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Südstadt

Independent only

Donnerstag, 16. November 2023 | Text: Gaby DeMuirier | Bild: Gaby DeMuirier

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Als Frank Henseleit im September die Depot-Buchhandlung Kupido in der Nähe des Barbarossaplatzes eröffnete, musste er sich schon im Vorfeld einiges anhören. „Das funktioniert nicht“, hieß es oft, oder auch: „Das hält doch nicht lange“. Als Frechheit wurde sein Vorhaben bezeichnet, sogar Drohbriefe kamen. Denn das Besondere an Kupido: Hier werden nur Bücher aus unabhängigen Verlagen verkauft.

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Ganze Vielfalt der Buchwelt

Henseleit, seit den Neunzigern selbst Inhaber eines Literaturverlags, will mit seinem in Deutschland einzigartigen Konzept die unabhängigen Verlage unterstützen, indem er nur ihre Bücher präsentiert. Bücher der großen Verlagshäuser wird man hingegen nicht in seinen Regalen finden. Mit seiner neuen Buchhandlung will er den Independents die Chance bieten, ihre Bücher vorzustellen. Anders als die großen Verlage, ringen diese dauerhaft um Öffentlichkeit und Präsenz in den Buchhandlungen. Auch sind meist keine starken Marketingmittel vorhanden, um die Bücher der meist noch unbekannten Autor*innen zu verbreiten.

Deutschlandweit gäbe es nur noch wenige Buchhandlungen, die die unabhängigen Verlage unterstützen. Die meisten richten sich vornehmlich nach den Wünschen der Großen, sagt der Dortmunder Autor und Übersetzer. Da geht es hauptsächlich um die Dauer und Art der Platzierung neuer Bücher.

Independent Verlage können Regalplatz mieten

Das Konzept von Kupido geht auf die Entdeckung einer Buchhandlung in Kiew zurück, die Henseleit bei einer seiner vielen Reisen in die ukrainische Hauptstadt gemacht hat. Auch diese verkaufte nur die Bücher unabhängiger Verlage. Die können bei Kupido Regalplatz buchen, den sie mit ihren Büchern bestücken. Ab einem Meter geht es los, quasi einem Regalboden, der von einem Verlag beliebig gefüllt werden kann.

Bei Kupido Depot lässt es sich wunderbar nach seltener Lektüre stöbern. (Bild: Gaby DeMuirier)

Maximal 146 der bundesweit etwa 2.000 unabhängigen Verlage bekommt der Hispanist so unter. Frank Henseleit ist immer wieder erstaunt, welche Bücher über den Ladentisch gehen. Manche Kund*innen kommen ganz gezielt von weit her, um Bücher bei ihm zu finden, die es scheinbar sonst nirgends gibt.

Unabhängige Verlage sind Garantie für Vielfalt

Als Depotbuchhandlung ist Kupido einzigartig in Deutschland. „Hier werden viele Bücher gekauft, die ich vorher nicht im Fokus hatte“, wundert sich der Verleger. „Der kritische Blick von unabhängigen Verlagen wird oft ganz ausgeblendet.“ Dabei sei es doch die Vielfalt, die eine Buchhandlung erst interessant macht. Und unabhängige Verlage haben Erfolge, denn viele Literatur- und Nachwuchspreise gehen an sie. „Und unabhängig ist nicht gleichzusetzen mit klein“, betont Henseleit. Denn viele der Independents sind überhaupt nicht klein wie zB Wallstein, Wunderhorn, Peter Hammer, Wagenbach, Vellbrück, Tiamat, März oder Mare. „Im Gegenteil, die sind richtig groß und bringen pro Jahr bis zu 100 Titel raus.“

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Nach Henseleits Vorstellungen können seine Kund*innen bei ihm stundenlang in Ruhe stöbern und dabei Kaffee trinken. Den gibt es schon. Auch an einem entsprechenden Gastrokonzept feilt der Hobbykoch noch. „Doch eins nach dem anderen“, sagt der Verleger, der lange Zeit in Spanien gelebt hat. „Ich kann nicht gleichzeitig Buchhändler, Übersetzer, Verleger und dann noch Koch sein.“ Mit zahlreichen Lesungen und weiteren Events sollen so nach und nach immer mehr Freund*innen des geschriebenen Wortes in die Pantaleonsmühlengasse kommen. Literaturfestivals und mehrere Vortragsreihen seien in Planung. Erste Gespräche fanden bereits mit literarischen Salons statt. Im nächsten Frühjahr könnt Ihr Euch schon jetzt auf verschiedene Veranstaltungen freuen: unter anderem werden sich der Verlag Das Wunderhorn (Spitzenpreisträger des Deutschen Verlagspreises), der Secession Verlag für Literatur (mit der Autorin Stephanie Bart), der jüngst nach Köln gezogene Frauenbuchverlag Ebersbach und Simon (mit 1949 von Unda Hörner), Hans-Joseph Ortheil (Dietrich Verlag), der Wiener Passagen Verlag, der Rimbaud Verlag, Dinçer Güçyeter (Elif Verlag) sowie Michel Jean Kukum (Wieser Verlag) bei Kupido vorstellen.

Demnächst gehen auch die Planungen mit einem Literaturzirkel aus Aachen in die nächste Runde. Ihr könnt gespannt sein. Denn es gibt viel zu entdecken an diesem interessanten Ort. Alle Termine findet Ihr entweder in unserem Terminkalender oder auf den entsprechenden Facebook- und Instagramseiten.

Schon im Jahr 2020 stand Frank Henseits Konzept in den Startlöchern. Doch während der Corona-Pandemie hätte es keinen Sinn gemacht, eine Buchhandlung zu eröffnen. So wurden 3 Jahre lang die Kosten durchgeschleppt. Stattdessen hat Henseleit die Zeit genutzt, die Initiative #artistsinshelter zu starten. Mit Hilfe von Kulturstaatsministerin Claudia Roth unterstützt diese Autor*innen und Übersetzer*innen aus der Ukraine, zu denen der Verleger schon lange vor dem russischen Einmarsch eine enge Bindung hatte. Künstler*innen, Lektor*innen, Übersetzer*innen und viele andere hatten über lange Zeit keine Einkünfte aus ihrer Arbeit generieren können. Mit Hilfe der Initiative #artistsin­shelter wurden Gelder gesammelt, um ausbleibende Honorare für Projekte abzufedern und künst­lerische Tätigkeit auch in Zu­kunft zu ermöglichen.

Kupido Depot Buchhandlung
Pantaleonsmühlengasse 38-40
50676 Köln

#Supportyourlocalbookseller

Text: Gaby DeMuirier

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