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Lükes Liebes Leben

Närrischer Kreisverkehr

Montag, 14. Februar 2022 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Ich kann mich ja noch an Zeiten erinnern, in denen Menschen mit linker Gesinnung, die mit der BRD nicht so zufrieden waren, geraten wurde, in die Zone zu gehen.

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Nach dem Ende der DDR führte der Begriff ein eher kümmerliches Dasein und kam allenfalls noch als Tabuzone und bei manchen Sportarten in Gestalt von Auslaufzonen zum Tragen. Ich hätte mir jedenfalls nicht träumen lassen, dass ich irgendwann in einer Zone leben würde. Aber dem Einfallsreichtum unserer Frohsinns-Funktionäre sei Dank, bin ich mit allen anderen Kölner:innen nun Bewohner einer Brauchtumszone. Zumindest über Karneval. Wenn ich das richtig verstehe, sind damit dem närrischen Treiben draußen so gut wie keine Grenzen gesetzt. Drinnen ist die Lage scheint´s etwas komplizierter. Vor allem soll das Ordnungsamt dafür Sorge tragen, dass da nicht getanzt wird.

Tanzschule beim Ordnungsamt

Die Kontrollen stelle ich mir lustig vor und frage mich, ob die Damen und Herren des Amtes vorher an praktischen Beispielen geschult werden, ab wann eine Bewegung als Tanz einzustufen ist. Bei solch einer Unterrichtseinheit wäre ich gern mal dabei. Schunkeln soll ja erlaubt sein. Aber vermutlich nur, wenn der Unterkörper dabei nicht bewegt wird. Und was ist mit dem Gebütze? Geht, aber nur unter verheirateten Paaren oder Personen, die aus einem Haushalt stammen? Und Rosenmontag sehen wir uns dann alle im Stadion, wo der Zug im Oval fährt. Kamelle sollen auch geworfen werden. Macht also Sinn, sich Plätze möglichst weit vorn zu sichern. Und wenn man Glück hat, kommt man sogar noch ins Fernsehen, denn der WDR überträgt den närrischen Kreisverkehr satte drei Sunden lang. Kommentiert („ein herrliches Bild!“) wird die Sause von Guido Cantz und Monika Salchert. Echter Traumjob.

Es geht voran

Weil sich das Geschehen nunmal unmittelbar vor meinem Fenster abspielt und ich vom Schreibtisch aus quasi den Panoramablick auf den Spielplatz An der Eiche habe, folgt hier nun die Fortsetzung des Berichts über die Installation der neuen Spielgeräte. Nachdem da vor gut 14 Tagen drei imposante Teile einer Art Kletterburg angeliefert worden waren, fuhren am Montag drauf zwei Männer mit Kleinlaster und Minibagger aus dem Landkreis Euskirchen vor. Die schauten immer wieder auf einen Bauplan, nahmen ihr Maßband zur Hand und buddelten schließlich Löcher für den geplanten Standort der einzelnen Elemente. Tags drauf war Ruhepause, aber mittwochs kam ein großer Kran und hievte die Bauteile über den Zaun, an denen sich die beiden Männer aus dem Umland auch am Donnerstag zu schaffen machten. Freitag hatten sie Ruhetag, aber am Montag drauf waren sie mit ihrem Kleinlaster wieder da, hielten an, blickten kurz auf ihr Werk von letzter Woche und fuhren ohne auszusteigen wieder davon. Wetter war auch schlecht. Seitdem ist das Duo nicht mehr aufgetaucht. Stattdessen fuhren dann öfter mal Männer vom städtischen Spielplatzservice in ihrem grünen Dienstwagen vor. Die nahmen in ihrem Auto 20, 30 Minuten lang zur Kenntnis, dass sich auf dem Platz nichts tat und brausten wieder davon. Womöglich haben sie auch nur Mittagspause gemacht. Aber wann?

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Letzten Donnerstag sah es dann aber endlich echt nach Action aus. Zwei ausgewachsene, grüne LKWs fuhren aufs Areal. Aha, Arbeitsteilung. Die Männer aus EU waren nur für die vorbereitenden Arbeiten zuständig und den Rest erledigen die Leute von Stadtgrün. War aber nicht. Die Jungs haben nur ein paar Bäume rund um den Bolzplatz beschnitten. Muss ja auch gemacht werden. Beim Aufbau der neuen Spielgeräte tut sich in dem umzäunten Gehege seit eineinhalb Wochen schlicht nix. Vielleicht fehlt ja irgendeine Spezialschraube, die in Shanghai oder sonstwo im Container festhängt.

IG-Chef kennt sein Viertel nicht

Letztens gab´s im KStA mal wieder einen Beitrag über die beklagenswerten Leerstände entlang der Severinstraße. Als Gewährsmann für die Lagebeschreibung trat da Karl-Heinz Walter auf, seines Zeichens Vorsitzender der Interessensgemeinschaft (IG) Severinsviertel. Der sah auch Zeichen der Hoffnung wie beispielsweise die neuen Fahrrad-Geschäfte zwischen St. Katharinen und dem Kartäuserhof. Die neue Dichte an Zweirad-Händlern ist durchaus bemerkenswert, doch befinden sich die meisten Läden auf dem anderen Teilstück der Straße, nämlich zwischen Kartäuserhof und der Torburg. Gänzlich stutzig machte mich dann allerdings Walters Klage über das Fehlen eines „gut sortierten Schreibwarenladens“. Da gibt’s doch schräg gegenüber von Netto und REWE seit (gefühlt) mindestens zehn Jahren mit dem Eselöhrchen einen Schreibwarenladen, der für seine Größe überaus gut sortiert ist und standhaft der Billig-Konkurrenz von KODI bis Ein-Euro-Laden trotzt. Sollte dessen freundlicher Betreiber Hassan Aghakhani womöglich kein Mitglied der IG sein und deshalb mit Missachtung gestraft werden? Oder kennt der Interessensvertreter sein eigenes Viertel nicht? Beides wäre gleichermaßen peinlich.

Text: Reinhard Lüke

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