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Kultur

Draußen ist es sehr hart

Donnerstag, 15. Dezember 2016 | Text: Alida Pisu | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Bei einem privaten Konzert in der Südstadt lernte ich die afroamerikanische Sängerin Melbra Rai kennen und war begeistert, sie singen, aber auch einige Anekdoten aus ihrem bewegten Leben erzählen zu hören. Als der Name Martin Luther King fiel und Melbra Rai erwähnte, dass sie als junge Frau in der Bügerrechtsbewegung aktiv war, die für die Rechte der Afroamerikaner kämpfte, lud ich sie spontan zu einem Gespräch über Rassismus und über Kunst ein. Wir duzten uns auf Anhieb und haben uns gut verstanden, obwohl meine Englischkenntnisse lückenhaft sind und Melbra eigentlich sehr gut Deutsch spricht, aber: „I am still learning.“

Meine Südstadt: Melbra, soweit ich weiß, war dein Vater Koch und durch ihn hast du als Kind die Jazz-Legende Duke Ellington kennengelernt?
Melbra Rai: Ja, mein Vater hat in einem Zug gekocht, in dem Duke Ellington mit seinem Orchester fuhr. Duke hat das Essen so gut geschmeckt, dass er sich persönlich bei meinem Vater bedankt hat. Der hat ihn dann zu uns eingeladen und Duke kam tatsächlich. Ich war so aufgeregt.

War das ein Auslöser für dich, Sängerin zu werden?
Melbra Rai: Nein, damals habe ich nicht daran gedacht, Sängerin zu werden. Ich wollte Schauspielerin werden. Aber es war sehr hart. Weil der Rassismus in Amerika so furchtbar war. Ich ging zum Broadway, aber: „No place on Broadway“. Es war eine Katastrophe. Dann wollte ich Stewardess werden. Aber sie haben mich nicht genommen. Wegen der Hautfarbe.

Wie hast Du dich dabei gefühlt???

Melbra Rai: Ich bin so glücklich wegen meiner Schullehrerinnen. Sie waren wundervoll. Sie haben gesagt: „Du kannst alles schaffen.“ Das hat mir Unterstützung gegeben. Und sie haben mir auch gesagt: „Du solltest bereit sein. Draußen ist es sehr hart.“

War das eine Schule nur für schwarze Kinder?
Melbra Rai: Ja. Ich bin nie mit Weißen zur Schule gegangen. Bis Januar 1957. Da ging ich auf die High School für Weiße und Schwarze. Das war zum ersten Mal in der Geschichte Washingtons! Weil das ab da der Oberste Gerichtshof erlaubt hat. Im Sommer 1957 habe ich meinen Abschluss gemacht. Eine kurze Zeit, aber für mich sehr lang.

 

Die Bürgerrechtsbewegung begann1955 mit Rosa Parks, die sich weigerte, ihren Platz im Bus für einen Weißen zu räumen. Sie wurde verhaftet und Martin Luther King organisierte den Busboykott von Montgomery, Alabama, der dazu führte, dass die Rassentrennung in Bussen aufgehoben wurde. Rosa Parks und Martin Luther King haben damit ja auch Einfluss auf dein Leben gehabt.
Melbra Rai: Ja, ich wollte Rosa Parks auch unterstützen, aber sie hat in Alabama gewohnt, ich in Washington, D. C. und ich hatte kein Geld, um zu reisen. Aber Martin Luther King: ich hatte gelesen, dass er zum Kapitol kommt und wir wohnten damals in der Nähe. So bin ich hingegangen und habe zu ihm gesagt: „Sir, I want to join the movement.“ Aber ich war noch zu jung und er sagte zu mir: „Honey, warum bist du nicht in der Schule? Geh sofort zur Schule und wenn du alt genug bist, komm zu mir.“

Du bist dann später auch in die Bürgerrechtsbewegung gegangen???

Melbra Rai: Ja, ich habe später mitgekämpft, wegen Rosa Parks.

Wie kamst du dann zur Musik?
Melbra Rai: Meine professionelle Karriere hat erst mit der United States Air Force angefangen. Sie wollten einen Contest machen und ein Captain von der Air Force, der mich kannte, hat gesagt: „Melbra, komm zu uns.“ Er hat mir einen Song gegeben: „I wish you love“. Und dann ging ich zum Contest und habe gewonnen! Das war der Anfang.

Du warst also Sängerin bei der United States Air Force???

Melbra Rai: Ja, wir waren stationiert in Omaha, Nebraska und gingen sechs Monate im Jahr zu allen Basen in Amerika und haben die Soldaten unterhalten. Nach drei Jahren war Schluss. Es kam etwas Neues. Vor der Air Force hatte mir der schwarze amerikanische Poet Langston Hughes eine Chance gegeben, in Harlem, New York, in einem Stück von ihm zu spielen: „Emperor of Haiti“. Ich habe die erste Frau von Jean-Jacque Dessalines gespielt. Das war meine erste Show-Produktion in New York. Nach der Air Force habe ich z. B. in der Blues-Band von Big Daddy Sailes gesungen, bin auch im berühmten Apollo-Theater in Harlem aufgetreten, dem wichtigsten Theater für schwarze Künstler.  

Anfang der 80er Jahre bist du nach Europa gekommen, hast in Paris auf der Bühne gestanden.
Melbra Rai: Ja, ich habe dort einige Jahre gesungen. In Paris lernte ich Nina Simone kennen und habe auch einen Song mit ihr gesungen. Dann gab es eine antiamerikanische Kultur-Kampagne in Frankreich. Aber ich hatte Glück. Ein deutscher Journalist hatte einen Artikel über mich gelesen und kam zu meinem Konzert. Er sagte zu mir: „Come to my country. They love black singers.” Ich fragte: “Where do you come from?” Er sagte: “I come from a small city called Cologne”.

Und jetzt lebst du seit wie vielen Jahren in „the small city called cologne”?
Melbra Rai: Seit achtundzwanzig Jahren.

Wie lebt es sich hier?
Ich fühle mich sehr wohl und ich bin sehr dankbar, dass ich in Köln gelandet bin. Die Toleranz ist wunderbar und ich bin glücklich.

Danke für die Blumen, das hört das kölsche Hätz gern! Letzte Frage: was war dir als Künstlerin immer wichtig, hast du eine „Botschaft“?
Melbra Rai: World-Peace. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Das ist mein Ziel. Und das habe ich versucht, in meiner Kunst zu zeigen. z. B. in meinem Theaterstück über Martin Luther King. Wir sind alle Menschen, wir müssen einander helfen. Das ist mir wichtig.

Herzlichen Dank, Melbra, für das Gespräch.

 

Melbra Rai wird am 18. Dezember 2016 im Gottesdienst (11:15 Uhr) in der Lutherkirche zu Gast sein, aus ihrem Leben erzählen und auch singen.
 

Text: Alida Pisu

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