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Kultur

Veränderungen anstoßen

Sonntag, 14. Februar 2016 | Text: Alida Pisu | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Ein neues „Zweigestirn“ für die Südstadt: seit Anfang des Jahres leitet Pia Maria Gehle gemeinsam mit Gerhard Seidel die Geschicke des renommierten „Freies Werkstatt Theater“. Meine Südstadt unterhielt sich mit ihr über Nachwuchsförderung, Probleme und Perspektiven.

Meine Südstadt: Frau Gehle, Sie waren von 2010 bis 2013 Intendantin des „Theater Der Keller“. Was reizt Sie daran, nun mit Ihrem Kollegen Gerhard Seidel ein weiteres Südstadt-Theater, das „Freies Werkstatt Theater“, zu leiten?
Pia Maria Gehle: Ich kenne das Theater schon sehr lange, weil ich Kölnerin bin und ich habe hier in den letzten beiden Jahren, die ich freiberuflich war, zwei Inszenierungen gemacht. Außerdem habe ich zweimal dramaturgisch das Projekt „Flausen“ betreut: dabei können sich Nachwuchskünstler mit einem Konzept auf eine Residenz bewerben. Die Konzepte werden dann auf „die Residenzen“ verteilt. Die Künstler sollen schon professionell gearbeitet haben, aber noch am Anfang einer Kariere stehen. Die Residenz befindet sich in einer anderen Stadt als der, in der sie ansonsten arbeiten. So aus dem normalen Kontext geholt, soll das Konzept in Ruhe erarbeitet werden. Dafür gibt es auch ein Budget, um die konzentrierte Arbeit zu ermöglichen. Besonders ist, dass kein Ergebnis in Form einer Premiere erwartet wird, sondern der Recherche-Prozess an sich gefördert wird. Mir war es schon immer wichtig, mit jungen Kollegen zu arbeiten. Im „Theater der Keller“ war es die Schauspielschule und hier liegt nun ein großer Fokus auf Künstlern im performativen Bereich, was ich auch spannend und wichtig finde. Mir liegt das Thema „künstlerischer Nachwuchs“ sehr am Herzen und da treffen wir uns auch, Gerhard Seidel und ich.

Und die Möglichkeiten für Sie selbst, hier im Haus?
PiaMaria Gehle: Es ist ein tolles Haus, gut aufgestellt mit schönen Probenräumen und mit zwei Bühnen, die sehr unterschiedlich sind. Man hat viele Möglichkeiten, auf den Bühnen etwas zu realisieren. Die Stimmung ist auch gut. Ein gutes Team, gute Leute, gute Kollegen, sowohl auf wie hinter der Bühne. Man  hat immer das Gefühl: alle haben auch Lust, gemeinsam was zu realisieren und haben auch immer Lust auf neue Ideen. Ich freue mich schon auf die kommenden Projekte und natürlich auf meine nächste eigene Arbeit hier.

Das „FWT“ steht ja nicht nur für Nachwuchsförderung, sondern in großem Maße auch für klassisches Literatur-Theater, für Altentheater und für einen weiteren Schwerpunkt auf politischem Theater. War das Politische auch ein Grund, hierher zu kommen?
PiaMaria Gehle: Ja, ich finde, Theater ist immer politisch. Es muss immer eine gesellschaftliche Relevanz haben. Ich glaube, dass wir Kulturschaffenden die Aufgabe, aber auch die Möglichkeiten haben, gesellschaftliche Missstände aufzuzeigen und Veränderungen anzustoßen. Darum ist Theater immer politisch und muss immer einen Kontext haben, der in der Gesellschaft verankert ist.

Das Theater hat ja ein Flüchtlingsstück gemacht, seit Januar läuft „Der Nazi und der Friseur“, mit diesen Themen sind Sie quasi „mittendrin“.
PiaMaria Gehle: Mittendrin muss man auch sein. Theater hat keine rein abbildende oder erzählende Aufgabe. Das ist langweilig und das braucht auch kein Mensch. Um den Anstoß-Charakter, den Veränderungswunsch, darum geht es bei der Bühne. Menschen dazu zu bewegen, aus ihrem Kokon rauszugehen, sich auseinanderzusetzen, Impulse mitzunehmen, darüber nachzudenken und zu diskutieren, sich einzubringen – all´das kann Theater. Sowohl künstlerisch als auch der Raum des Theaters an sich, der ja Begegnungen fördert. Dass man sich entschließt, hinzugehen, Menschen zu begegnen, anstatt einfach nur die Glotze anzumachen.

Sie werden diese Linie des Theaters also weiterführen, aber auch eigene Akzente setzen?
PiaMaria Gehle: Auf jeden Fall. Ich habe meine Aufgabe ja von Inken Kauter übernommen, die vor mir mit Gerhard Seidel das Theater geführt hat. Die beiden haben die richtigen Weichen gestellt und jetzt geht es darum, sie konsequent weiterzuverfolgen. Und natürlich kommen von mir jetzt andere Impulse rein, als es sie von Inken Kauter gegeben hat. Das ist in den künstlerischen Persönlichkeiten gelegen, die wir beide nun mal sind. Durch die Konstante, die in dem Fall Gerhard Seidel bildet, kommt eine spannende Kombination zustande. Ich mag auch diesen Team-Gedanken, an einem Haus sein zu können, in dem man als Doppel-Spitze agiert. Ich hatte nie Interesse an dieser „Allein-Herrschaft“, die eine Intendanz innehat. Und mir fällt meistens auch weitaus weniger ein, wenn ich mir allein Gedanken mache. Konzeption und Spielplan entwickeln sich zu zweit wesentlich einfacher. Und wenn zwei Leute sagen: „Das ist vielleicht ein heikles Stück, das sich nicht „gut verkaufen“ lässt, aber wir wollen das machen, wir stehen dahinter“, dann hat das auch die doppelte Kraft.

Wo sehen Sie die größte Herausforderung für sich?
PiaMaria Gehle: Es ist alles per se schon immer eine Herausforderung, mit knappem Budget und wenig Personal zu jonglieren und ständig aufs Neue etwas zu erfinden. Politisch ist das ganz klar: alle Theater werden sich mit der Flüchtlings-Problematik auseinandersetzen müssen. Das ist und wird das große, politische Kern-Thema der nächsten Jahre. Die Theater müssen sich da ganz klar positionieren, es gibt auch Unmengen Stücke, aber wir müssen schon gucken: sind die auch was für uns? Ich glaube nicht, dass es nur damit getan ist, einfach Stücke zu dem Thema zu machen. Man muss z. B. auch darüber nachdenken, ob man mit Künstlern, die geflüchtet sind, arbeiten kann und wie man in Kontakt mit diesen Menschen kommt. Oder: wie kann man auf dem Theater die Kern-Problematiken benennen, ohne dass es polemisch wird oder nur abbildend? Kann man Impulse setzen mit den Möglichkeiten der Bühne, die vielleicht nicht auf der Bühne stattfinden müssen, aber an anderen Orten? Das Thema ist eine Kampf-Aufgabe, der sich unsere Gesellschaft stellen muss und der wir uns auch stellen müssen. Wie schafft man auf lange Sicht einen menschenwürdigen und zukunftsweisenden Umgang mit der gegenwärtigen politischen Situation, die ja gerade sehr im Chaos gemündet ist. Meine persönliche Kampf-Aufgabe ist natürlich auch, dass ich trotzdem hier inszenieren möchte. Und nicht nur Anträge schreiben, Vorstellungen disponieren, Verträge schreiben und so etwas. Aber das schaffe ich schon, dass ich meine Handschrift in dieses Haus mit einbringe und hier künstlerisch auch auf der Bühne vorkomme.

Worauf dürfen wir uns freuen?
PiaMaria Gehle: Ich weiß es noch nicht, wir sind noch nicht so weit. Wir haben einen Spielplan bis Mai, Juni und da werde ich nichts inszenieren.

Schade!
PiaMaria Gehle: Finde ich auch. Aber es laufen noch Stücke von mir. „Bin nebenan“, „Alltag und Ekstase“ werden wir im Mai und Juni noch mal zeigen, das war meine Spielzeiteröffnung vom letzten Jahr. Und dann werde ich auf jeden Fall im Herbst etwas machen. Das ist dann ja schon die kommende Spielzeit und da basteln wir noch. Da haben wir zwar schon ein paar tolle Ideen, aber die verraten wir nicht…

Müssen wir uns also in Geduld fassen! Frau Gehle, viel Erfolg für die Aufgabe, die Sie übernommen haben und herzlichen Dank für das Gespräch.
 

Text: Alida Pisu

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