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Kultur

Ein Bild ist ein Bild. Oder ein Schrank.

Montag, 17. Januar 2011 | Text: Reinhard Lüke | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Südstadt-Künstler Michael Growe präsentiert seine Objekte im Rahmen der Passagen, die heute eröffnet werden. Was macht Michael Growe da eigentlich? Doch irgendwie Möbel, oder?„Keinesfalls“, sagt er. „Ich bin Maler“. Aha. Der Blick fällt auf sein Gemälde „Twistetalbrücke“, benannt nach einer unspektakulären Autobahnbrücke irgendwo zwischen Paderborn und seinem Geburtsort Warburg im Ostwestfälischen. Im imposanten Format 220x160x60 beherrscht die Brücke ein Zimmer in Growes Wohnung in der Mainzer Straße. Ein durch große, auf den ersten Blick scheinbar monochrome Farbflächen strukturiertes Bild auf einem 60cm tiefen, rundum bemalten Holzkörper. Also vielleicht doch eher eine Skulptur als ein Bild? Mit dem Begriff „Skulptur“ kann Growe nach eigenem Bekunden leben. Aber als Bildhauer mag er sich auch nicht sehen. Denn anders als die meisten Plastiken lässt sich dieses Objekt durch leichten Druck auf bestimmte Stellen öffnen und gibt den Blick in seinen Innenraum frei. Darin hängen auf einer Kleiderstange Jacken und Mäntel. Gehören die mit zur Skulptur, zur Kunst? „Nein, eher zu meiner Frau“, sagt Michael Growe und lächelt. Aha, also doch nur ein bemalter Kleiderschrank. Der Künstler widerspricht schon wieder: „Die Funktionalität ist für mich allenfalls ein Nebeneffekt“, sagt er. „Ob die Käufer meine Bilder oder Skulpturen auch für praktische Zwecke nutzen oder sie `nur´ als plastische Bilder in einen Raum stellen, bleibt ihnen überlassen.“ Nun könnte man natürlich auch jede Giacometti-Plastik als künstlerisch wertvollen Kleiderhaken zweckentfremden. Doch etwas näher liegt der praktische Gedanke bei Growes Skulpturen, in denen sich allerhand verstauen lässt, durchaus.

 

Gleichwohl ist er definitiv kein (Möbel-)Designer. Schon weil seine Werke nicht dem Ideal von „Form Follows Function“ genügen. Vornehmlich an der farblichen Gestaltung von räumlichen Objekten interessiert, folgt er einem streng ästhetischen Prinzip, das der Funktionalität bisweilen auch zuwiderläuft. Diesen Konflikt zu lösen, ist dann der Job seines langjährigen Partners Christoph Leistenschneider. Der Architekturmodellbauer mit Atelier in der Eburonenstraße baut nach Growes Entwürfen aus hölzernen Materialien jene Körper, aus denen der Maler anschließend mit dem Einsatz von Farbe seine (nutzbaren) Skulpturen schafft. Ästhetisch bewegt sich Michael Growe dabei erkennbar auf den Spuren jener Farbfeldmalerei, die in den USA unter dem Schlagwort „Colourfield Painting“ in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts in den USA entstand und in Mark Rothko und Barnett Newman ihre populärsten Vertreter hatte.

Growes Erklärung, wie er überhaupt auf die Idee kam, nicht Leinwände, sondern dreidimensionale Körper zu entwerfen und mit Farbe zu bearbeiten, klingt verblüffend schlicht. Anfang der 80er Jahre, als er an der Düsseldorfer Kunstakademie sein Studium begann, habe dort die neo-expressionistische Malerei, in Köln durch die Gruppe „Mühlheimer Freiheit“ durch Künstler wie Hans Peter Adamski, Peter Bömmels, Walter Dahn oder Georg Jiri Dokoupil repräsentiert, quasi alles beherrscht. Diese Richtung, so Growe, sei aber nun überhaupt nicht sein Ding gewesen. So habe er sich, obwohl eigentlich an Malerei interessiert, für eine Skulpturen-Klasse eingeschrieben. Da er jedoch nie klassische Plastiken im Sinn hatte, habe er dann irgendwann angefangen, Bretter rundum zu bemalen und diese dann an die Wand gelehnt, um so mit der Dreidimensionalität zu experimentieren. Aus den Brettern wurden dann irgendwann Kisten und größere Objekte, die Hohlräume bargen, die einen praktischen Gebrauch seiner Kunstwerke möglich erscheinen ließen.

Seit dieser Zeit bewegt sich Michael Growe mit seinen Skulpturen international erfolgreich in einer Nische zwischen freier und angewandter Kunst und hatte bereits Ausstellungen praktisch rund um den Globus. Gibt  es da nicht mal Anfragen seitens der ambitionierten Möbelindustrie, ob er seine Werke nicht für die Serienproduktion freigeben wolle? „Klar, gibt es die hin und wieder mal“, sagt Growe. „Doch meine Skulpturen sind Unikate, die sich auf Grund ihrer aufwändigen Techniken nicht industriell reproduzieren lassen. Darum sehe ich allen Plagiatsversuchen relativ gelassen entgegen.“
Sein Atelier hat der seit Jahrzehnten bekennende Südstädter übrigens innerhalb des Areals  Raketenstation in der Nähe der Museumsinsel Hombroich am Niederrhein, einer der vermutlich der attraktivsten Werkstatt-Locations, die NRW zu bieten hat. Drei bis vier Tage pro Woche hält sich Michael Growe da nach eigenem Bekunden auf. Ohne Telefon und Internet. Und was macht er da? Möbel? Noch immer nicht. Aber zunehmend auch wieder zweidimensionale Bilder. Warum? Weil er Maler ist.

Im Rahmen der Passagen sind ab heute Skulpturen von Michael Growe im Sprungturm, Albertusstraße 4, 50667 Köln, zu sehen.  

Weitere Objekte auf der Homepage des Krefelder Kunsthändlers Ralph Kleinsimlinghaus: www.villa-goecke.de oder auf der Homepage von Michael Growe

 

 

Text: Reinhard Lüke

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