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Gesellschaft

Ninas Einzug in das Paradies

Dienstag, 4. November 2014 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Stefan Rahmann

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Diese Geschichte handelt von Nina, Pepper, dem Traum vom Süden und vom Paradies. Nina ist ein kreativer Freigeist ohne Interesse an Besitz und komfortabel-bürgerlichem Wohlbehagen, Pepper ist ein Schwein, der Süden ist wärmer als Köln, und das Paradies liegt näher, als man denkt. Die Geschichte geht so: Als die Friseurin Nina im März im WDR den Dokumentarfilm „Mein Leben im Paradies“ sieht, steht für sie augenblicklich fest: „Da muss ich hin. Dort will ich leben.“ Denn ohne ihr Wissen gab es das Paradies, von dem sie immer geträumt hatte, bereits. Am Eifelwall.

 

Dort haben sich der Künstler Ketan (Rolf Tepel), dessen „paradiesisches“ Leben in der WDR-Filmreihe „Menschen hautnah“ dokumentiert worden war, und andere Kreative den Paradies-Garten geschaffen. Nina bricht am Tag nach der Ausstrahlung konsequent mit ihrer einigermaßen bürgerlichen Existenz, kündigt ihre Wohnung in Nippes und schmeißt den Job im Friseursalon „Kopfsalat“ an der Zülpicher Straße in Sülz. „Dort habe ich zehn Jahre gearbeitet“, erzählt Nina, die eine Ausbildung als Friseurin abgeschlossen hat. „Der Umzug in den Paradies-Garten im Mai war für mich eine Befreiung. So wie vorher wollte ich nicht mehr leben.“ Die Neue, die aus nicht mehr im Detail nachvollziehbaren Gründen im Paradies mit Nachnamen Erdbeerkörbchen heißt, zieht zunächst in einen Caravan.

 

Aber schon bald beginnt sie damit, ihr eigenes Haus zu bauen. „Ich hatte Glück. Das Grundgerüst stand bereits. Ich habe aus Latten die Wände genagelt. Beim Dachbau hat mir ein Freund geholfen.“ Nina und ihre momentan beste Freundin Pepper werden sich das Haus teilen. Pepper schläft im Untergeschoss, weil Sprossenleitern Schweine überfordern. Nina schläft im ersten Stock. „Unser Haus muss noch gedämmt werden“, verweist Nina auf einen dringend notwendigen Baufortschritt bis zum ersten Frost. Eine Heizung ist nicht vorgesehen. „Die anderen im Paradies haben mir zwar gesagt, dass ich mich noch wundern werde. Aber ich kann Kälte gut aushalten“, gibt sich die 35-Jährige optimistisch. Sie vertraut vor allem auf die Wärme von Pepper und von Teelichtern.

 

Verabschiedet hat sich Nina mit dem Ausstieg aus ihrem bisherigen Leben auch von den sozialen Sicherungssystemen. „Ich habe mich nicht arbeitslos gemeldet, weil ich mich vom Amt nicht ständig demütigen lassen wollte.“ Sie habe alles, was sie brauche, sagt sie. „Mir ist Geld nichts wert.“ Allerdings: Nina ist nicht mehr krankenversichert. „Sehr zum Leidwesen meiner Mutter.“ Die wohnt in einer Wohnung in Bayenthal und findet, genau wie ihre zweite Tochter, ansonsten gut, was Nina macht. Nur die Oma ist dagegen: „Die sagt immer nur ,Oh Jott‘.“ Konventionell war Ninas Leben auch vorher nicht. Zu Hause stellte man zu Weihnachten keinen Baum auf, sondern schmückte eine Schaufensterpuppe. Einen Fernseher gab es nicht. Ninas Vater lebte lange in einem kleinen Holzhaus an der belgischen Küste. Dort hat Nina über Jahre jede freie Minute verbracht.

Eine Frage drängt sich auf: Was macht man denn so den ganzen Tag im Paradies? Nina steht zwischen sieben und neun Uhr auf. Dann wird wird erstmal das Wohnumfeld aufgehübscht. Wege fegen, Geschirr spülen und so weiter. Den Rest des Tages baut Nina an ihrem Haus und beschäftigt sich mit ihren Kunstwerken. Im Moment gilt ihr Hauptinteresse Mobilés.

Gibt es Einsamkeit im Paradies? Nein, sagt Nina. Es seien ja genügend Leute da. Aber: „Ich bin auch sehr gern allein. Ich bekomme zwar viel Besuch, weil es bei mir immer sehr gemütlich ist. Aber manchmal wird mir das zuviel.“

Und wie sieht die Zukunft aus? Der Paradies-Garten soll im Mai dem Archiv-Neubau weichen. „Ich weiß noch nicht“, sagt Nina. Ketan plane ja einen Umzug nach Berlin. „Für mich ist es im Moment nicht vorstellbar, in die Hauptstadt zu gehen. Ich bin ein kölsches Mädchen, eine kölsche Frohnatur. Die passt nicht nach Berlin. Außerdem wohnen hier meine Mutter und meine Schwester.“ Vielleicht wäre es schön, in den Süden zu gehen. Wegen des Klimas. Noch bleibt erstmal alles, wie es ist. Es gibt Optionen. Nur eine ist nicht verhandelbar: Pepper. „Die kommt auf jeden Fall mit. Ich kann mir ein Leben ohne sie überhaupt nicht mehr vorstellen.“

 

Aber wie kommt man eigentlich dazu, mitten in der Stadt ein Schwein zu halten? Ganz einfach, erinnert sich Nina. „Maria fand eines Tages, dass es schön wäre, wenn wir im Paradies ein Schwein hätten. Dann hat sie im Internet eine Suchanzeige veröffentlicht und schon am nächsten Tag eine Antwort zu erhalten. Schwein zu verschenken. Und einen Tag später landete Pepper im Paradies.“ Und wie es dann so geht. Maria ging. Zurück in ihre Wohnung. Pepper blieb. Zur Freude von Nina, zum Leidwesen einiger anderer Bewohner des Paradiesgartens.

 

Vor kurzem saß die Gruppe über Pepper zu Gericht. Die Anklage lautete: Mehrfacher schwerer Einbruch. Seitdem Pepper mit der Schnauze die Tür des Kühlschranks öffnen kann, wurde sie zur Intensivtäterin. Das Urteil der Gemeinschaft: Bewährung. Zum letzten Mal. Schließlich ist Pepper auch schon von der Polizei nach Hause gebracht worden. Dabei wollte sie sich nur mal auf der Zülpicher Straße unverbindlich unter die Leute mischen. Die gerieten aber, wie man hörte, in Panik und verbarrikadierten sich in den Kneipen. Sie hatten Pepper für ein gefährliches Wildschwein gehalten. Dabei ist das Schwein die Harmlosigkeit in Person. Es sei denn, sie ist rauschig. Das kommt alle vier Wochen vor. Dann  sollte man nicht zu nah an sie herantreten. Und Männer sollten sich hüten, zu nah an Nina heranzutreten. Dann attackiert Pepper. „Sie ist sehr eifersüchtig“, weiß ihre Besitzerin. Irgendwann will Nina mindestens zwei Kinder haben. Dann könnte es für den zukünftigen Vater aber ungemütlich werden. Nina bleibt gelassen „Pepper und er werden sich arrangieren.“
 

Text: Stefan Rahmann

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