, „da kippe ich ja aus den Latschen“. Stattdessen begleitet er mich in hunnischem Freizeitdress -einem schwarzen, knöchellangen und taillierten Gewand mit goldenen Borten- in die wahre Vorzeige-Jurte auf dem Platz: unweit vom so genannten Schamanen-Kreis, wo Rituale und Feste, auch Hochzeiten, für´s Publikum zelebriert werden, steht es, das ziemlich prachtvolle Fürstenzelt – ausgelegt mit Fellen und Teppichen, toll mit gefühlt tausend Kerzen beleuchtet und gefüllt mit dem, was man „beim Film“ Requisite nennt: hunnischen Beuteschätzen, metallenen Bechern, Waffen, Rüstungen, Bildern, Schmuck und einem Thron. Mein Fazit: hier gibt es was zu sehen!

 Eigentlich, so beschleicht mich der Gedanke, sind diese Hunnen ja unserer Zeit voraus gewesen: seit ihrer Gründung betreiben sie im Grunde das, was heute LARP heißt. Also Live Action Role Playing, also der Sachverhalt, bei dem Menschen als Orks, Elben, Trolle, Ritter oder Herr der Ringe leben und Fantasy-Geschichten nachspielen – weltweit in großen Communities, mit riesigen Events zum Beispiel in der KölnMesse, einer Ausstattungsindustrie und Computerspielen.
„Wir waren die ersten 1958, inzwischen gibt es an die 100 Stämme, also Stämmevereine, in Köln“ sagt Charlie Kaiser, der neben Fürst Anagai, auch noch die Rolle des Vereinspressesprechers innehat. Also diese Hunnen spielen schon seit gut 50 Jahren Hunnen. Das soll mal einer nachmachen!

Doch es fehlt an Nachwuchs – „Zu viele Vereine“ so Charlie Kaiser, „man muss jetzt auch moderner werden“ fügt Kurt Braun hinzu, Vorsitzender seit 3 Jahren, und meint damit das Programm bei Lagern wie diesem: mehr Tanzkorps und Musik auf der Bühne, andere Vereine einladen, sich vernetzen. Damit dieses Gemeinschaftsgefühl bleibt. Dieses „gemeinsam in einer Woche das Lager aufbauen“ wie Königin Ildiko erzählt, oder das Zusammensein und sich in vollem Hunnenornat dem Publikum zeigen – das finden alle klasse.

Das kostet so manchen auf dem Platz hier seinen dreiwöchigen Sommerurlaub. Und natürlich kostet das viel Freizeit. Und was das an Geld kostet? Hab´ich vergessen zu fragen. Nur eins noch: Hunnen gucken Fußball!

 

Text: Judith Levold

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