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Auf ein Kölsch mit...

Auf einen Kaffee mit Heike Luhr, Lehrerin für Kinder von Schaustellern

Montag, 17. November 2014 | Text: Nora Koldehoff | Bild: Nora Koldehoff

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Heike Luhr ist Lehrerin in der Südstadt. Doch seit einem guten Jahr nicht nur dort. Seitdem teilt sie ihre Arbeitszeit auf – mit halber Stelle unterrichtet sie noch an der Grundschule Mainzer Straße, den Rest der Arbeitsstunden benötigt sie für Kinder von Schaustellerfamilien. Als eine von 36 sogenannten Bereichslehrerinnen in NRW ist die 47-Jährige zuständig für Kinder, die im Rhein-Erft-Kreis wohnen.
 
Meine Südstadt: Wie kam es zur Zusatzaufgabe?
Ich kannte jemanden, der das schon seit Jahren macht und für die Kinder als Bereichslehrer arbeitet, die im Kölner Innenstadtbereich und in Leverkusen wohnen. Ich fand interessant, was dieser Kollege von dieser Arbeit erzählte, und habe mich dann auf die freigewordene Rhein-Erft-Stelle beworben.
„Bereichslehrer für Kinder von reisenden Familien“ heißt das dann ganz korrekt. Für Zirkuskinder ist es nochmal anders organisiert, für die gibt es eine Zirkusschule und Lehrer, die dann teilweise auch mitreisen.
 
Wie sieht Ihre Arbeit im Gegensatz dazu aus?
Wir kümmern uns um Kinder, deren Familien beruflich reisen. Das sind vor allem Schausteller-Familien, es gibt aber auch Kinder, deren Eltern aus ganz anderen Gründen beruflich für längere Zeit reisen müssen. Das berufliche Reisen ist die Voraussetzung dafür, dass sie in meine Zuständigkeit fallen.
 
DIe Kinder von Schaustellerfamilien sind in der Regel nicht permanent unterwegs, sondern haben einen festen Wohnsitz. Ich betreue jetzt vor allem die Kinder, die im Rhein-Erft-Kreis wohnen. Die haben dort ihre Stammschulen: die Schulen, in denen sie fest gemeldet sind. Wenn sie aber mehrfach im Jahr für Tage oder Wochen woanders in Deutschland untergebracht sind, weil die Eltern auf der Kirmes oder sonstwo arbeiten, besuchen die Kinder sogenannte Stützpunktschulen. Da müssen sie für die Zeit auch gemeldet werden. Und wir als Bereichslehrer, kümmern uns unter anderem darum, dass diese Anmeldung erfolgt, dass sie gut da ankommen, wir kümmern uns um die Kommunikation mit den Stammschulen und Stützpunktschulen, so dass alles transparent ist und keine Missverständnisse entstehen.
Das ist der eine Teil der Arbeit. Der andere ist dann vor allem, dass ich die Kinder, die im Rhein-Erft-Kreis wohnen, auch dann regelmäßig besuche und fördere, wenn sie nicht auf Reisen sind. Das heißt, ich fahre entweder nachmittags zu ihnen nach Hause und mache mit ihnen zusammen Hausaufgaben, oder ich fördere sie auch in der Schule – je nach dem, was das Kind gerade braucht und was sinnvoll ist.
Im Moment zum Beispiel betreue ich gerade einen festen Kreis von Kindern, die alle an der Grundschule in Wesseling sind.
Ich versuche besonders, die Kinder dann für die Reisen zu wappnen, damit keine allzugroßen Lücken entstehen. Und sehe natürlich zu, dass ich die Kinder örtlich ein bisschen zusammenfasse.
 
Dann kann es auch sein, dass ein Kind, das in Düsseldorf sein Stammschule hat, nun hier in die Gegend kommt, weil die Eltern auf der Kirmes in Bergheim arbeiten. Dann informiert mich der Bereichslehrer aus Düsseldorf – oder auch die Familie selbst – und ich kümmere mich darum, dass sie in Bergheim an der Stützpunktschule angemeldet sind und alles gut läuft, besuche die Familien. Ich bereite die Lehrer vor, fördere die Kinder, je nachdem.
Manche Familien sind auch so selbst organisiert und eingespielt, dass sie auch keine große Unterstützung brauchen, aber oft ist es eben schon sinnvoll, wenn es so eine Schnittstelle gibt zwischen Schulen, Lehrern und Familien.
 
Also ist die Bereitschaft zur Zusammenarbeit da?
Es gibt natürlich auch Familien, die das nicht so ernst nehmen, die einfach losfahren und niemandem Bescheid geben, da müssen wir dann nachhaken und dafür sorgen, dass die Kinder auch in die Schule gehen.
Was sehr hilft, ist das Schultagebuch. Die Kinder haben eine Mappe bei sich, die die Kommunikation zwischen den Schulen sehr erleichtert. Darin steht stellt sich das Kind mit einer Seite „Das bin ich“ selbst vor. Und in die Mappe wird vor allem auch eingetragen, was das Kind für Aufgaben erledigen soll und was vom Lehrplan es schon erarbeitet hat.
Das Kind soll in der Stützpunktschule integriert werden, aber es soll auch so organisiert sein, dass eventuell bestehender Bedarf an Wiederholung oder Lehrstofferarbeitung auch gesehen wird.
Wir werben an den Schulen da auch für Verständnis für die Kinder und sehen es als besonders wichtig, dass sie sozial integriert werden.
 
Wie lange sind die Kinder im Schnitt unterwegs und nicht an ihrer Stammschule?
Ganz unterschiedlich. Von drei Wochen bis zu zwei Monaten.
 
Ist es die Regel, dass beide Elternteile als Schausteller arbeiten?
Ja, das ist häufig so. Es gibt da auch Fälle, da sagen dann die Eltern teilweise, sie möchten nicht, dass das Kind gerade in den ersten Schuljahren so oft aus der Schule genommen wird. Sie versuchen es dann, wenn sie reisen müssen, so zu organisieren, dass sie an der Stammschule bleiben können und sie in der eigenen Gegend solange unterkommen, oder auch mal nur einer von beiden Elternteilen fährt. In manchen Familien geht es aber auch einfach nicht anders, als dass beide fahren und die Kinder dann mit.
Dass die Sache mit der Schule total egal ist, kommt eigentlich selten vor. Im Gegenteil, ich erlebe ganz viel Familienzusammenhalt, die Familien freuen sich über die Unterstützung, und die Kinder sind oft sehr stabil.  
 
Bis zu welcher Klasse betreuen Sie die Kinder?
Ich kann die Kinder bis zur Sekundarstufe II betreuen, auch wenn ich von der Ausbildung her „nur“ Grundschullehrerin bin.  
Wenn ich selbst fachlich nicht helfen kann, sehe ich zu, dass ich bei einer entsprechenden Unterstützung organisatorisch helfen kann. Ich wende mich dann an die Lehrer, und wir finden dann gemeinsam eine Lösung.
 
Gibt es Kontakt mit den anderen Bereichslehrern?
Die Kommunikationsstruktur zwischen den Bereichslehrern ist ganz wichtig. Wir sind vernetzt und nutzen im Internet die Seite schule-unterwegs.de, da finden wir die jeweiligen Ansprechpartner in den Bundesländern.
 
Und wir treffen uns einmal im Jahr, da treffen sich alle Bereichslehrer aus ganz Deutschland, jedes Jahr woanders. Da gibt es ein Rahmenprogramm, aber vor allem ist der direkte Austausch sehr wertvoll. Wir tauschen uns über die Kinder aus, aber können bei der Gelegenheit auch mal fragen, wie die anderen Bereichslehrer mit Schwierigkeiten umgehen, zum Beispiel, wenn eine Familie nicht mitzieht.  
Dann gibt es noch ein Treffen, bei dem sich alle Bereichslehrer des Bundeslandes treffen, das ist auch einmal im Jahr.
 
Wir helfen uns auch gegenseitig. Neulich zum Beispiel waren am Pützchens Markt viele Kinder auf einmal. In der Zeit haben die Grundschulkinder dort schulfrei, darum haben wir dann mit den Kindern fächer- und altersübergreifende Projekte gemacht.
 
Arbeitszeittechnisch geht es gut auf. Manchmal zu Stoßzeiten ist es mehr, das gleicht sich aber dann auch wieder aus. Und so, wie die Kinder ein Schultagebuch führen, führe ich einen Dienstreisebericht.

Was haben Sie nach diesem Jahr Neues gelernt?
Ganz viel. Ich hatte auch vorher eher eine vage Vorstellung davon, wie die Familien von Schaustellern leben und hatte auch nur eine ungenaue Idee von der Aufgabe des Bereichslehrers. Die Familien kann man aber nur dann gut unterstützen und auch für Verständnis in den Stützpunktschulen werben, wenn man die Lebensumstände kennt.
Ich hatte sehr schöne Begegnungen und es ist auch schön, die Familien dann am Schaustellort zu besuchen oder die, die hier in der Gegend gastieren, in der nächsten Saison wiederzusehen.
 
Es gibt auch eine Zirkusfamilie, die ganz autonom so einen kleinen Familienzirkus führt. Und als die hier in der Gegend waren, bin ich immer von Örtchen zu Örtchen da hingefahren, wo sie gerade waren, um den Sohn zu fördern, der 13 Jahre alt ist und demnach noch zur Schule geht. Da konnte ich auch mal in eine Zirkusfamilie reinschnuppern, habe die Kamele gestreichelt und hatte die Schlange auf dem Arm. Der Sohn und seine älteren Schwestern machen Akrobatik, und insgesamt sind es acht Familienmitglieder, die den Zirkus führen. Jetzt sind die wieder weg, im Osten unterwegs, und nächstes Jahr im Frühling seh ich ihn dann vielleicht wieder.

Text: Nora Koldehoff

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