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Kultur

Zum Lachen in den Coellner gehen

Montag, 17. August 2015 | Text: Jasmin Klein | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Warum sollte man sich bei schwülem Wetter abends auf der Alteburger Straße in ein Lokal setzen und etwas Kühles trinken, wenn doch im Coellner Boing! Der Stand Up Comedy Club stattfindet? Das dachten sich außer mir noch 50 andere Menschen, und so sitzen wir im Coellner und schwitzen und trinken hier Kühles und warten darauf, dass die Show beginnt. Gastgeber Manuel Wolff gibt über Mikrofon im Minutentakt bekannt, wann die Show beginnt: „In fünf Minuten beginnt die Show!“

 

Eine Bühne, ein Mikrofon, ein Barhocker, mehr braucht es nicht an Requisite, um gute Stand Up Comedy zu machen. Allerdings braucht es jede Menge an Gags, Timing, wohl platzierte Mimik, Spontanität und Mutterwitz, was auf englisch viel lustiger mit „funny bones“ umschrieben wird. Hier und heute dürfen wir als Publikum checken, ob die sieben Comedians, die wir erwarten dürfen, unsere Erwartungen erfüllen.

 

Ich frage Christoph Brück, der zum ersten Mal hier ist, was er sich von dem Abend erhofft: „„Im Fernsehen haben Comedians viel zu oft eine Rolle, die sie bedienen müssen. Hier erwarte ich mehr Mut.““

 

„In drei Minuten beginnt die Show!“

 

Tatiana Perez und Ivanna Mironenko sitzen in der ersten Reihe. Auf meine Frage, ob sie schon einmal hier waren, müssen sie lachen. „“Wir sind selbst Künstlerinnen und als Comedians hier auch schon aufgetreten!““ Was ist das Besondere an diesem Stand Up Comedy Club? Tatiana Perez: „„Das ist die Nähe zum Künstler. Und aus der Bühnenperspektive natürlich die Nähe zum Publikum. Man hat Augenkontakt, und das Publikum belügt einen nicht. Wenn Du hier überlebst, dann schaffst Du es auch woanders. Dabei ist es hier immer herzlich, nie respektlos.““ Ivanna Mironenko steht seit über zwei Jahren auf der Comedy-Bühne. Heute ist sie als Gast hier: „“Köln ist eine Künstlerstadt. Hier versammeln sich so viele; es ist ein großer Spaß für Alle.““

 

Der Jingle startet. Die Show beginnt. Wolff betritt die Bühne, begrüßt die Gäste, erklärt kurz den Ablauf des Abends und lässt es sich nicht nehmen, einen eigenen Stand Up zu platzieren, um uns noch mehr zum Kochen zu bringen, als wir es eh schon tun.

 

Manuel Wolff, studierter Musikwissenschaftler, verdiente sein Geld als musikalischer Leiter auf Kreuzfahrtschiffen. Vor elf Jahren zog er in die Kölner Südstadt und startete von hier seinen youtube-Kanal „ui. Comedy, Quatsch, Vlogs & mehr!“.  Seit sieben Jahren tritt er als Comedian auf.  In seinem Solo-Programm „„Zehn Finger für ein Halleluja!““ verknüpft er meisterlich seine musikalischen und  komödiantischen Fähigkeiten. Weil er in Köln eine Bühne für Stand Up Comedy etablieren wollte, startete er am 1. April 2012 mit „Boing!“ die Stand Up Comedy Show. Was in einem Lokal in der Roonstraße begann, findet seit März diesen Jahres regelmäßig donnerstags im Coellner statt. 

 

Wolff moderiert den ersten Comedian an: Jens Wienand. Der saß die ganze Zeit schon im Publikum, springt aber nun auf die Bühne und erzählt davon, wie verloren er sich  zwischen Milfs und Saunagängern fühlt. Und dann? Pause! Es werden kühle Getränke nachgeordert, und vor der Tür rauchen die einen, während die anderen glauben, dort frische Luft zu schnappen.

 

Eine Art Klassentreffen

 

Eine kleine Traube von Comedians steht zusammen. Ich erkenne sie daran, dass sie auch schon drinnen zusammen saßen und aus ihren Reihen Jens Wienand auf die Bühne kam. Jens Wienand ist für den Abend aus Mannheim angereist. Er kommt aus der Improvisation und dem Poetry Slam und macht nun seit über einem Jahr Stand Up Comedy: „“Ich bin auch gerne hier, weil es wie eine Art Klassentreffen ist. Hier treffen sich Kollegen und tauschen sich aus.““

 

Auf der Tafel neben dem Eingang lese ich nun alle Namen der sieben Comedians, die heute abend auftreten. Einer davon ‚Ingo Nommsen’. Moment mal, ist das nicht dieser Schwiegermuttertraum aus dem ZDF-Morgendingens namens ‚Volle Kanne’? Das kann ja wohl nur ein Witz sein?! Manuel Wolff: „„Nein, Ingo Nommsen kommt wirklich! Es gibt einen kleinen Programmteil während des Zwei-Stunden-Programms, den ‚Open Spot’. Hier kann jeder, der sich vorher meldet, für fünf Minuten auftreten und sein komisches Talent am Publikum testen. Ich habe ihn über einen Kollegen kennen gelernt. Ingo kommt jetzt gleich und macht einen Stand Up!““

 

Die erste von zwei Pausen ist vorbei, und der ‚Open Spot’ beginnt. Fünf Minuten hat nun jeder Comedian Zeit, um uns zum Lachen zu bringen. Den Anfang macht Simon Stäblein. Der sieht aber gut aus, denke ich. Sein erster Satz: „Viele Leute wundern sich, wenn sie mich sehen und denken: Warum ist der Typ eigentlich Comedian und nicht Model?“ Meine Freundin neben mir lacht laut auf. Wir haben beide wohl das Gleiche gedacht.

 

Und da kommt nun wirklich Ingo Nommsen auf die Bühne. Optisch eher OP-Arzt als Moderator (weiße Hose, grünes T-Shirt), und was er da erzählt, ist alles andere als Schwiegermutter-kompatibel: Nommsen erörtert das Berufsbild ‚Dildo-Fee’, Beckenboden-Training, und erzählt, wie er von zwei Liebeskugeln an der Ferse verletzt wurde. Ui!

 

Die erste und einzige Frau, Jana Marie Backhaus, übernimmt für einen kurzen Moment die Bühne, Leo Tsypin sorgt für einige auch unfreiwillige Lacher, die ja manchmal die schönsten sind. 

 

Der Open Spot ist beendet – Pause!

 

Draußen steht da plötzlich Knacki Deuser. Das Urgestein der deutschen Stand Up Comedy. Der Verfasser des Stand Up Ratgebers „How to be lustig“. Der Erfinder von Night Wash. „Ich schreibe gerade an meinem Soloprogramm ‚Seltsames Verhalten’, das am 25.10. im Gloria Premiere hat. Ich dachte mir, ich könnte heute abend mal ein paar Gags testen.“

 

Nach der Pause testet er sie. Man erkennt nun auch deutlich beim erfahrenen Profi, wie man sehr genaues Timing hat, wie man Pointen setzt und wie das Ganze sehr leicht aussieht, es aber keineswegs ist. 

 

Als letzter Gast tritt der Headliner des Abends auf: Thomas Müller. Er erzählt uns von seinem Urlaub in Spanien. Hier ist jetzt nichts mehr mit vor-dem-Mikro-stehen-und-reden. Mit vollem Körper-und Mimikeinsatz wird hier aus dem komischen Alltag eines Tollpatschs berichtet, und sogar ein Rap wird auf die Bühne gebracht. Das Publikum singt zum Schluss gemeinsam mit dem Stargast, und nach drei Stunden Stand Up Comedy entlässt Gastgeber Manuel Wolff das erschöpfte Publikum in eine schwüle Sommernacht.

 

Nächsten Donnerstag geht es mit anderen Comedians weiter. 

 

P.S. Am 4. September tritt Thomas Müller im Bürgerhaus Stollwerck auf. 

 

 

Mehr im Netz:

 

http://manuelwolff.de/boing/

 

https://www.facebook.com/boingcomedy?fref=ts

Text: Jasmin Klein

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