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Politik

Eine gefangene Frau – was kann Film?

Montag, 22. Oktober 2018 | Text: Judith Levold | Bild: PARTISAN Filmverleih

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Am Mittwoch, den 24. Oktober, im ODEON Kino nochmal zu sehen: A WOMAN CAPTURED – Eine gefangene Frau. Ein in mehrfacher Hinsicht starker und sehr berührender Film, den das Internationale Frauenfilmfestival in Köln bereits im Frühjahr ´18 zu Recht auszeichnete: Der ungarischen Indie-Regisseurin Bernadett Tuza-Ritter, die auch selbst die Kamera führte, ist ein Film gelungen, der im wahrsten Wortsinn etwas bewegt. Mindestens den Lebensverlauf seiner Hauptdarstellerin, und das war auch bitter nötig.

Denn Marish, so die Frau, um deren Leben als Haushaltssklavin in einer ungarischen Familie es geht und die eigentlich anders heißt, wie sich am Film-Ende herausstellt, lässt sich von Bernadett Tuza-Ritter wirklich konsequent begleiten. Im Kontakt mit der Filmemacherin und ihrer Kamera beginnt sie, sich ein anderes Leben vorzustellen und einen Ausbruch aus ihrer Situation zu planen.
Der Film überzeugt unter anderem mit Sparsamkeit an Worten, alles an seiner Machart ist hautnah, direkt und echt, denn es gibt im Grunde keine Mach-Art: Stattdessen beobachtet eine Frau mit Anteilnahme eine andere Frau in deren Leben. Und das nimmt wirklich gefangen.

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Zu sehen ist A WOMAN CAPTURED in ausgewählten Kinos, auch im ODEON wird er am 31. Oktober und dann am 29. November nochmals gezeigt, zu letzterem Termin reist die Regisseurin an. Der ODEON-Theaterleiter und Südstädter Martin Roelly hat „Eine gefangene Frau“ mit der von ihm mit gegründeten Firma CORSO Film co-produziert. Ein Gespräch mit ihm.

Was hat Dich oder Euch dazu gebracht, bei dem Film einzusteigen?

Martin Roelly: Wir haben uns eher über das Material zum Thema vorgearbeitet. Ich kannte Bernadett und sie hatte schon ein bisschen gedreht mit Edith (Hauptdarstellerin, im Film mit ihrem „Sklavennamen“ Marish eingeführt, Anm. der Red.). Ihr fehlte in Ungarn noch die Finanzierung, die Produktionsfirma Éclipse Film konnte das nicht allein stemmen. Wir haben also das Drehmaterial gesehen und waren derart beeindruckt, auch von diesem dokumentarischen Zugang der Autorin zu dem Thema moderne Sklavenhaltung, dass wir dann als Produzenten einsteigen wollten.

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Ich habe oft bei Filmen, die politisch sind und auch krasse Phänomene aufzeigen, das Gefühl: Hier sitzen nur Leute im Saal, die das im Grunde schon wissen. Wie erreiche ich mit Dokumentarfilmen mehr Leute?

Das stimmt, das ist oft so und deshalb versuchen wir bei solchen Filmen eher, sie lange zu halten, also nicht täglich zu zeigen, sondern über viele Wochen hinweg so einmal pro Woche oder so. Denn da gehen Leute nicht rein, weil sie eine Filmkritik lesen, da denken sie eher, boah, hartes Thema, das will ich nicht auch noch im Kino sehen. Sondern da gehen Leute ´rein, weil ihnen jemand davon erzählt hat, der den Film schon gesehen hat. Das funktioniert eher über Mund zu Mund-Propaganda. Und wichtig ist auch, sich für solche Themen und Dokumentarfilme überhaupt, Partner zu suchen. Wir hatten etwa für die Premiere Terres des Femmes, den DGB und Amnesty International als Mitveranstalter – alle ja inhaltlich auf diesem Gebiet unterwegs. Und dadurch öffnet man das Thema dann und kann breiter diskutieren und erreicht mehr Leute.

Was kann der Film, was andere Filme nicht können, aus Deiner Sicht?

Der Film packt einen, wo andere Dokumentarfilme eher sachlich sind und bestätigen, was man schon weiß oder zumindest ahnt. Wenn man nüchtern draufschaut, dann ist ja in diesem Film alles passiert, was eigentlich im Dokumentarfilm nicht passieren sollte: Die Regisseurin/Kamerafrau hat ihre Distanz aufgegeben und sich ja gewissermaßen mit ihrer Protagonistin ver“schwestert“. Das hat sich so entwickelt, als wir in die Produktion einstiegen, war das noch nicht absehbar. Dadurch aber ist es sehr, sehr emotional und der Film entfaltet eine große Kraft. Bernadett hat sich wirklich für die Frau, also Edith, interessiert und aus den Dreharbeiten ist dann entstanden, dass sie bzw. die Dreharbeiten im Prinzip zur Fluchthelferin wurden. Das wirkt wie eine Spielfilm-Dramaturgie und weil es so berührt, kann das viel stärkere Denkanstöße geben. Denn so eine moderne Sklavenhaltung gibt es ja weltweit und auch hier in Europa und auch direkt vor unserer Haustür.

Text: Judith Levold

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