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Kultur

Wunderkind isst gerne „Wurscht“.

Dienstag, 6. März 2012 | Text: Beate Fechtig | Bild: Karsten Schöne

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Andreas Varady ist 14 Jahre alt, ein Teenie, aber er weiß schon genau, was man den Journalisten erzählen muss. „Ich werde nicht zum Üben gezwungen, auf keinen Fall“, sagt er, „eigentlich übe ich auch nicht richtig..“ Auf keinen Fall will er als qequältes Musik-Wunderkind erscheinen, das wird schnell klar. „I do it the Gypsy way“, so bechreibt der junge Jazzgitarrist seine Übe-Methode, ich spiele ein bisschen, esse was, spiele wieder, mache Hausaufgaben – so läuft das.“

Der Junge kommt aus einer Sinti-Familie aus der Slowakei und wird in der internationalen Jazzszene als Wunderkind gehandelt, weil er spielerisch und scheinbar leicht selbst komplizierteste Jazzharmonien auf seiner Gitarre beherrscht. Im Alten Pfandhaus in der Südstadt tritt er am Freitag (09.03.2012) mit seiner Band auf.

Schon als ganz kleines Kind sah und hörte Andreas seinen Vater, auch ein Musiker, zu Hause Gitarre spielen. „Und dann wollte ich so ein Ding haben, konnte es ihm aber nicht sagen, weil ich noch nicht sprechen konnte.“ Irgendwie haben die Eltern es wohl doch verstanden – und kauften ihm die erste Mini-Gitarre. Noch heute spielt er jeden Tag darauf – obwohl er noch fünf weitere Instrumente hat, unter anderem eine verkleinerte Spezialanfertigung seines amerikanischen Sponsors Benedetto im Wert von rund 5000 Dollar. „Weil ich eben zu faul bin, die anderen aus dem Koffer zu holen“, so Andreas, „natürlich sollte ich meine kleine erste Gitarre besser hüten, aber sie liegt imme irgendwo herum und so spiele ich auch oft darauf.“

Andreas Varady spricht kein Deutsch, noch nicht, denn erst seit ein paar Wochen wohnt er hier. In Rech, einem kleinen Weindorf bei Ahrweiler, hat der 14jährige mit seiner Familie eine Wohnung bezogen. Gerne sei er auf dem Land, „weil man da viel mehr machen kann als in der Stadt. Nächsten Winter kaufe ich mir erst mal ein Snowboard.“ Skaten mag er und Basketball, auf seiner X-Box zockt er gerne. Aber jetzt will er erst mal Deutschland erkunden. Ob es denn hier in Köln „coole Sachen und Orte“ gäbe, will er wissen. Und warum die Deutschen „das „b“ so komisch schreiben“, fragt er und zeigt auf einem Plakat auf ein „ß“. Seit drei Tagen erst besucht er die Realschule Ahrweiler, und so richtig kann er eigentlich nur sein Lieblingsessen auf Deutsch aussprechen. „Bratwurscht“, das mag er gerne: „But don´t say Wurst“, lacht er, „it´s Wurscht.“

Aber der „Wurscht“ wegen ist die Familie Varady natürlich nicht hier – sie kamen aus Limerick in Irland wegen der Karriere des Sohnes. Schon nach Limerick wanderten die Varadys 2007 aus, um dem hochbegabten Sohn den Zugang zur internationalen Jazzszene zu ermöglichen. Dieser Plan ging voll auf. „Wir spielten in Irland auf der Straße, das wollte ich schon immer mal ausprobieren“, so Andreas,  „und wir konnten so auch Geld verdienen.“ Unter anderem wurde der irische Jazz-Drummer David Lyttle auf den Jungen aufmerksam, nahm ihn unter seine Fittiche und stellte wichtige Kontakte her. Es folgte ein Auftritt im staatlichen irischen Fernsehen, Andreas spielte auf zahlreichen Festivals und bekam sogar ein Stipendium für ein Semester am Skidmore Jazz Institute in New York. „Da war ich der Jüngste – und die anderen waren auch fast alle Amerikaner . Das war sehr cool“, sagt er. Mit 13 Jahren trat erals jüngster Musiker jemals in Londons legendärem Jazzclub „Ronny Scott´s“ auf. Die englische Presse war aus dem Häuschen. „Er schließt Soli in beeindruckender Virtuosität mit einer Ruhe ab, die man bei Gleichaltrigen nur vorfindet, wenn sie den Nachmittag mit dem heimischen Videospiel verbringen“, schrieb die englische „Times“.

Jetzt lebt die Familie Varady in Deutschland – und sein Debut hierzulande feiert das „Andreas Varady Trio“ am Freitag (09.03.2012) im Pfandhaus. Präsentiert wird hier auch das erste Album „Questions“, auf dem es neben Standards auch Eigenkompositionen von Andreas gibt – obwohl der eigentlich kein Experte der Musiktheorie ist. „Ich spiele lieber die Akkorde“, sagt er, „also ich weiß schon, wie sie heißen, kann auch immer besser Noten lesen – aber richtig gut darin bin ich nicht.“ Wahlweise auf der Gitarre oder auf dem iPad komponiert er, und er hat eine ziemlich klare Vorstellung davon, wohin die Reise musikalisch gehen soll. „Modern Jazz, das mag ich“. Seine Gypsy-Wurzeln lässt er nur gelegentlich anklingen, lieber will er Jazz und HipHop zu etwas Neuem, Eigenem verbinden. Natürlich verehrt er George Benson, aber die Jazzgitarristen der jüngeren Generation sind ihm näher. „Martin Taylor und Jonathan Kreisberg – das sind Vorbilder für mich.“

 

 

Besetzt ist das „Andreas Varady Trio“ neben Andreas mit seinem Vater (und Lehrer) Ondrej „Bandi“ Varady an der Rhythmusgitarre, und dem ebenfalls erst 14jährigen Schlagzeuger David Hodeck. Im Grunde hätten die Varadys auch eine Familien-Band gründen können, denn der zehnjährige Bruder Adrian ist schon ein ganz excellenter Drummer und die Mutter wie auch die kleine Schwester Beata (9) singen. „We jam at home“, sagt Andreas, „das ergibt sich manchmal so. That´s fun.“

Die Spielfreude, die harmonische Reife und einer erstaunliche Kreativität wird dem jungen Gitarristen von außen bescheinigt. Ob es zu einer großen Karriere reicht, lässt sich kaum vorhersagen. Zehn bis 15 Auftritte sind in diesem Jahr geplant, spielen wird er unter anderem bei der Jazz Rally in Düsseldorf und auf  dem Jazzfestival in Wiehl, im Herbst will er in der Türkei gastieren. Auch das Fernsehen hat das Jazztalent schon entdeckt: Am kommenden Donnerstag ist Andreas Varady bei Stefan Raabs „TV total“ zu Gast. Na, wenn das kein cooles Event für einen 14jährigen ist!

Text: Beate Fechtig

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