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Glaube

„Brüder im Nebel“ – Uns ist übel

Dienstag, 30. März 2021 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Stefan Rahmann

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Nachdem jetzt alle mal die eine oder Nacht darüber geschlafen haben, wollen wir mal einen Blick über den Tellerrand werfen und uns ein paar Gedanken über die katholische Kirche in Köln und insbesondere über ihr Personal machen. Es wird keineswegs ausreichen, einige Spitzenleute aus der Bistumsleitung auszuwechseln. Es erscheint auf den ersten Blick zwar ungeheuer konsequent und entschlossen, wenn Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki in einer ersten Stellungnahme vor der Presse nach der Veröffentlichung des Gercke-Gutachtens Weihbischof Dr. Dominikus Schwaderlapp und den obersten Kölner Kirchenrichter Günter Assenmacher von ihren Aufgaben entbindet. Vorläufig. Und es reicht auch nicht, wenn Weihbischof Ansgar Puff Konsequenzen zieht und wie der Hamburger Erzbischof und frühere Kölner Generalvikar Dr. Stefan Heße dem Papst den Rücktritt anbieten. Letzterem gewährte der Heilige Vater eine Auszeit. Der sichtlich erleichterte Woelki wurde in dem Gutachten nicht belastet.

Maxima culpa

Natürlich haben die anderen Vier Schuld im Umgang mit sexuellem Missbrauch auf sich geladen. Aber ist es wirklich denkbar, dass der oberste kölsche Kirchenfürst in seiner Zeit als Geheimsekretär des schwer belasteten Kardinals Meisner und in seiner Zeit als Weihbischof von Köln mit Missbrauchsfällen nicht befasst war? Dass er regelmäßig an Personalkonferenzen teilnahm und dort nicht über Missbrauchsvorwürfe gesprochen wurde? Dass es nur darum ging, dass die Bischöfe in den Konferenzen die Information erhielten, dass am nächsten Sonntag ein Priester in ihrem Pastoralbezirk fehlen wird, weil er suspendiert worden war? Und dass dann niemand gefragt hat, warum das geschehen ist? Es wundert nicht, dass Woelki wenig souverän auf eine Journalisten-Nachfrage in dieser Angelegenheit reagierte und ihm sein Generalvikar Dr. Markus Hofmann gleich zur Seite sprang und bestätigte, dass in Personalkonferenzen nicht über Straftaten des Personals gesprochen werde. Dass Erzbischof Joachim Kardinal Meisner eine Akte, in der er die Missbrauchswürfe dokumentierte, „Brüder im Nebel“ benannte, ist an Zynismus nicht zu überbieten.

Münchener Gutachten für Kirche schwerer erträglich

Aber auf den zweiten Blick liegt das Problem tiefer. Das Gutachten von Gercke & Wollschläger wirft einen kristallklaren Blick auf die juristische Veranwortung der Bistumsspitzen. Das ist gut, weil die Täter klar benannt, die Taten gerichtsfest beschrieben werden. Das Gutachten der Münchener Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) verfolgt einen juristischen und darüber hinaus moralischen Ansatz. Das macht es für Kirche schwerer erträglich. Und wurde deshalb wohl erst nach massivem Druck von außen veröffentlicht. Die Münchener gehen ans Eingemachte. Schwere Versäumnisse in der der Auswahl und der Ausbildung der Priesteramtskandidaten werfen (WSW) der Leitung des Kölner Erzbistums vor.

Massive Kritik an Auswahl des Spitzenpersonals

Die Ausbildung beginne in einer Phase der Abnabelung von den Eltern und den aus Kindertagen bekannten Verhältnissen. „Es lässt sich nicht ernsthaft bestreiten, dass in einem von Hierarchien und Autoritäten geprägten, von (vermeintlich) schädlichen externen Einflüssen freiem Umfeld, die Ausprägung einer altersgerecht entwickelten und selbstbestimmten Persönlichkeit kein vorrangiges Ziel ist und eine Herausforderung, die leicht misslingen kann“, schreiben die Juristen.

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Den „Klerikalismus“ haben WSW als Ursache allen Übels ausgemacht. Wenn dann die altersgerechte Entwicklung schief gelaufen ist, steht für die Münchener fest, „dass die Autorität kirchlicher Amtsträger aus dem ihnen verliehenen Amt und eben nicht aus der Person geschöpft wird und daher von dem Maß an Achtung abhängig ist, das dem Amt entgegen gebracht wird“. Das Gutachten übt massive Kritik auch an der Auswahl der Spitzenkräfte im Erzbistum.

Na ja, geklingelt haben wir letztlich dann doch nicht.

Treue zur reinen Lehre die wichtigste Qualifikation

In der Organisation Kirche werde die Auffassung vertreten, dass mit der Weihe „auch gleichsam alle Fähigkeiten und Kompetenzen für jedwede Tätigkeit verliehen wurden“. Dass das nicht funktioniere, habe man bei den Desastern erlebt, die Bistümer bei der Verwaltung kirchlichen Vermögens erlebt hätten. Jedes mittelständische Unternehmen habe mittlerweile Spezialisten für die Ausbildung und Schulung von Führungspersonal. In der Kirche sei die unbedingte Treue zur reinen Lehre die wichtigste Qualifikation. Aber nicht nur die Auswahl der Führungskräfte wird kritisiert. Auch die der Priesteramtskandidaten ist aus Sicht der Gutachter zumindest fragwürdig. Das MGH-Studie habe gezeigt, dass eine nennenswerte Zahl von Priestern, die unter Missbrauchsverdacht standen und stehen, selbst missbraucht wurden. Diese „Problemstellung“, so das Gutachen, müsse im Rahmen der Ausbildung frühzeitig erkannt werden.

Strategien für Affektkontrolle

Es brauche „individuelle Lösungsstrategien, die dem Betroffenen eine Affekt- und Bedürfniskontrolle ermöglichen“. Die MGH-Studie habe dargelegt, dass die Zeit für eine fachliche und persönliche Beschäftigung mit dem Thema Sexualität und sexuelle Identitätsbildung in den Preisterseminaren äußert knapp bemessen sei. Die Gutachter schlagen für Priesteramtskandidaten psychologische Einstellungstests vor, um Probleme zu erkennen. Als Vergleich nennen sie die Piloten-Ausbildung. Diese Tests dürfen die Bistumsverantwortlichen nicht mit dem Argument ablehnen, damit würde die Kandidaten unter Generalverdacht gestellt.

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Kritik üben die Münchener am Kirchenrecht, das nur unter Strafe stelle, wenn Kleriker ihre Pflichten bei der Einhaltung des Zölibatsversprechens oder bei der Feier der Sakramente verletzten. Die physische und psychische Gesundheit der Opfer sei dem gegenüber aus Sicht der Strafzwecke des kirchlichen Strafrechts „ohne oder allenfalls nur von nachrangiger Bedeutung“.

Messen feiern wie die Urchristen

Und der sogenannte „pastorale Ansatz“ vertrete die Auffassung, dass man dem Täter zuallererst mit Barmherzigkeit begegnen müsse. Und ganz wichtig sei es gewesen, das Bild der „unbefleckten Kirche“ aufrecht zu erhalten. „Dass nicht das Bekanntwerden der Tat, sondern diese selbst die Kirche ,befleckt‘, wurde dabei geflissentlich übersehen.“ Wir glauben – Stand jetzt – nicht, dass die verkrusteten Strukturen aufgebrochen werden. Wir zweifeln sogar, dass das grundlegende Veränderungen im Klerus eine Mehrheit finden. Allem Aufbegehren wie etwa aus St. Severin zum Trotz. Wie man hört, ist auch der Kardinal wieder ziemlich obenauf. Höchste Zeit, dass sich die unzufriedenen Gläubigen ihre eigene Kirche erschaffen. Messen feiern kann man auch im eigenen Wohnzimmer. Aus Sicht der Verantwortlichen ist das natürlich illegal. Wie bei den Gemeinden der Urchristen.

Text: Stefan Rahmann

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