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Kultur

Der Betrachter macht das Bild

Freitag, 4. Mai 2012 | Text: Antje Kosubek | Bild: Barbara Siewer

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Heute treffe ich Christoph Lechtenböhmer, studierter Diplom-Psychologe, der als freischaffender Künstler im Kölner Süden lebt und am heutigen Montag seine Bilder im Litho ausstellen wird. Ich bin mit ihm in seiner Rodenkirchener Wohnung verabredet, die durch den Blick auf Balkon und drei Tannen im Hinterhof besticht. Eine grüne Oase mitten in der Stadt. Während sich der Künstler sein Frühstück zubereitet, habe ich genügend Zeit, das neueste Bild auf der Staffelei zu betrachten. Ein grob gemalter blauer Mann liegt auf dem Boden und betrachtet das Testbild im Fernsehen. Hinter ihm, quasi links liegen gelassen der Rubik-Würfel, ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Während ich noch überlege, was mich genau an diesem Bild so fesselt, erklärt mir Christoph Lechtenböhmer aus der Küche, was seine Idee zu diesem Bild war: das Digitalfernsehen bzw. die Abschaltung des Analogfernsehen. Also die Sehnsucht nach Relikten.

 

MS: Was ist die meist gestellte Frage zu Deinen Bildern?

CL: „Darf ich mal eine persönliche Frage stellen, wie malen Sie eigentlich?’

Gerne beantworte ich das mit der Gegenfrage: „Erhöht sich der Wert proportional, wenn ich es mit meinen Händen erschaffen habe?“ Dann wird es nämlich teuer. Mal im Ernst, eine Behinderung, so wie meine Conterganschädigung, weckt natürlich das Interesse, wie so ein Bild entsteht. Nicht schön ist das Gefühl, wenn die Reduzierung trotz meiner Behinderung, im Zentrum des Betrachters steht. Wenn mein Bild gefällt, gibt es mir ein gutes Gefühl.

 

Seit 2007 arbeitest Du als freier Künstler in Köln und ab heute gibt es neue Bilder von Dir im Litho. Bist Du jetzt ein „alter Hase“ was Ausstellungen angeht?

Das weiß ich selbst gar nicht mehr so genau, wie viele Ausstellungen ich bisher hatte, da müsste ich erst nachsehen. Da ich keine Galerie habe, muss ich mir immer wieder Öffentlichkeit schaffen. Denn Du musst Dich ständig präsentieren, um Deine eigenen Bilder zu zeigen. Eine faire Galerie, die das übernimmt, ist wohl für jeden Künstler ein Gewinn an Freiraum. Er braucht nicht mehr alles selbst zu organisieren und konzentriert sich auf das, was er kann.

 

Du hast Psychologie studiert und auch lange in diesem Beruf gearbeitet. Wie kommt man von der Psychologie zur Kunst?

Ich habe auch schon vor meinem Studium gemalt und während meiner Arbeit ein Buch heraus gegeben, Bilder und Gedichte. Das aber nun zu meiner Berufung zu machen, war ein langer Prozess. So eine Entscheidung hat viele Väter. Als erstes, sich einen Traum zu erfüllen, und dann gab es da noch viele Bausteine, die mein Leben so veränderten, dass ich grundsätzliche Entscheidungen treffen musste. Die stärkste Veränderung war, dass ich Dialysepflichtig wurde, das ist 30 Jahre her. Ich will mir etwas aufbauen, das ich auch mit der Dialyse machen kann und mich erfüllt. Es ist ein Privileg, eine solche Entscheidung treffen zu können. Und das nehme ich mit Demut an, denn der Weg ist auch abhängig von Anderen.

 

Kann man denn heutzutage noch von der Kunst leben?

Ja, man kann! Ich verkaufe immer wieder mal ein Bild, meistens durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Zudem habe ich meine Contergan-Rente. Meine Motivation, etwas für mich aufzubauen, war schon ziemlich groß. Mir ist auch klar, dass ich auf vieles verzichtet habe, wie beispielsweise finanziell abgesichert zu sein. Ich denke auch, abgesichert zu sein und wirklich zurecht zu kommen im Leben ist ein großer Unterschied. Außerdem war es meine eigene Wahl. Man muss auch realistisch bleiben, ich hatte letztes Jahr sechs Mal eine lebensgefährliche Infektion, bedingt durch mein geschwächtes Immunsystem. Ich muss mir mein Leben so strukturieren, das es zukunftsfähig ist. Deswegen bin ich jetzt so aktiv, damit ich später, wenn ich nicht mehr so gesund bin, etwas davon haben kann. Außerdem verkaufe ich noch die ‚UniKarte’, dass sind Postkarten, aber alles Originale. Die Bezeichnung dafür stammt von mir, sie sind größer als eine Postkarte mit einem Umschlag – eben für besondere Anlässe.

 

Wie entsteht bei Dir ein Bild?

Meistens habe ich eine Idee und eine grobe Struktur. Danach überlege ich mir die Farben, aber es passiert auch schon mal, dass ich vier Tage auf eine leere Leinwand starre. Aus Skizzen können natürlich auch Bilder entstehen. Beispielsweise gibt es ein Bild, das über dem Sofa hängt. Bei diesem Bild kam mir die Idee, wie sind die Strukturen, wenn Du von ganz weit oben auf etwas guckst? So richtig gut finde ich es immer noch nicht. Jetzt hängt das Bild bei mir mitten im Wohnzimmer, damit ich immer sehen kann, was ich noch verändern möchte.

 

Du bist in Recklinghausen geboren, was hat Dich nach Köln verschlagen? Und was gefällt Dir in der Südstadt?

Durch meinen Job bin ich nach Köln gekommen. Es gefiel mir hier so gut, dass ich mich sofort ins Leben gestürzt hatte. Die Südstadt bietet eine Menge und hat eine schöne  Kneipenkultur. Eigentlich bin ich fast nur in der Südstadt unterwegs. Ich mag die Jazzkonzerte im „Pfandhaus“, aber auch der „Baui“ ist ein toller Ort, die Veranstaltungen dort sind sehr interessant und werden leider oft unterschätzt. Ich verlasse die Südstadt eigentlich nur für den „Poetry Slam“, den gibt es unter anderem in Ehrenfeld. Der „Wortsport“ fehlt mir hier in der Südstadt. Deswegen gibt es bei meiner Vernissage auch etwas „auf die Ohren“, mit dem Künstler Torsten Sträter.

 

Was für Bilder werden wir von Dir im Litho sehen?

Ich werde vor allem neue Bilder von mir ausstellen. Aber nicht zu einem bestimmten Thema. Wichtiger ist mir, dass Umbrüche darin zu sehen sind, also nicht die Abfolge von gleichen Bildern. Die Farben können sich schon ähneln, aber es sollen unterschiedliche Ausdrucksformen sein. Wichtig ist mir vor allem, was der Betrachter in meinen Bildern erkennt. Ich möchte Emotionen bei anderen auszulösen und nicht jedes Bild erklären. Da halte ich es wie Gerhard Richter den ich sehr verehre, der sagte: „Vielleicht ist Malen ja auch einfach sinnlos“. Die Bilder berühren die Menschen ja auch individuell anders, dass macht man mit sich selbst aus, ganz intim. Aber wenn jemand zu mir einfach nur sagt, ihm gefallen die Farben meiner Bilder, dann ist es auch okay. Für mich selbst ist die Idee eines Bildes, das was der Betrachter sieht, unabhängig vom Künstler.

 

 

Vernissage der Ausstellung von Christoph Lechtenböhmer am 7. Mai 2012 um 20:00 Uhr im Restaurant Litho, Teutoburger Straße 17, 50678 Köln.

Text: Antje Kosubek

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