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Lükes Liebes Leben

Treibjagd im Blumenkasten – Lükes liebes Leben

Montag, 9. März 2015 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Frühling. Auch schön. Auf der sonnigen Severinstraße am Samstag Schlangen von
Mernschen im Außenalster-Look vor den Edelmetzgern und Feinkostläden als sinnfälliger Beweis für die längst vollzogene Gentrifizierung des Viertels. Und irgendwo ein Leierkasten-Mann, stilvoll in Frack und Zylinder, der eine vertraute Melodie kurbelte, die mir so gar nicht zu seinem Instrument zu passen schien. Habe einige Zeit gebraucht, bis mir der Titel einfiel: „Walk of Life“ von den Dire Straits. Womöglich hatte der Mann für uns Ältere auch noch „Nirvana“ und die „Sex Pistols“ auf der Platte. Ansonsten konnte ich mich ja kaum zurückhalten, am Samstag nicht, wie wahrscheinlich Tausende von Grünzeug-Enthusiasten, irgendeinem Gartencenter einen Besuch abzustatten. „Gemach!“, hab´ ich bei mir gedacht, „da kommen doch sicher noch mehr schöne Tage.“ Das Rentnerehepaar von Gegenüber ist auch noch ruhig geblieben. Aber ich freu´ mich schon, wenn Männe und seine Angetraute demnächst wieder loslegen, um die ihre drei handelsüblichen Blumenkästen mit frischer Pracht zu bestücken. Von wegen: Haken an die Balkonbrüstung, Kisten aufhängen, Erde und Blumen rein, Wasser drauf – fertig! Ein deutscher Blumenkasten ist schließlich kein Dschungel. Das gehört ordentlich gemacht. Wichtigstes Handwerkszeug beim Gärtnern? Zollstock. Mit dessen Hilfe werden erstmal die Haken montiert, damit die Abstände zwischen den Kästen schön gleich sind. Anschließend werden die Kunststoffbehältnisse angebracht, wobei zur Feinjustierung nochmal der Zollstock zum Einsatz kommt. Das unverzichtbare Utensil bleibt auch fürderhin in Reichweite, denn nach der Erde kommen die Blumen. Und auch die werden nicht irgendwie nach Augenmaß eingesetzt, sondern mit Hilfe der Messlatte im Taschenformat. Wenn das Werk nach gut einer Stunde endlich vollbracht ist, kommt zur Krönung noch Männe mit der Wasserwaage, um sicherzustellen, dass sich da nicht bei einem Kasten womöglich trotz aller Umsicht ein Gefälle eingeschlichen hat. Ist auch diese finale Prüfung über die Bühne gebracht, meine ich, regelmäßig in den Gesichtern der Sockenbügler von Gegenüber -so nennen wir sie Unkenntnis ihrer Namen seit Jahr und Tag- so etwas wie ein Lächeln zu entdecken. Bleibt noch zu erwähnen, dass die Gemeinschaftsarbeit stets wortlos, aber in völliger Harmonie ohne jeden Anflug von Kontroversen vonstatten geht. Andererseits: Worüber sollten sie auch streiten? Die unbestechliche Exaktheit ihrer Gartenwerkzeuge machte jeden Disput sinnlos. Und auch hinsichtlich der Blumenauswahl scheint da bewundernswerte Eintracht zu herrschen. Sie pflanzen jedes Jahr nur Geranien. Rote. Vier Stück pro Kasten.

Jäger gegen Gottesstaat
Aber es gibt beunruhigendere Phänome an diesen Frühlingstagen. So etwa, wie ich unlängst der Zeitung entnommen habe, den ungebrochenen Zulauf bei den Salafisten in Deutschland. Nun ist noch nicht jeder Hardcore-Muslim ein bewaffneter Gotteskrieger, aber trotzdem. Wenige Tage später die Nachricht, dass sich die deutschen Jäger über enorme Zuwachszahlen bei ihren Mitgliederzahlen freuen. In NRW gibt es 87 212 geprüfte Waidmänner. So viele wie nie zuvor. Darunter, so jubelt der Verband, erfreulich viele junge Männer und Frauen. Der Anteil der Damen mit Jagdschein unter den Grünröcken soll derzeit bei 25 Prozent liegen. Da braucht´s im Wald wohl keine Frauenquote. Weil ich mal gelesen habe, dass irgendwie alles mit allem zusammenhängt, frage ich mich als aufmerksamer Zeitgenosse natürlich , ob es womöglich eine Verbindung gibt zwischen den beiden Meldungen. Der mit den Salafisten und der mit den Jägern. Sollten womöglich kampfbereite Muslime klammheimlich das deutsche Jagdwesen unterwandern, um legal an Schießprügel zu kommen und im grünen Tarnanzug unseren schönen Forst als Trainings-Camp zu missbrauchen, bevor sie dann in den Nahen und Mittleren Osten aufbrechen? Kaum vorstellbar. Da haben die Ober-Jäger doch sicher ein wachsames Auge drauf, wer da bei ihnen Aufnahme findet. Muss man da nicht einen Taufschein vorlegen? Obwohl. Oder verhält es sich umgekehrt? Ist es womöglich die nackte Angst deutscher Männer (und Frauen!), dass der IS-Vandalismus demnächst in breiter Form unser Vaterland überrollen und uns nach dem Leben trachten könnte? Da will man doch gewappnet sein, wo auf unsere marode Bundeswehr ja kaum noch Verlass ist. Der Jäger-Boom als Trend zur bewaffneten Bürgerwehr? Möglich, aber ich vermute, es hat eher mit Nahrungssicherung zu tun.

Militante Kleingärtner
Nicht, dass jetzt zunehmend Hartz IV-Empfänger einen Jagdschein machten, um preiswert an Frischfleisch zu kommen. Selbst für einen Gruppenkurs fallen da schnell mal 2000 Euro an, zuzüglich Munition, Prüfungsgebühren, Lodenmantel, Hut, Hund, Horn und was weiß ich noch alles. Das läppert sich. Und selbst, wer im Besitz eines Lappens ist, darf ja nicht für lau im Wald auf alles Essbare ballern. Ich denke, die Jagdfreunde beziehen ihren Zuwachs in erster Linie aus dem betuchteren Aufrichtiger-Atmen-Und-Essen-Klientel. Nun gut, ein paar Stadtmenschen mögen den Grünröcken auch nur beitreten, um ihren SUV-Geländewagen endlich mal Gelände zu zeigen. Doch der Mehrzahl der Neu-Jäger geht es irgendwie um Bewusstseinserweiterung im Wald. Eine militante Variante der ja -unter Akademikern ebenfalls grassierenden- Kleingärtnerei. Auf der Jagd ist man doch allerliebst an der frischen Luft, hat auf dem Hochsitz am frühen Morgen Naturerlebnisse am Rande der Erhabenheit und bringt, wenn´s gut läuft, anschließend der Familie noch ein ordentliches Stück Fleisch mit. Bio-Landwirtschaft hin oder her – selbst geschossen mundet´s einfach besser. So wie früher. Vor ein paar Jahrtausenden, als die Jungs noch Mammut und Säbelzahntiger nachstellten. Womöglich ja sogar die Anhänger des Paleo-Trends für den enormen Zuwachs beim Waidgewerke. Essen wie in der Steinzeit: Da kommt nur Gejagtes und Gesammeltes auf den Tisch. Nun gut, mangels Gelegenheit überlassen die Trendsetter das Jagen und Sammeln in der Regel dem örtlichen Supermarkt, aber Hauptsache, es ist kein Gemüse aus kultiviertem Anbau dabei. Sicherheitshalber sind die Rückwärts-Enthusiasten aber immer noch krankenversichert. Genau wie die Gotteskrieger, die es ja auch schwer mit der Steinzeit haben. Was futtern die eigentlich? Wahrscheinlich überfallen sie, wenn der kleine Hunger kommt, schlicht McDonalds-Filialen. Egal. Wer beim neuen Run auf die Jagd-Verbände dumm aus der Wäsche guckt, sind unsere traditionsreichen Schützenvereine, die, so stand zu lesen, dramatische Nachwuchssorgen plagen. Ich weiß da leider auch keinen Rat. Beim Vogelschießen das  hölzerne Federvieh durch ein lebendiges Exemplar zu ersetzten, wäre wohl auch keine Lösung. Adler hat´s in unseren Breiten ja nicht mehr viele. Und selbst, wenn man ersatzweise ein aufgespießtes Lebend-Huhn zum Abschuss freigeben würde, hätte doch vermutlich wieder irgendein Tierschutz-Verband ernst zu nehmende Einwände. Ich weiß jetzt nicht, wie es mit dem Nachwuchs beim Tontaubenschießen aussieht, aber ich denke, da ließe sich was machen. Einfach die tönernen Geschosse durch Echt-Vieh von der Domplatte ersetzen. Nach diesen Luftratten würde doch kein Hahn krähen.

Text: Reinhard Lüke

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