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Kultur

Tristan trinkt aus Isolde

Montag, 19. September 2011 | Text: Stephan Martin Meyer | Bild: Meyer Originals

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Wagner auf einer kleinen Bühne? Funktioniert das? Die preisgekrönte Berliner Autorin Daniela Dröscher schuf eine Bühnenfassung des Tristan und Isolde-Stoffes für das Theater der Keller, die am 16. September uraufgeführt wurde. Zwei Sänger, zwei Schauspieler und ein Pianist zogen an diesem Abend das Publikum in ihren Bann, indem sie das Monumentalstück in die intime Atmosphäre des kleinen Theaters versetzten.

Fiona Metscher und Jean Paul Baeck geben den schaupielerischen Part. Sie umschwärmen sich, sie lieben sich, sie beschimpfen sich und sie trennen sich. Zur Erinnerung: Der klassische Stoff der Tristan und Isolde-Handlung berichtet von dem jungen Ritter Tristan, der Isolde von Irland ihrem künftigen Gebieter, dem König von Cornwall zuführen soll. Während der Überfahrt mit dem Schiff, kosten sie von einem Trank, der sie in unsterblicher Liebe zueinander entbrennen lässt. Am Ende sind beide tot. So viel in der Kürze.

 

von links: Fiona Metscher, Jean Paul Baeck / Foto: Meyer Originals

Auf der Bühne begegnen sich die beiden auf der Ebene der Musik. Eindrucksvoll verführt Fiona Metscher ihren Tristan zum Hören ihrer Lieblingsmusik. Immer wieder bringt sie ihn dazu, die Kopfhörer aufzusetzen, um dem lauschen, was sie so liebt: der Musik Wagners. Um der Realität noch weiter zu entfliehen, schlägt sie ihrem Geliebten vor, sich in Rehe zu verwandeln. Unschuldig, harmlos, zum Abschuss freigegeben.

Tristan, der zunächst vorgibt, nichts von Isolde zu wollen, lässt sich nach und nach auf sie ein. Je mehr er aus ihr trinkt, je intensiver er sich auf die Musik einlässt, je länger er sie betrachtet, desto stärker treten seine Gefühle für sie zutage. Jean Paul Baeck lässt die Figur ganz allmählich weicher werden. Während Tristan zu Beginn lieber ein Tiger, ein Wolf oder ein Hirsch wäre, akzeptiert er schließlich den Wunsch Isoldes: Er trinkt aus ihr und wird ein Reh.

Da hilft es ihm nicht, Isolde die wahre Geschichte Bambis, des Rehs schlechthin, zu erzählen. Denn in dieser Erzählung von Felix Salten wird das Grauen des ersten Weltkrieges thematisiert. In jeder Szene, so berichtet Tristan ihr, sterbe ein Tier oder ein Mensch auf grausame Art. Mit der Metamorphose vom Menschen zum Reh, vom Einzelgänger zum Gruppentier, vom Single zum Verliebten, erlangt der Verwandelte zwar vermeintlich die Unschuld zurück, doch geht damit auch immer ein unausweichliches Ende einher, das eine Trennung und den Tod des Herzens mit sich bringt.

von links: Paul Lyon, Fiona Metscher/ Foto: Meyer Originals.

 

Die großen Kopfhörer leiten Tristan und Isolde immer wieder in die Traumwelt der Musik Wagners hinüber. Ute Eisenhut trägt mit wunderbarer Stimme Arien der Isolde vor. Paul Lyon übernimmt den sängerischen Part des Tristan. Die erstaunlich gute Akustik des Raumes führt zu einem Gesangserlebnis der besonderen Art. Die Intimität des Saales lässt die Zuhörer nah an die Sänger heran, die es sich nicht nehmen lassen, auch in den Stuhlreihen Platz zu nehmen, um von dort zu singen. Begleitet werden die Sänger auf dem Klavier von Ewald Gutenkunst.

In diesem Bühnenstück sterben am Ende nicht wie in der Vorlage die Figuren Tristan und Isolde, sondern die Liebe der beiden ist dem Untergang geweiht. Tristan flieht – wohl auf der Suche nach etwas besserem – während Isoldes Herz vor Schmerz verkümmert. Und spätestens damit wird das Stück zu einem Gesellschaftsbild: Die permanente Jagd nach dem immer besseren, schöneren, erfolgreicheren Partner lässt die oft so nah stehenden Menschen verblassen.

Wagner auf einer kleinen Bühne? Funktioniert das? Ja, das funktioniert sehr gut. Zumindest im Theater der Keller. Und man muss kein Opernliebhaber sein, um sich diesem Wagner-Abend hinzugeben.
 

 

Weitere Termine:

20.-23. September

6.-8./23. Oktober

jeweils 20 Uhr

 

Theater der Keller

Kleingedankstraße 6

50677 Köln

Tel: 0221 272 20 99

Text: Stephan Martin Meyer

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