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Gesellschaft Kultur

Glück ist umsonst

Donnerstag, 5. März 2015 | Text: Dirk Gebhardt | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Es ist schon spät abends, als Elke Heidenreich mit ihrem kleinen, schwarzen Mops Vito das ODEON betritt. „Vito von Don Vito Corleone“, erzählt sie. Der aus dem Film „Der Pate“. Wir treffen sie, weil Cornel Wachter im Rahmen der kölschen Film-Matinee zum Pressegespräch geladen hat. Thema ist „Orte des Glücks“, ein Fernsehfilm von Hanno Brühl, dem Vater von Daniel Brühl.Hanno Brühl, der 2010 gestorben ist, hat mehr als 20 Jahre beim WDR als festangestellter Regisseur gearbeitet. Nicht nur Beiträge über Köln hat er gemacht, auch über Rio Reiser, jugendliche Israelis in der BRD und die Sehnsucht von Einwandern. Aus „Orte des Glücks“ hätte er gerne eine Reihe entwickelt, wie Bärbel Maiwurm berichtet, die Ko-Autorin.

Die erste Frage im Gespräch stellt Elke Heidenreich an Cornel Wachter. „Was war das noch für ein Film?“ fragt sie. Cornel Wachter liefert ihr die Zusammenfassung. Ein Episodenfilm, 1992 ausgestrahlt. Elke Heidereich ist die Eröffnungsgeschichte. Sie steht auf der Südbrücke mit ihrem schwarzen Labrador Masha, genannt Bärchen. Jetzt erinnert sie sich.

 

Frau Maiwurm, Sie haben 1989 einen Film über Orte des Glücks gemacht. Ist Glück denn erstrebenswert, und hängt es an Orten?
Maiwurm:
Das haben wir uns damals auch gefragt. Darum haben wir den Film gemacht.

Heidenreich: Glück ist zumindest kein Dauerzustand. Wer sagt, er will immer glücklich sein, hat einen Knall. Es gibt verschiedene, glückliche Momente im Leben. Aus der Summe der glücklichen Momente entsteht ein glückliches Leben. Dazu gehören Orte. Orte an denen das Herz aufgeht, an denen man sich wohlfühlt. Als ich das erste Mal über die Südbrücke ging, war das wunderbar. Ich habe Köln sowieso geliebt von Anfang an. Die Südbrücke ist ein ganz besonderer Ort. Sie ist nicht gerade über den Rhein gebaut, leicht nach links versetzt. Bei der Überquerung kreuzen unten die Schiffe, oben fährt die Eisenbahn, Wolken ziehen über einen hinweg, und zwölf Kölner Kirchen sind zu sehen. Ich hatte sofort das Gefühl, ich bin in der richtigen Stadt. Das war ein glücklicher Moment in meinem Leben. Die Südbrücke war mein Entrée in die Stadt.

Ich habe von Anfang an die Südstadt sehr geliebt. Wegen vieler Musiker bin ich nach Köln gezogen. Beim SWF 3 habe ich Platten von Less immer Essen, Can und anderen Kölner Gruppen aufgelegt. Ich kannte die Musiker persönlich, Holger Czukay, Suzuki, Jaky Liebezeit. In einer Stadt mit so vielen guten Musikern wollte ich leben. Der Rhein und die Brücken waren mir sofort Heimat.

 


Cornel Wachter zeigt zwei Ausschnitte aus dem Film auf einem kleinen, tragbaren DVD-Spieler. Der Ton ist leise. Wie im Stummfilm sehen wir Rio Reiser in der Badewanne. Beige Kacheln, ein Stahlrohrstuhl mit braunem Lederimitat ist das Szenario. Jugendherbegs-Charme der späten 1970er, in einer Einstellung gedreht. Reiser erzählt, wie er das warme Wasser genießt, sich im Idealfall noch ’ne Gummiente mit in die Wanne nimmt.

Frau Maiwurm, gibt es am Ende Ihres Filmes die Erkenntnis, dass zwischen Glück und Orten eine Verbindung besteht?
Maiwurm:
Es schält sich heraus, dass Glück keinen Bezug zu Geld hat. Glücksmomente kosten nichts. Im Regelfall sind die Orte frei zugänglich und nehmen in der Biografie der Personen einen besondern Platz ein.

Wenn Glück so einfach zuhaben ist, Frau Heidenreich, warum gibt es dann auf dem Buchmarkt eine Schwemme von „Glücksratgebern“ ?
Heidenreich:
Diese Ratgeber muss man gar nicht kaufen. Glück gestaltet jeder selbst. Ich würde vielleicht einen Gartenratgeber kaufen. Einen guten Roman hingegen, den man zur richtigen Zeit liest, kann einem Glücksmomente bescheren. Ein glückliches Leben setzt sich wie eine Perlenkette aus den schönen und den negativen Momenten zusammen. Ich habe schon viele Niederlagen und Krankheiten erlebt. Die glücklichen Momente muss man genießen. Rückblickend würde ich mein Leben als glücklich bezeichnen. Mein Lebensentwurf hat es mir ermöglicht, die Dinge zu machen, die ich machen wollte. Dabei war ich unabhängig und hatte immer die Chance, interessanten Menschen zu begegnen. Ich konnte mein Leben mit Musik und Büchern verbringen.

Ist Glück nicht auch eine Definition, die einem leichter fällt, wenn man älter wird?
Heidenreich:
Junge Menschen verlieben sich und sind glücklich. Sie denken nicht weiter darüber nach. Später merken sie dann, dass dieser Zustand nur kurz anhält. Ich denke nicht mehr viel darüber nach. Wenn Glück da ist, dann merke ich es. Gerne fahre ich mit dem Bummelzug am Rhein entlang, schaue mir die Loreley und das Rheintal an und bin glücklich. Der Dauerzustand Glück ist nicht wünschenswert.

Henry David Thoreau hat in seinem Roman „Walden“ geschrieben: „Die meisten Menschen führen ein Leben in stiller Verzweiflung.“ Stimmen sie dem zu?
Wachter: Ich glaube nicht, dass diese Aussage stimmt. Nicht jeder kann sein Glück äußern. Ich möchte daran nicht glauben.

Heidenreich: Jeder Mensch hat Glücksmomente, in der Begegnung mit anderen Menschen, dem Erleben von Natur. Viele leben ihr Leben nicht authentisch. Sicher ist auch das Talent wichtig, die schönen Seiten des Lebens wahrzunehmen.

Maiwurm: Ich möchte an den Autor Hermann Kesten erinnern. Er hat in dem Film auch mitgespielt. In einem Altenheim lebte er am Ende seines Lebens in einem sehr kleinen Zimmer. Auf dem Schrank lag sein Hut. Mit großer Würde liest er aus seinem Buch „Meine Freunde, die Poeten“. Es war sehr anrührend, ihn dort sitzen zusehen, den jüdischen Autor, der im Rückblick beim Vorlesen sein Glücksgefühl erneut erleben konnte. Mich hat sehr berührt, als wir den Film gedreht haben, wie  unterschiedliche Menschen – zum Beispiel ein Punk, Flüchtlinge oder Dirk Bach – ihre Glücksmomente zeigten. Dirk Bach ist in Windeln auf allen Vieren durch ein Spielzeuggeschäft gekrabbelt. Wunderbar!

Frau Heidenreich welcher Ort ist im Jahr 2015 ihr glücklichster Ort in Köln, ist das immer noch die Südbrücke?
Heidenreich:
Nein ich denke nicht mehr so an Orte. Den Überschwang für Köln habe ich ein wenig verloren. Die Stadt hat sich sehr verändert. Auch ich habe mich verändert. Ich wohne noch hier, aber seid Karl Heinz Pütz gestorben ist erscheint mir alles ein wenig grau. Generell hänge ich Glück nicht mehr an Orte. Mehr an Menschen und schöne Situationen, Musik hören, lesen. Gerne gehe ich mit Vito im Forstbotanischen Garten spazieren.

Die Kölsche Filmmatinée zeigt am Sonntag den 08.03 um 11:30 im ODEON die beiden Filme:

 

Vespa-Fieber
Buch: Peter Roos
Regie: Hanno Brühl
Kamera: Peter Kaiser
WDR 1989

Orte des Glücks
Buch: Bärbel Maiwurm/Peter Roos
Regie: Hanno Brühl/Bärbel Maiwurm
Kamera: Peter Kaiser
WDR 1990

Karten an der Kinokasse für € 7,50, per Email unter info@odeon-koeln.de oder telefonisch täglich ab 16 Uhr.

 

Text: Dirk Gebhardt

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