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Umwelt

Die Rhein-Krake

Montag, 15. November 2021 | Text: Nora Koldehoff

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Auf dem Jugend-Nachhaltigkeitsfestival „Mach was!“ im Jugendzentrum Bauspielplatz Friedenspark war unter anderem der Verein „K.R.A.K.E.“ zu Gast, die „Kölner Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit“. Vereinsgründer und Filmschauspieler Christian Stock erzählte dabei von seiner ganz persönlichen Motivation und wie er sein ehrenamtliches Engagement mit Spaß verbindet. Im Anschluss an den Vortrag hat „Meine Südstadt“ ihn getroffen.

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Meine Südstadt: Wie kam es dazu, dass du K.R.A.K.E. ins Leben gerufen hast?

Christian Stock: Ich bin von Haus aus so erzogen worden, dass man sein Bonbonpapier nicht einfach auf die Straße wirft. Sollte selbstverständlich sein. Aber man stellt fest: das ist es leider nicht.
Dann war ich vor acht Jahren beruflich bei Dreharbeiten in Nepal unterwegs. Nachmittags habe ich getaucht und vor mir schwamm das Papier eines Schokoriegels herum. Das habe ich mir gegriffen und festgestellt, alle Angaben standen da auf Deutsch drauf.

Da dachte ich mir: Du hast eine Verantwortung als Westeuropäer aus einem Land, dem es wirklich gut geht. Tu was, mach was. Es ist auch dein Müll, der in Asien landet. Ein gewisser Prozentsatz landet in Malaysia auf irgendwelchen Deponien. Das ist unser Müll. Darum habe ich angefangen, einfach am Rheinufer ein bisschen aufzuräumen. Also wenn da was lag – und es lag da viel – es aufzuheben. Erst allein, dann mit ein paar Kumpels. Mit mehreren Leuten macht’s mehr Spaß. Und dann habe ich diese Gruppe über Facebook ins Leben gerufen, mit lustigen Bildern, Videos, und immer mit Humor. Der ist für mich ganz wichtig.

Hieß es da schon „K.R.A.K.E.“?
Ja, zeitgleich mit der mit der Gründung auf Facebook kam auch die Namensgebung. Da dachte mir, wie nennst du das Kind? Es muss ja irgendwie Köln mit rein und Aufräumen muss auch drin vorkommen. Und: Es wäre doch cool, wenn ich irgendwie hinkriegen würde, auf „Krake“ zu kommen, dieses intelligente, sympathische Meeres-Lebewesen, um das es ja unter anderem geht bei all dem. Dann ging es relativ schnell durch die Decke. Gute Videos und Fotos gepostet, niemals mit erhobenem Zeigefinger, sondern eher: Hey, vorher – nachher, was gefällt euch besser? Die Leute haben mir die Bude eingerannt und so ist es bis heute geblieben.

Wenn dann Lockdown und Winter gleichzeitig zu Ende gehen und man das erste Mal wieder am Rhein entlanggeht, ist es ja schon ganz schön frustrierend zu sehen, wieviel Müll gleich wieder herumliegt…
Ist es natürlich, klar, aber mit dieser Motivation gehen wir nicht an die Sache. Wir denken nicht: Das sieht schlimm aus, sondern wir machen das. Wir packen an und fühlen uns gut, versuchen, dabei ein positives Gefühl zu haben. Es funktioniert.

Wie viele feste Mitstreiter habt Ihr?
Um die 200 bis 230 Vereinsmitglieder, auf Facebook nochmal ein Vielfaches an Followern mehr. Bei unseren Müllsammelaktionen kommen durchschnittlich 40 bis 90 Leute.

Aus diesen 200 sind sozusagen einige dann Stamm-Mitglieder und häufig dabei.
Ja. Im Grunde sind so 15, 20 darunter, die immer wieder dabei sind. Und dann kommen im Wechsel Andere dazu und bringen noch jemanden mit. Es ist schön, die Leute haben Spaß dabei.

Tagesertrag in Stammheim / Foto: K.R.A.K.E. e.V.

Was war das Größte, das Ihr geborgen habt?
Das war dieses Jahr. Durch die Flutkatastrophe im Ahrtal ist extrem viel angeschwemmt worden und unter anderem auch ein fast 30 Meter langes Fernwärme Rohr. Es hatte bestimmt so 30 Zentimeter Durchmesser und war aus massivem Metall. Irgendwie ist es 100 Kilometer weiter mit der Flut in Köln gelandet, in Köln Stammheim. Das haben wir mit einer Metallsäge zersägt und in drei Teilen dann abtransportiert. Das war das größte und schwerste Teil.

Wo wart Ihr sonst noch unterwegs?
Wir waren jetzt zum Beispiel drei Mal im Ahrtal und haben da ein bisschen geholfen. Also ein bisschen tonnenweise Müll aus Naturschutzgebieten geholt. Die haben so viel Sperrmüll durch diese Katastrophe wie in den 40 Jahren zuvor. 40 Jahre Sperrmüll, mal eben in zwei Monaten.

Gab es besondere Erlebnisse?
Ich finde eigentlich jede unserer Aktionen besonders… Sehr gerne kooperiere ich mit anderen Gruppen. In Köln gibt es eben uns, aber zeitgleich mit der „Krake“ sind ganz viele Organisationen bundesweit entstanden. In Düsseldorf zum Beispiel. Es gibt keine Feindschaft unter Müllsammlern, was Düsseldorf und Köln angeht, höchstens beim Bier. Aber ansonsten sind wir gerne mal in Düsseldorf dabei und umgekehrt besuchen die uns. Oder wir sind in Dormagen, Bergisch Gladbach, Frechen, Rathenow in Brandenburg, Hamburg, Stuttgart. Da war ich überall schon und habe mit den dortigen Organisationen zusammen gesammelt. Das war sehr schön. Einmal im Monat treffen wir uns auch online, um neue politische Entscheidungen zu diskutieren, oder auch Pragmatisches: Was ist das beste Greifzangen-Modell? Das ist ganz cool.

Ihr bekommt Equipment gestellt?
Ja genau, das geht bei den Handschuhen und Müllsäcken los, die bekommen wir von den AWB. Die entsorgen auch den Müll, den wir sammeln, die sind ein superwichtiger Partner. Wir haben auch einen Greifzangen-Sponsor. Der sitzt im Sauerland. Früher musste ich alles selbst zahlen und habe schön draufgelegt. Aber mittlerweile bekommen wir wunderbare Sachen oder auch Geldspenden.

Was würdest du sagen, wie häufig im Jahr Ihr solche Aktionen macht?
Wöchentlich bestimmt, so ein, zweimal in der Woche. Insgesamt sind es mindestens 100 Aktionen im Jahr.

Im Winter genauso oft?
Nicht ganz so häufig. Im Winter ist das Wetter mieser, es liegt dann aber auch weniger Müll herum. Wenn dann ein Sonnenstrahl rauskommt oder im Sommer die Leute draußen sind, geht es los… Wenn man in einem Naturschutzgebiet sammelt, müssen wir besonders aufpassen. Wenn die Brennnesseln zwei Meter hoch sind, kann man auch nicht rein. Und wir müssen auf die Brutsaison der Vögel achten. Die ist von April bis September.

Das heißt dass ihr dann auch in den ausgewiesenen Gebieten sammelt.
Ja, wir halten uns dabei aber weitgehend an die Regeln. Wir machen aber auch gerne mal illegale Aktionen, so wie vorgestern zum Beispiel, als ich wieder mit Neoprenanzug in den Rhein gepurzelt bin und E-Scooter rausgeholt habe. Dafür bekommt man natürlich keine Genehmigung. Deswegen fragen wir auch gar nicht erst.

Wer viel fragt, kriegt viel Antwort…
Richtig. Ganz genau. Und in der Regel ist es so: Die Wasserschutzpolizei oder Ordnungsamt oder wer auch immer kommen vorbei und machen im Zweifel den Daumen hoch…

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Die wissen ja auch inzwischen, was Ihr macht. Euer Einsatzgebiet ist schon hauptsächlich rechtsrheinisch richtig?
Ja, aus einem einfachen Grund: Man kommt leichter ans Ufer, im Innenstadtbereich linksrheinisch gibt es eine Mauer…

Nach Süden raus, Richtung Rodenkirchen, Weißer Bogen ist es im Sommer auch ziemlich vermüllt.
Ja, das stimmt. Aber rechtsrheinisch ist es nochmal eine andere Hausnummer. Das geht in Stammheim los. Dort ist ein Naturschutzgebiet, wo alles angeschwemmt wird, dann Mühlheim, wo die Leute rausgehen. In Deutz der Jugendpark, Tanzbrunnen, Poller Wiesen, Drehbrücke bis runter nach Porz. Da gibt es im Grunde fast durchgängig begehbares Rheinufer. Linksrheinisch dagegen eigentlich nur im Norden in Rhiel und im Süden in Rodenkirchen und Weißer Bogen. Ansonsten sind wir natürlich nicht nur am Rheinufer unterwegs, sondern auch in Parks und Wäldern.

Rhine Clean Up im September / Foto: Jan Odenthal / K.R.A.K.E. e.V.

Aber bei größeren Aktionen, den „Clean Ups“, da ist dann noch mal eine große Menge von Leuten dabei…
Ja, und auch, dass einige der Jugendlichen (vom Festival Mach was!, Anm. der Red.)gesagt haben, sie waren schon mal dabei, fand ich super toll. Allmählich sind wir so in den Köpfen angekommen. Viele kennen uns auch auf der Straße, wenn ich mit meinem Krako-Mobil herumfahre oder Jan mit seinem Lastenrad… Wir werden schon von weitem gegrüßt. Das ist einfach schön.

Herzlichen Glückwunsch zu dem Erfolg!
Danke!

Text: Nora Koldehoff

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