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Auf ein Kölsch mit...

Auf einen Cappuccino mit Lara Autsch

Dienstag, 17. November 2020 | Text: Jasmin Klein | Bild: Oliver Köhler

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Das erste Mal sah ich sie an einem Sonntagabend in der Fiffibar. Und zwar im Rahmen der sonntäglichen „New Material Night“, bei der Stand-Up-Comedians ihre neuen Bits vor einem geneigten Publikum ausprobierten. Sie haute mich mit ihrem Witz und Charme einfach um. Ein Ausschnitt: „Ich hab seit kurzem einen neuen Frauenarzt. Die Arzthelferin hat mich freundlich begrüßt und mir im Behandlungszimmer gesagt: „Klamotten können Sie erstmal anbehalten, Sie müssen sich ja erstmal kennenlernen.“ – Ich fand das voll nett, wie bei einem seriösen Date – also so würde ich es mir vorstellen. Dann kam der Arzt ins Zimmer, und wir füllten gemeinsam meinen Anamnesebogen aus. Er fragte mich: “Und wie verhüten Sie?“ Ich antwortete: „Ehhmm, ja… also wie soll ich sagen… mit meiner Persönlichkeit?! Mit meinem SCHARAKTER!““

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Danach sah ich sie häufiger auf den einschlägigen Stand-Up-Bühnen Kölns, aber seit Corona ist es dort ja bekanntermaßen sehr ruhig geworden. Anfang Oktober startete Lara mit ihrem Comedy-Kollegen Michael Ulbts, der auch die New Material Night moderierte, einen Podcast: Kopf und Bauch. Wir treffen sie im Café Armer Ritter in der Südstadt.

Kannst Du Dich an Dein erstes Mal auf der Bühne erinnern?
Bei meiner „Bühnenpremiere“ war ich vier Jahre alt. Meine Eltern betrieben eine Gaststätte in Bayern, in der es einen Saal mit Bühne gab, auf der Theaterstücke aufgeführt wurden. Unser Badezimmer wurde zur Maske umfunktioniert und ich war sehr fasziniert von der Verwandlung der Schauspieler. Eines Tages fiel bei einem Kinderstück eine Akteurin aus, und da ich das Stück in- und auswendig kannte, sprang ich ein. Ich hatte unglaublich viel Spaß! Und die Faszination hat mich nie losgelassen: Später machte ich eine Ausbildung zum Make-Up-Artist, und fühle mich nach wie vor sehr wohl auf der Bühne. Aber bis ich wusste, dass ich Comedian bin, hat es noch ein paar Jahre gedauert.

„Ich hatte nichts zu verlieren

Ich habe überall gearbeitet, alles ausprobiert und in jedem Beruf Unsinn gemacht. Szenen aus meiner Ausbildung zur Drogistin oder meinem Job als Filialleiterin in einer Modeboutique finden heute Eingang in mein Stand-Up-Programm. Zuerst habe ich solche Alltagsgeschichten meinen Freunden erzählt und die damit zum Lachen gebracht. Meine Freunde sagten: Du musst auf die Bühne!

Kurz nach meinem 20. Geburtstag kam ich verliebt und verträumt nach Köln. Als die Beziehung dann nach fünf Jahren in die Brüche ging, wollte ich in der Stadt bleiben, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt kaum Freunde und keine Familie hier hatte. Aber ich hatte nichts zu verlieren und wollte endlich Comedy machen und Menschen unterhalten.

Erster Auftritt 2017

Ich schrieb zwei Newcomer-Comedians über Facebook an und erkundigte mich, wie man mit Stand-up beginnen kann. Anschließend bin ich zu Comedy-Veranstaltungen gegangen, um mir Comedy live anzuschauen. Kein YouTube-Video, keine Fernsehaufzeichnung ersetzt das Live-Erlebnis! Ich ging zweimal zum Komischen Klub, bevor ich dann dort am 13. September 2017 meinen ersten Auftritt hatte. Ich weiß nicht, woher ich mein Selbstbewusstsein nahm, aber irgendwann war der Drang, selbst auf der Bühne zu stehen, so groß, dass ich es einfach machen musste. Nach meinem ersten Auftritt nahm ich mir vor, jede Woche irgendwo auf einer Bühne zu stehen, und wenn nicht gerade Corona ist, klappt das auch. Wenn man seine Komfortzone verlässt und etwas riskiert, wird man belohnt. Es ist schön, abends unterwegs zu sein, rumzureisen, mit Kollegen und Zuschauern zu reden. Auf der Bühne fühle mich zu Hause.

Wie entscheidest Du, was Du auf der Bühne erzählst?
Ich muss über die Geschichte oder eben mich selbst sehr laut gelacht haben. Da ich die Geschichte nämlich noch so oft auf der Bühne erzählen werde, muss ich sie zumindest am Anfang auch SELBST sehr lustig finden.

Worum geht’s in Deiner Comedy?
Wie ich die Welt sehe und die Dinge, die mir im Alltag passieren oder wie ich mir z. B. meine Zukunft und andere Dinge vorstelle. Ich möchte das Kind in mir pflegen und baue Spaß in meinen Alltag ein. Dabei versuche ich, mich selbst nicht so ernst zu nehmen und in Allem etwas Positives zu sehen. Mein Programm besteht aus Erinnerungen an lustige Begebenheiten, ich mache Gags und ziehe Vergleiche. Wenn mir was Lustiges passiert, schreibe ich das als Idee auf, bringe es auf die Bühne und schaue, was passiert. Wenn die Leute lachen, mache ich weiter.

Seit Anfang Oktober machst Du einen Podcast.
Es gibt Kopf- und Bauchmenschen. Michael (Ulbts, Anm. d. Red.) ist ein klassischer Kopfmensch, und ich agiere eher aus dem Bauch raus. Der Podcast ist für uns eine gute Möglichkeit, trotz Bühnenabstinenz kreativ zu sein. Wir treffen uns zu zweit in meiner WG in Ehrenfeld und quatschen über alles Mögliche, von Geschichten aus der Kindheit bis zu ganz aktuellen Themen, die uns gerade beschäftigten. Michael habe ich vor drei Jahren in Erkelenz bei einem Auftritt kennengelernt. Ich habe backstage vor mich hingesungen, und er sagte zu mir: „Wenn es mit Comedy nicht klappen sollte, dann hast Du echt ein Problem!“ Seitdem sind wir richtig gute Freunde. Ich bin eher emotional, er dagegen eher rational. Das ergänzt sich, wir haben eine gute Chemie.

Wie geht es jetzt weiter, mit und nach Corona?
Ich hoffe, wenn das alles vorbei ist, gibt es noch genug Bühnen, auf denen man auftreten kann. Die komplette Veranstaltungsbranche liegt gerade brach. Mir fehlt hier neben den finanziellen Einbußen momentan vor allem der persönliche Austausch und das Ventil für meine Kreativität sehr. Ansonsten arbeite ich weiter als Make-Up-Artist, aber auch hier spürt man die Veränderung. 2019 bin ich jede Woche mehrmals aufgetreten und dachte: 2020 wird MEIN Jahr! Viele Termine mussten abgesagt werden, dieses Jahr war ich zum Beispiel auch für München und Hamburg gebucht und wollte für eine Woche zum Testen nach Berlin. Das ist jetzt teilweise auf 2021 verschoben oder erstmal komplett abgesagt.

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Es gibt für mich nichts Schöneres, als Menschen zum Lachen zu bringen! Ich hoffe, das noch lange tun zu können. Aber wenn es mit Comedy irgendwann nicht mehr klappt, tauche ich unter, ziehe ins Ausland, heirate oder ändere meinen Namen. Alternativ habe ich noch Pläne von B bis Z – mir fällt immer was ein. Das wäre zum Beispiel mit tschechischen Wolfshunden in einer gruseligen Hütte im Wald zu leben. Ein anderer wäre Burlesque-Tänzerin in Berlin zu werden. Oder ich werde Bestatterin, dann kann ich Leichen schminken, und wenn man mich nach Erfahrungen fragt, kann ich sagen, ich habe drei Jahre Comedy gemacht.

Wir wünschen Lara Autsch viel Erfolg!

Folgt Lara Autsch auf Instagram und hier. Zum Podcast geht es hier und hier.

Text: Jasmin Klein

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