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Südstadt

Hauch von grünen Tomaten?

Mittwoch, 19. Februar 2020 | Text: Reinhard Lüke | Bild: Marc Loecke

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Wenn ich mir einschlägige Fragebögen zum Thema Drogenkonsum anschaue, bin ich vermutlich schwerer Alkoholiker. Ich nenne es jetzt mal mehr volkstümlich Gewohnheitstrinker. Soll heißen: Bei mir daheim wird eigentlich täglich zum Abendessen eine Flasche Wein entkorkt. (Kölsch oder irgendein Bier habe ich schon seit rund zehn Jahren nicht mehr zu mir genommen.)

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Und da meine Frau und ich nach der verputzten Mahlzeit gern noch ein, zwei Stündchen in der Küche beisammen hocken, wird die Pulle meist auch leer. Ich kenne auch Menschen, die eine ganze Woche über an einer Flasche nippen und sich irgendwann um die Haltbarkeit sorgen, aber das ist nicht so meins. Bei der Auswahl der Tropfen sind meine Kriterien von denkbarer Schlichtheit: Schmckt mir, oder schmeckt mir nicht. Fertig. Wenn ich irgendwelche Wein-Prospekte durchblättere und da von Aromen wie „halbreifen Äpfeln“, „grünen Tomaten“ oder einem „Hauch von roter Johannisbeere“ (nicht schwarzer!) die Rede ist, amüsiert mich das eher, als dass es in mir den Ehrgeiz weckte, solche Spitzfindigkeiten selbst erschnüffeln zu wollen. Immerhin weiß ich, welche Weine mir, zumindest bei den roten, schmecken, und welche nicht. Fruchtige Cabernet Sauvignons oder derzeit trendige Primitivos sind eher nicht meine Richtung. Da kann noch so fett „Trocken“ draufstehen. Von Dornfeldern ganz zu schweigen. Könnte ich ja gleich Traubensaft trinken. Mir behagen eher Rotweine, die man kauen kann, die Kanten haben. Wofür u.a. anderem eine ordentliche Dosis Tannine verantwortlich ist. Womit mein Wissen über Wein allerdings auch schon so ziemlich auserzählt ist. Ich wage daher den Selbstversuch: Weinverkostung bei Zwölfgrad

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Wollen alle erschnüffelt und erschmeckt werden!

Ekliges Wasser

Die Veranstaltung in dem Weinladen im Schatten der Lutherkirche, ist etwas universitär betitelt: „Einführung in die Sensorik“. Meine erste Befürchtung, der Termin würde im Ladenlokal mit den schrägen Regalen abgehalten, also da, wo ich immer schon stocknüchtern betrunken werde, erwies sich als grundlos. Man traf sich im Hinterzimmer am Tresen. Auch meine zweite Annahme, bei den anderen Teilnehmern würde es sich vorwiegend um Hobby-Sommeliers handeln, die dort ihr geballtes oder auch nur angelesenes Wissen zum Besten geben würden, bestätigte sich nicht. Der kleinen Runde gemischten Alters kredenzte Paul vom Weinhaus Zwölfgrad Grad zunächst mal einen ganz erlesenen Tropfen: Leitungswasser, gezuckert. Danach derselbe Grundstoff, mal gesäuert, mal gesalzen. Zum Abschluss der Runde dann noch bitterer, abgestandener Schwarzer Tee, der deutlich zu lange gezogen hatte. Sinn der eher unappetitlichen Darreichungen: Wo genau auf der Zunge nehme ich die vier Geschmacksvarianten wahr? Mehr hat die Zunge nicht zu bieten. Was mir gar nicht so klar war. Bringt also nicht wirklich viel, den edlen Tropfen zu Schlürfgeräuschen endlos im Mund zirkulieren zu lassen.

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Erst schnüffeln, dann trinken

Den Rest beim Wein muss die Nase richten. Und die hat da durchaus mehr Facetten zu bieten. Wofür Paul rund ein Dutzend Aromen in Gläsern präpariert hatte. Thymian und Basilikum waren einfach, Kaffee hab ich nicht erschnüffelt, die Kirschen rochen eher nach Marmelade und die zerstoßenen Nelken habe ich für Piment gehalten. Immerhin irgendwas mit Lebkuchen. Dann kam an diesem Abend aber endlich Alkohol ins Spiel. Zunächst ein spanischer Cava brut. Vermutlich lecker aber nix für mich. Alk mit Kohlensäure ist so wenig meins wie Longdrinks mit Obst. Martini mit Olive geht so gerade noch.

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So verschieden wie ihre Farben: Der zu verkostende Wein bei Zwölfgrad

Danach „Sunnesching“, eine süffige Weißwein-Kreation eines Weingutes in Rheinhessen in Zusammenarbeit mit Zwölfgrad. Mir sagt anschließend eher der dezente Piemonteser zu, während der folgende Chardonnay mir zuviel Brummer ist. Wechsel zu den Roten. Der erste aus Italien hat mir deutlich zuviel Frucht und Säure. Letztere lässt sich aber reduzieren, sagt Paul, wenn man dazu gesalzenes Brot mit Olivenöl isst. Funktioniert. Danach noch zwei mir zusagende aus Frankreich. Der eine mit interessanter Oliven-Note, der andere mit meinen geliebten Kanten. Zum Finale dann noch ein süßer Gewürztraminer aus Rheinhessen. Soll auch, sagt Paul, zu herzhaftem Käse schmecken. Mag ja sein, muss ich aber nicht haben. Fazit: Ich habe in netter Atmosphäre Einiges über Wein gelernt und werde künftig mal öfter an meinen Tropfen schnuppern, bevor ich sie schlucke. Und womöglich diagnostiziere ich ja irgendwann auch noch einen Hauch von grünen Tomaten. Muss aber nicht sein.

Text: Reinhard Lüke

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Kommentare

  • Andersdenker sagt:

    Super! Endlich mal einer, der zu seinem Alkoholismus steht. Ernsthaft. In meiner Verwandtschaft gab es früher auch jemanden – nennen wir ihn Onkel Willi – der dem regelmäßigem alkoholischen Genuss nicht abgeneigt war. Onkel Willi hat ziemlich darunter gelitten, dass er nicht offen zu seiner (wie man damals sagte) „kleinen Vorliebe“ stehen konnte. Deshalb hat er (genau wie Tante Doris, die diesselbe Leidenschaft teilte, jedoch mit Onkel Wolfgang verheiratet war) immer mehr gesoffen, bis er schließlich irgendwann daran untergegangen ist (übrigens später auch Tante Doris). Also nicht ersoffen, sondern – wie man damals vor der vorgehaltenen Hand zu sagen pflegte – das Zeitliche gesegnet hat.

    Ich selber habe mal mit einem Malermeister zu tun gehabt, der morgens um sieben zum Auftakt des Arbeitstages ein Korn und eine Pulle Bier geleert hat. Für Wein hatte er weder das Geld noch den notwendigen Geschmacksinn. Aber wenn ich Herrn Lücke richtig verstanden habe, mangelt es ihm an ersterem nicht. Noch nicht jedenfalls.

    Denn die grünen Weltenretter haben ja vor wenigen Tagen ein neues Thema entdeckt: Alkohol muß in Deutschland teuerer werden! Verständlich, denn schließlich hat Kaiser Wilhelm (und nicht Robert Habeck) die Sektsteuer eingeführt! Eine tiefsitzende teutsche Schande! Außerdem ist bei knapper werdenden Ressourcen für Eliten natürlich nur das Beste bestimmt. Also auch für Eliten ohne Schulabschluss. Nicht nur für philosophierende Kinderbuchautoren und Koboldentdeckerinnen! Wer weiß das besser als die grünen Vielflieger*Innen, die bei oder auf ihren Erkundungsflügen rund um den Globus gerne mal einen edlen Tropfen kosten. Da soll der Pöbel ruhig neidvoll zugucken, obwohl – genau genommen wird er das nach der geplanten Einschränkung der Flugreisen fürs gemeine (Obacht, hintersinniges Wortspiel!) Fuß-Volk eh‘ nur noch selten können. Das stört nicht. Fürstbischof Clemens August hat zuweilen auch ausgewähltes Volk zum Zuschauen bei seinen opulenten Speisegängen auf Schloß Augustusburg in Brühl zugelassen. Und er hat sich selbst auch ziemlich gemocht.

    Vielleicht verhelfen die kommenden „Preisanpassungen“ für alkoholische Getränke, zu denen meines Wissen auch Wein zählt, Herrn Lücke zu neuen Erkenntnissen. So wie eine Vollbremsung eines überladenen Lastenfahrrads aufgrund eines mißratenen Ausweichmanövers, welches an den mittelalterlichen Mauern des Severinstors keinen Schaden hinterlassen hat. Schließlich heisst es nicht umsonst (dafür aber kostenlos): In Vino Veritas. Na dann, Prost!

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