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Südstadt

„Ich würde mir wünschen, dass es nicht spurlos an der Stadt vorbeizieht“

Montag, 3. April 2023 | Text: Markus Küll | Bild: Markus Küll

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Perspektive Waidmarkt: 3. März 2009: Felix Chopra, Schüler des FWG, hatte Musikunterricht in einem Klassenzimmer im FWG mit direktem Blick auf das Stadtarchiv, als kurz vor 14:00 Uhr der Einsturz passierte. Heute ist Felix „Assistant Professor“ an der Universität Kopenhagen.

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Wie er sich erinnert, und was er sich als Zeitzeuge von einem Erinnerungsort am Waidmarkt wünscht, hat er Meine Südstadt per Videokonferenz erzählt.

Meine Südstadt: Der 3. März. 2009 – wie erinnerst du diesen Tag?
Felix Chopra: In meiner Erinnerung ist dieser Tag noch sehr lebhaft vorhanden. Es war ein relativ normaler Schultag, ich glaube, es war gutes Wetter. Wenn ich mich richtig erinnere, war es am Ende des Unterrichts, in der fünften oder sechsten Stunde. Ich hatte Musikunterricht. Das Musikzimmer im FWG liegt zur Straße hin, also gegenüber des Stadtarchivs. Man hat einen ganz guten Blick durch das Fenster direkt auf das Archiv. Ich weiß noch, die Stunde verlief etwas schleppend, und vielleicht war der Unterrichtsinhalt auch nicht das, was mich am meisten interessiert hat… Ich habe aus dem Fenster geschaut, ein bisschen gedöst.

Plötzlich habe ich gesehen, wie das Gebäude gegenüber in sich zusammengesackt ist. Es ist wirklich einfach so wie ein Kartenhaus kollabiert. Und ein, zwei Sekunden danach kam eine riesige Staubwolke auf unser Fenster zu. Und ich weiß noch, dass ich im ersten Moment gar nicht so genau wusste: War das jetzt vielleicht sogar eine geplante Sprengung? Einfach, weil es so perfekt in sich zusammengefallen ist. Als wir später auf den Schulhof gegangen sind, waren viele andere Klassen bereits dort. Es herrschte Verwirrung unter den Schülern. Keiner wusste, was eigentlich los war.

Verwirrung und Aufregung

Wir hatten alle noch nicht so wirklich realisiert, was passiert war. Es war eine surreale Situation. Bei uns in der Gruppe herrschte eine Mischung aus Verwirrung, aber auch irgendwie Aufregung. Irgendwie war uns allen klar, dass dies jetzt Einfluss darauf haben wird, wie es in den nächsten Tagen und Wochen weitergeht, aber wir wussten eben noch nicht was sein würde.

Unser Schulleiter, Herr Jansen, hat dann auf dem Schulhof eine Ankündigung gemacht, dass wir nach Hause gehen sollen und dass weitere Informationen folgen würden. Danach verlief die Kommunikation sehr gut. Wir sind eine Woche zu Hause geblieben und haben die Geschehnisse über das Fernsehen mitverfolgt. Über Handy – damals noch SMS – und Telefon haben wir probiert, herauszufinden, was genau passiert war und wie es jetzt weitergeht.

Rückblickend kann ich sagen, dass die Organisation der neuen Schulräume extrem reibungslos verlief. Ich bin froh darüber, dass wir unsere Schulzeit am FWG beenden konnten und die Klassen zusammengeblieben sind.

Glück in der Katastrophe

Ich erinnere mich auch, dass mein Bruder, der ein paar Stunden vorher eine Freistunde hatte, noch kurz vor dem Einsturz im Kiosk gegenüber der Schule gewesen ist. Dieser Kiosk war im Gebäude direkt neben dem Archiv. Er hatte wirklich Glück.

Im Nachhinein ist uns klar geworden, wie knapp wir eigentlich an einem viel schlimmeren Ausgang dieser Katastrophe vorbeigeschlittert sind. Es hätte auch ganz anders verlaufen können. Viele Schüler aus der Oberstufe haben in den großen Pausen häufig eben genau an diesem Kiosk und damit direkt an der Einsturzstelle gestanden.

Konntet Ihr vorher etwas merken? Im Bericht vom WDR aus dem Jahr 2019 wird von Rissen in Eurer Schule gesprochen.
In der Schule war das vor dem Einsturz kein Thema. Im Eingangsbereich der Schule gibt es eine große Steintreppe, die zum Lehrerzimmer führt. Hier konnte man wohl Absenkungen sehen, aber von uns Schülern hat keiner im Vorfeld etwas davon gemerkt.

Felix im Video-Interview aus Kopenhagen (Foto: Markus Küll)

Dass das Stadtarchiv mit so vielen wichtigen Zeugnissen der Kölner Geschichte untergegangen ist – war das für Euch in den Wochen und Monaten danach ein Thema?
Wir haben verstanden, dass dort viele wertvolle und einzigartige Dokumente und Zeitzeugnisse gelagert wurden. Das war aber keine große Diskussion bei uns. Ich als Schüler des FWG war nie vorher in dem Gebäude und ich kannte auch keine anderen Schüler, die es jemals betreten hätten. Das Einzige, was wir uns erzählt haben, war, dass unsere Abiturklausuren dort einmal archiviert werden würden. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Aber das war bei uns Schülern der „Verbindungspunkt“ zum Stadtarchiv.

Hast Du die Diskussionen um das Stadtarchiv in den letzten Jahren verfolgt?
Ja, ich habe das immer mal wieder verfolgt. An den Jahrestagen gab es immer einen kleinen Medienrummel, das ist aber in den letzten Jahren ein wenig zurückgegangen.

Es wirkt auf mich so, als ob der Einsturz langsam aus dem Bewusstsein verdrängt worden ist. Wenn ich durch das Severinsviertel laufe, ist es natürlich schwer zu übersehen, aber über so einen langen Zeitraum ist das vielleicht auch ein ganz normaler Prozess.

Seit dem Einsturz vor 14 Jahren gibt es Initiativen, die einen Gedenkort schaffen wollen – was denkst Du, brauchen wir eine Gedenkstätte?
Für mich persönlich ist der Tag mit einer starken Zäsur in meiner Schullaufbahn verbunden. Vor dem Einsturz waren wir im alten FWG-Gebäude, danach waren wir über die ganze Stadt an verschiedenen Standorten verstreut – das war eine ganz andere Art des gemeinsamen Lernens. Deswegen markiert der Einsturz eine starke Veränderung in meinem Leben. Vielleicht habe ich deswegen auch einen anderen Bezug dazu als die Schülergenerationen, die nach uns kamen.

Köln ist eine Stadt mit einer langen Geschichte. Ich finde es grundsätzlich immer schön, wenn eine Stadt in der Lage ist, ihre Geschichte im Stadtbild zu dokumentieren – und hier ist etwas weggefallen. Ich würde mir wünschen, dass es nicht spurlos an der Stadt vorbeizieht. Was ich persönlich nicht benötige – da kann ich natürlich nur für mich sprechen – ist eine formalisierte Gedenkstätte.

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Den Ort des ehemaligen Stadtarchivs in einer Art und Weise zu nutzen, die erinnert, aber gleichzeitig auch an das Viertel denkt und daran, wie man es für die Menschen, die dort wohnen, lebenswerter gestalten kann – das fände ich besser.

Text: Markus Küll

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