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Politik

So simmer all he hinjekumme – 1. Mai im Veedel

Samstag, 2. Mai 2015 | Text: Judith Levold | Bild: Francesca Magistro

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Der 1. Mai hat Tradition – seit fast 130 Jahren gilt er als Kampftag der Arbeiterbewegung für ihre Rechte, und auch in Köln erinnern daran jedes Jahr auf’s Neue die große Kundgebung in der Altstadt, auf der zu fairen Löhnen, zu Gerechtigkeit und gegen soziale Missstände aufgerufen wird. 

 

Erstmals hat sich mit einer Parallelveranstaltung dazu ein einzelnes Viertel aufgeschwungen zu einer Maifeiertags-Demo: die Südstadt war auf den Beinen, um den Chlodwigplatz zu einem Begegnungsraum zu machen – für alle Südstädter, die für eine menschlichere Flüchtlingspolitik und gegen die globale Verteilungsungerechtigkeit sind, aus welchem Motiv und welcher Herkunft auch immer. Ein paar Stunden lang, auf unserem zentralen Platz vor der Severinstorburg, bei Sonnenschein. Die, die nicht da waren, sehen das zwar bestimmt genauso, konnten sich dafür nur einfach nicht rechtzeitig aus dem Bett quälen.

 

Kurz vor zwölf, ich erreiche mit dem Rad den Chlodwigplatz. Noch spärlich besiedelt, hauptsächlich um die kleine Bühne vor dem Severinstor herum. Hier steht das Orga-Team der 1. Mai-Demo-Süd und dessen nahe Verwandte. Dazu ein Grüppchen, das 

aus der Ferne wie Musiker aussieht. Urplötzlich dann, c.t., kommt Menge auf. Die üblichen Verdächtigen von Nachbarn, Politprominenz, Initiativen, Passanten, Aktivisten in Sachen Flüchtlinge, Umwelt, Stadtentwicklung und so weiter.

 

Altersdurchschnitt, ich sachma, fünfzigplus. Dazu äußerst passend, macht die Südstadtband Kozmic Blue den Auftakt, nachdem grob umrissen wurde, warum wir alle hierhergekommen sind: Um kund zu tun, dass wir die europäische Flüchtlingspolitik für das Letzte halten. Maggie Mackenthun alias Inge Sagemüller rockt ein bisschen in ihrem üblichen Style, dann verärgern Scherbenmeer die Rio-Reiser-Fans im Publikum, mit einem Auftritt, der Spekulationen über ihre vorherige Nacht erlaubt.

 

 

Halb eins, es gesellen sich Spätaufsteher, jüngere Eltern mit Kindern und Flaneure dazu, der Altersdurchschnitt sinkt drastisch, Menschen zwischen dreißig und fünfzig sind aber irgendwie trotzdem unterrepräsentiert. Die Macher um Daniel Rabe vom Alteburger Hof sind Musiker Micha Zaß, Josef Loup, ein Mann namens Igel und weitere Freunde. Sie sind bislang zufrieden – in der Spitze etwa dreihundert Leute auf dem Platz, so zumindest schätzt jemand, von dem ich glaube, dass er das von Berufs wegen ziemlich gut schätzen kann.

 

 

Klaus der Geiger singt und fiedelt mit seiner Kapelle kraftvoll wie eh und je, das reißt mit, bestimmt auch noch in zwanzig Jahren. Gerhart Baum spricht kurz und glaubwürdig und bringt die Sache auf den Punkt: das Grundgesetz als Bekenntnis gegen die Barbarei, Artikel 1, die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

 

Alles klar? Ob die Leute hauptsächlich wegen der Musik gekommen seien? „Nein!“ meint Daniel Rabe, „eher, weil sie diese Haltung teilen!“. Ich bin irgendwie unruhig und mir fällt schwer, mich nicht zu fragen, ob das wirklich so ist und ob die hier Anwesenden wirklich bereit zu teilen sind. Wohnraum, Klamotten, Geld vielleicht? Oder Zeit, Wissen, Zuwendung? Ich habe so überhaupt keine Lust, die Südstädter, die ich kenne, danach zu befragen. 

 

Viertel nach zwei, ich höre stattdessen Hans Mörtter zu, der seine Rede mit Zitaten aus dem Buch eines Flüchtlings versieht und vehement fordert, aufzustehen und sich ins Zeug zu legen für die Menschen, die es bis zu uns zu flüchten geschafft haben. Ich spreche mit einem von ihnen, die mit ihren Nachbarn aus der Willkommen-in-der-Moselstraße-Initiative und großen Transparenten gekommen sind.

 

Zena, aus Eritrea, gekommen vor knapp zwei Jahren, er lebt in einer Unterkunft in der Ankerstraße. Bist Du mit Leuten hier ins Gespräch gekommen?, frage ich ihn, und er antwortet: „Ja, Sie fragen, wie ich heiße, woher ich komme und wie ich es in Köln finde.“ Könnte ein Anfang sein, denke ich und höre, wie Zena erzählt, dass sich seit der Bürgerbewegung zur Willkommenskultur, etwa der Initiative „Willkommen in der Moselstraße“, einiges geändert habe. Was denn? interessiert mich weiter. „Man hat keine Angst mehr!“ sagt Zena, und das beeindruckt mich.

 

Angst sollte niemand haben müssen, der in Deutschland, in Köln, in der Südstadt anlandet, weil er vor Angst vor irgendwas beschwerlichst von irgendwo abhauen musste. Tom Words und Céline treten auf, dann Stefan Knittler, hernach eine unvollständige Familich, und dann schließlich noch eine Art Occupy Orchestra, das mir von den kundgebenden Musikern heute besonders gefällt, denn es besingt die Gründe dafür, dass Flüchtlinge, mit denen sich Deutschland, Köln und die Südstadt oft schwer tun, überhaupt Flüchtlinge geworden sind.

 

Um halb vier bringen sie Englishman in New York: Oh-oh, Du bist Fremder hier, darum sind wir nett zu Dir – herzlich will kommen in unserer Stadt!

Dem ist nix hinzuzufügen.

Text: Judith Levold

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