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Gesellschaft

Rot wie ein Tennisplatz –  eine Brache erwacht zum Leben

Sonntag, 1. April 2012 | Text: Jörg-Christian Schillmöller | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Es fehlt nur der Einweiser, ein Polizist vielleicht, ein Schülerlotse – oder gleich eine Ampel. Denn auf der Brache zwischen Koblenzer und Alteburger Straße herrscht heute viel Verkehr. Schubkarrenfahrer kreuzen Kistenträger. Von links ruft jemand „Voor-sicht“, von rechts jemand anders „Hieer-her, nicht daa-hin, hieer-her“. Es ist kurz nach 15 Uhr, und an die 30 Menschen arbeiten bei Wind und Wolken auf dem Gelände, mit 6 Schubkarren, ebensovielen Schaufeln und vielen Händen (teils in Handschuhen), um die selbst gebauten, mobilen Pflanzkästen auf die Brache zu tragen. Denn heute zieht Neuland hier ein.

An erster Stelle geht es um Sand, genauer gesagt: um rotes Ziegelmehl – gespendet vom Unternehmen Fröhner, das den Baustoff von Tennisplätzen abschabt, um sie aufzufrischen. Recycling in der Südstadt: Das Ziegelmehl dient als neuer Untergrund für den mobilen Garten des „Neuland“-Projektes. Der Hintergrund: Der eigentliche Boden ist belastet, darum wird er – wie Gärtnerin Sabine erläutert – mit Geotextil abgedeckt und dann mit einer zehn Zentimeter hohen Schicht des roten Sandes bedeckt. Das heißt: Handarbeit, denn im Augenblick türmt sich das Ziegelmehl noch in einem langgezogenen Haufen am Straßenrand. Zu hören sind: Schaufelgeräusche, das Zischen beim Auskippen der Schubkarren und – natürlich: die Stimmen der Freizeitgärtner.

Roman, 24, und David, 27, der eine schlank, der andere kräftig, sind guter Dinge. Beide studieren „Integrated Design“ an der KISD und sind schon seit ein paar Monaten bei „Neuland“ dabei. Heute arbeiten sie als Schaufler – und Roman weiß genau, warum er hier ist: „Im Idealfall wirkt der Garten der Anonymisierung der Stadt entgegen.“ Sein Stichwort: „Selbstversorgung“. Heute, sagt er, kaufe sich jeder so gut wie alles im Supermarkt, ohne zu wissen, wo die Produkte herkommen. David nickt: „Urban gardening und bewusste Ernährung, das geht Hand in Hand. Auch dem Bio-Siegel kann man ja nicht immer trauen. Da hilft nur eins: selbst anbauen.“

Langsam schrumpft der große, rote Haufen, und ebenso langsam wächst die rote Sandfläche. Quadratmeter für Quadratmeter. Zwischenstand: Das sieht schon viel besser aus als der karstige Boden vorher. Beim Glätten des Sandes hat Wilfried von „Stadtwaldholz“ den Hut auf: Gemeinsam mit einem Mitstreiter zieht er einen steinbeschwerten Holzrahmen über die angeschütteten Häufchen, so dass der Sand sich in einer Höhe von genau zehn Zentimetern auf dem Geotextil geradelegt. „Seitlich auskippen, das geht leichter“, ruft er, während eine Schubkarre nach der anderen angefahren kommt.

 

Es folgen die Pflanzkisten: Fast 100 Stück haben die Neuländer in den vergangenen Monaten gebaut. Der Grundstoff: Euro-Paletten. Jetzt taucht eine Kiste nach der anderen auf der Brache auf und findet ihren Platz auf dem roten Sandbett. Sabrina, 32, steht am Rand, einen Kaffee in der Hand, und träumt von der Zukunft. „Ich wünsche mir einen richtig lebendigen Garten hier, mit verschlungenen Wegen und Sonnenblumen am Wegesrand.“ Also kein französischer Schlosspark mit symmetrischen Buchsbaum-Mustern? „Nee, das find ich total langweilig.“ Auch für die beiden Senken auf dem Gelände hat sie Ideen. „Da vorne links, da würde ein Tümpel hinpassen, ein kleines Biotop. Und da rechts, da könnte man vielleicht ein Theater draus machen.“ Sabrina wohnt in der Bonifazstraße in Bayenthal, und anders als ihr Freund Bene hat sie – nach eigenem Bekunden – keine grünen Daumen. „Aber inzwischen macht es mir erstaunlich viel Spaß – je mehr ich mich bewege.“ Sabrina arbeitet als Online-Redakteurin beim „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Da ist das Arbeiten auf der Brache hier ein schöner Ausgleich“, sagt sie.

Rechtlich ist der Status der Brache inzwischen halbwegs in trockenen Tüchern: Es gibt eine mündliche (und protokollierte) Vereinbarung über eine „Zwischennutzung“. Das heißt: Der Garten muss mobil bleiben. Im Ernstfall müssten die Neuländer sogar nicht nur die Kisten, sondern auch den ganzen Sand und die Textil-Unterlage wieder abräumen. Derzeit verhandeln sie mit dem Rheinenergie-Konzern über das Thema Wasser (und hoffen darauf, dass das Unternehmen als Sponsor auftritt) – und sie sind im Gespräch mit der Stadtentwässerung über das Thema Abwasser.

Ein älterer Herr, sichtlich neu hier, nähert sich – und seine erste Frage ist eine sehr deutsche Frage: „Ist das legal hier?“ Nur wenige Minuten später kutschiert er schon eines der mitgebrachten Kinder in einer Schubkarre über die Brache. So schnell knüpft man Kontakte. Die Arbeit hier bringt Leute zusammen. Auch Asya, 8, hat schon ein Weilchen geschaufelt – und, meint sie: „Das Hin- und Herfahren mit der Schubkarre, das macht Spaß.“ Und dann sagt sie einen Satz, der auf den Punkt bringt, was viele Neuländer hier vielleicht am meisten hält: die Sehnsucht nach ein bisschen Landleben in der Stadt. Zitat Asya: „Ich hätte hier gern einen Bauernhof, oder einen Bauernhofzoo mit Tieren aus der ganzen Welt.“ Der Anfang wäre gemacht: Bei einem der Wintertreffen der Neuländer gab es eine große Mehrheit für Hühner. Gegacker in der Südstadt? Immer her damit.

Text: Jörg-Christian Schillmöller

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