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Gesellschaft Kultur

Vom Hölzchen aufs Stöckchen – Interview mit Eva Böll

Donnerstag, 13. Mai 2010 | Text: Betsy de Torres | Bild: Eva Böll

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Die“ Treibholz“-Künstlerin Eva Böll, „vom Hölzchen aufs Stöckchen auf den Punkt gekommen“, ist seit 1968 in der Kölner Südstadt zu Hause. 35 Jahre lang arbeitete sie als Maskenbildnerin beim Film und im Kölner Schauspielhaus. Nach einem Bandscheibenvorfall wurde sie erwerbsunfähig – das Ende ihrer maskenbildnerischen Arbeit und der Anfang von etwas Neuem. Zur Zeit stellt sie zusammen mit 39 Künstlern in der Galerie im Turm im Bürgerhaus Stollwerck aus.

Heute um 16 Uhr findet die Finissage statt mit Musik von Klaus der Geiger und Harald Sack-Ziegler. Wir treffen uns auf einen Cappuccino in Evas schöner Wohnung auf der Mainzer Straße. Die Wohnung ist schlicht eingerichtet,überall findet man ihre Treibholz-Kunst, bunte Stäbchen stecken in Holzklötzen, Holzstäbchen in Vasen, kleine bemalte Holzstückchen. Alles am Rhein gesammelt und mit großen, kleinen, regelmäßigen und unregelmäßigen bunten Punkten bemalt.
Was gefällt Dir an der Südstadt?

Ich bin hierher gezogen, weil Ich die  Südstadt schön fand. Hier war alles bunt und lebendig, damals viel schöner als heute. Ich lebe schon viele Jahre hier und bin hier fest verwurzelt. Am schönsten finde ich, dass die Südstadt am Rhein ist. Für mich persönlich das aller wichtigste! Am Rhein laufe ich und suche mein Treibholz.

Wie kamst du auf die Idee Kunst“ zu machen?

Es fing mit der Liebe zum Rhein und mit meiner Krankheit an. Nach meinen Bandscheibenvorfall, war ich nicht mehr in der Lage meinen Beruf weiter auszuüben. Es war furchtbar! Die Ärzte konnten mir nicht helfen. Durch meine Spaziergänge am Rhein wurden meine Rückenschmerzen weniger. Ich hab schon immer Treibholz gesammelt, aber dann gezielter, weil ich viel mehr lief und mehr Zeit hatte. Irgendwann fing ich an das Treibgut zu bearbeiten. Ich habe große und kleine Stäbe geschnitzt, geschliffen und Punkte in allen Varianten drauf gemalt Dabei wurde ich ruhig. Es war und ist wie Meditation für mich. Ich denke, so ist das wenn Kinder spielen….(weint)…Es berührt mich.

Wieso berührt Dich das so?

Da fällt mir meine eigene Kindheit ein. Dieses Gefühl, als Kind könnte ich mich in eine Phantasiewelt begeben. Das ist alles heute vorbei, aber wenn ich Kunst mache, dann habe ich es wieder, dieses Gefühl des Kind seins! Wer kann schon wie ein Kind sein? Kinder können heutzutage noch nichtmal wie Kinder sein.

Erfüllt Dich das mehr als deine frühere Arbeit?

Ja, viel mehr. Das bin ich. Das ist Eva pur, Eva klein, groß, alt und jung! Früher habe ich funktioniert. Heute führe ich selbst Regie. Das ist wunderbar! Mir ist es vollkommen egal, ob die Galerien mich ausstellen oder nicht. Ich will mich nach keinem richten müssen. Ich lege keinen Wert darauf, bekannt oder berühmt zu werden. Es ist ein super Luxus! Ich mache Kunst für mich!

Wie hieß deine erste Ausstellung?

Meine erste Ausstellung hieß „Vom Hölzchen, aufs Stöckchen auf den Punkt gekommen!“. Genau so war das auch. Ich habe Hölzchen und Stöckchen gesammelt und habe die „gepunktet“. Aber es ist nicht nur das handwerkliche, es ist auch meine Geschichte „ vom Hölzchen auf´s Stöckchen auf den Punkt gekommen.“ Ich habe mich gefunden, ich bin angekommen!
 
Woran arbeitest Du  gerade?

Ich mache einfach ohne Plan weiter, so wie es gerade so kommt. Wenn es schönes Wetter gibt , gehe ich an den Rhein und sammle Treibholz. Im Moment mache ich viel mit Stöckchen.  Es gibt gerade eine Ausstellung  in der Galerie im Turm, im Bürgerhaus Stollwerck,Heute ist nicht nur der letzte Tag der Ausstellung, es ist dort auch die letzte Austellung, denn die Galerie muss leider schließen, weil die Stadt Köln kein Geld mehr hat.
Wo kann man sonst dein Kunst bewundern?
Wer möchte, kann sehr gerne zu mir nach Hause kommen. Ich finde es zu Hause fast schöner als in der Galerie. Einfach anrufen und vorbei kommen.

Was bewegt Dich zur Zeit?

Zur Zeit rege ich mich total über die blöden Gräber der Mainzerstr. auf. Wir haben eine wunderschöne Platanen-Allee. Ich genoss es jeden Tag über die Allee zu gehen. Doch kürzlich hatte eine Bürgerinitiative die Idee, die Allee zu verschönern, Grundsätzlich finde ich gemeinsame Aktionen immer gut, aber leider sieht die Allee meiner Meinung nach jetzt aus, wie auf dem Friedhof. Jede wilde Wiese wäre mir lieber gewesen.Bänke zum hinsetzten wären auch schön gewesen. Man hatte sich hinsetzen können, was trinken, Musik machen, quatschen….

Text: Betsy de Torres

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