Komiker im ICE
Montag, 19. Februar 2024 | Text: Reinhard Lüke
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Das war´s also mal wieder mit den Tollen Tagen. Soll ja alles ziemlich entspannt gelaufen sein. Weiberfastnacht spielte das Wetter eben mit, so dass selbst auf der Zülpicher problemlos ein Durchkommen war.
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Aber auch an den trockeneren Folgetagen, so hab ich gehört, soll es in den Kneipen und davor ausgesprochen nett gewesen sein. Am Dienstag zum Abschluss des Südstadt-Zuges Auf der Eiche sowieso. Die letzten Absperrgitter und Dixis sind inzwischen weggeräumt und auch die zahlreichen Nachberichte in unseren Heimatzeitungen sind durch. Da wird auch nichts mehr kommen. Auch keine Suchanzeigen. Was ich vermisse. In früheren Zeiten gab es in Monatsblättern wie der Stadt Revue, in der Ausgabe nach Karneval immer seitenweise Kleinanzeigen von Menschen, die sich im närrischen Trubel kurz getroffen und dann irgendwie doch wieder verloren hatten. „Weiberfastnacht im Chlodwig Eck. Ich war als Pirat unterwegs und du, Eisbär mit lila Perücke, standest am Tresen. Wir haben uns kurz zugelächelt, aber ich habe mich nicht getraut, Dich anzusprechen. Und dann warst du plötzlich weg. Seitdem gehst du mir nicht mehr aus dem Kopf.“ Und dann stand am Ende der Annonce eine Chiffre-Nummer, unter der sich der Eisbär dann melden konnte. So er sich denn einen Monat danach noch an den Piraten erinnern konnte oder wollte. Vermutlich gibt’s derartige Kontaktanzeigen nach wie vor in Hülle und Fülle, laufen aber in den diversen Netzwerken. Was wesentlich praktischer und schneller aber für einen Nostalgiker irgendwie auch schade ist.
Museumszug nach Köln
Bei unserer Deutschen Bahn wird ja derzeit viel gewerkelt, damit die Züge irgendwann mal halbwegs pünktlich verkehren sollen. Bis dahin scheint man mit Humor über die Durststrecke kommen zu wollen. Zumindest habe ich den Verdacht, dass viele Zugführer in jüngster Zeit Komiker-Workshops absolviert haben. So klang es neulich auf der Fahrt nach Berlin aus dem Lautsprecher: „Verehrte Fahrgäste, unser ICE hat inzwischen leider 15 Minuten Verspätung, weil wir seit geraumer Zeit hinter einer S-Bahn herzockeln, die wir nicht überholen können. Willkommen bei der Deutschen Bahn.“ Hatte er das echt gesagt? Hatte er. Auf der einspurigen Strecke Köln-Gummersbach hieß es irgendwann: „Da der Gegenzug über fünf Minuten Verspätung hat, können Sie entspannt auf dem Bahnsteig eine rauchen.“ Welch Service.
Im IC von Hamburg, für den man in irgendeinem Depot arg betagte Waggons gefunden hatte: „Willkommen in unserem Museumszug nach Köln. Da mein eingeplanter Kollege nicht erschienen ist, können die letzten drei Wagen leider nicht benutzt werden, weil für unsere Zuglänge zwei Mitarbeiter Vorschrift sind.“ Nach Halt in Bremen: „Mein charmanter Kollege ist inzwischen aufgetaucht und auch die letzten Wagen sind jetzt nutzbar. Herzlichen Glückwunsch!“ Geraume Zeit später dann: „Wir nähern uns einer Stadt, deren Name mir als Kölner nur schwer über die Lippen kommt, aber es muss sein. Wir erreichen in Kürze Düsseldorf Hauptbahnhof.“
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in.form – Köln SüdstadtWir werden OB
Ich hab´s ja zunächst für einen Scherz gehalten, aber der Mann scheint es ernst zu meinen. Wie er meinem Kollegen Markus im Gespräch erklärt hat, denkt Hans Mörtter wirklich darüber nach, im kommenden Jahr für den Posten des Kölner Oberbürgermeisters zu kandidieren. Echt jetzt? Nun war klar, dass der Ex-Pfarrer als Ruheständler nicht zum Rosenzüchter werden würde und erwartungsgemäß hat seine zahlreichen, vor allem soziale, Aktivitäten seitdem engagiert weiter verfolgt. Aber Oberbürgermeister? Nicht, dass mir Männer und Frauen bekannt wären, die ich für geeigneter hielte, ich frage mich nur, ob der umtriebige Hans Mörtter auf dem Posten nicht verschwendet wäre. Ich kenne mich in der Kommunalpolitik nicht besonders gut aus, stelle mir aber vor, dass man da als oberster Dienstherr von über 20 0000 Angestellten der Stadt auch verwaltungstechnisch einiges um die Ohren hat und unendlich viel Zeit in langen Sitzungen zu teils belanglosen Themen zubringt. Da geht viel Zeit und Energie drauf, die einer wie Mörtter ohne das Amt vielleicht anderweitig effektiver nutzen könnte. Zudem muss man als Parteiloser ständig Netzwerke knüpfen und Seilschaften organisieren. Und sooo viel Macht hat man in dem Job nun auch wieder nicht. Doch das weiß Hans Mörtter natürlich alles selbst. Aber unbedingt machen wir im Herbst nächsten Jahres gern mit der Schlagzeile „Wir sind OB!“ auf.
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