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Kultur

“Eine ungemein spannende Zeit“

Dienstag, 12. April 2011 | Text: Reinhard Lüke | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Dass das „Odeon“ am vergangenen Sonntag aus alten Nähten geplatzt wäre, als Carlo Modersohn dort am Nachmittag seinen Film vorstellte, lässt sich schwerlich behaupten. Das Wetter war gut und  der Dokumentarfilm,den der 28-jährige Autodidakt über seinen Urgroßvater, den Maler Otto Modersohn (1865 bis 1943), gedreht hat, in Thematik und Machart zu speziell, um die Massen ins Kino zu locken. Unter Verzicht auf gängige Elemente des Porträtfilms wie Experten-Statements, aktuelle Bilder der Lebensstationen des Künstlers oder szenische Nachstellungen konzentriert sich die Dokumentation „So weit und so groߓ 80 Minuten lang ganz auf das Leben und Arbeiten des Landschafts-Malers, der in zweiter Ehe mit Paula Modersohn-Becker verheiratet war und Ende des 19. Jahrhunderts zu den Mitbegründern der Künstlerkolonie Worpswede gehörte. Reinhard Lüke sprach mit Carlo Modersohn bei Premieren-Kölsch im Biergarten des „Odeon“ über seinen Urgroßvater, den Maler Otto Modersohn, und die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert

 

Meine Südstadt: Da es sich bei Ihrem Film offenbar um eine Familienproduktion handelt, lassen Sie uns doch erstmal die Verwandtschaftsverhältnisse klären.
Carlo Modersohn: Mein Großvater Christian war ein Sohn aus Otto Modersohn dritter Ehe.
 
Wer verbirgt sich hinter der Drehbuchautorin, Marina Bohlmann-Modersohn?
Eine Schwiegertochter von Christian Modersohn. Sie hat bereits mehrere Bücher über Otto Modersohn und Paula Modersohn-Becker verfasst.
 
Bliebe noch Antje Modersohn, die hier als „Auftraggeberin“ fungiert.
Sie ist eine Enkelin von Otto Modersohn, also meine Tante und leitet das Otto Modersohn Museum in Fischerhude.
 
Darf man angesichts dieser Tradition davon ausgehen, dass Kunst und vor allem Malerei in ihrer Familie immer eine große Rolle gespielt hat?
Im Prinzip schon Schließlich hatte bereits Otto Modersohn ein Talent, Menschen in seiner Umgebung – wie etwa seine Ehefrauen- zum Malen zu motivieren.
 
Und nun zur Frage, die Sie vermutlich nicht zum ersten Mal hören: Warum ein Dokumentarfilm und kein Bildband? Das Porträt eines Malers, von dem es keine bewegten Archivbilder gibt, schreit ja nicht gerade nach einer Kino-Leinwand…
Bildbände über Otto Modersohn gibt es schon. Aber zugegeben, die Idee mit dem Film mutet etwas verwegen an, und als langer Dokumentarfilm war das Ganze auch ursprünglich gar nicht geplant.
 
Sondern?
Als kurzes Video-Porträt. Der Ausgangspunkt war eigentlich eine Ausstellung im Kölner Wallraf-Richartz Museum zum Thema „Künstlerpaare“ vor drei Jahren, in der auch Otto Modersohn und Paula Modersohn-Becker vertreten waren. Da fragte die Kuratorin Barbara Schaefer im Modersohn-Museum an, ob man ihnen nicht ein kleines Filmporträt der beiden Maler zur Verfügung stellen könnte. Doch solch ein Porträt gab es nicht.
 
Und warum ist es dann nicht bei dem Kurzfilm geblieben?
Je mehr ich in das Leben und die Arbeit meines Urgroßvaters und damit in die ganze Zeit um die Jahrhundertwende eingestiegen bin, desto mehr war ich davon fasziniert. So ist aus dem ursprünglichen Kurzporträt, das sich nur mit den Ehejahren von Paula und Otto beschäftigte, schließlich ein Dokumentarfilm zur kompletten Biographie Otto Modersohn geworden. Was die Kino-Leinwand betrifft: Meinen Urgroßvater hat immer der weite Himmel über der norddeutschen Landschaft fasziniert. Schon von daher, denke ich, ist der Film auf der großen Kinoleinwand durchaus gut aufgehoben.

Ihre Dokumentation hat mit der gängigen Machart von Künstler-Porträts wenig gemein. Normalerweise werden da, zumal bei Landschaftsmalern, die Bilder abgefilmt und dann zu aktuellen Aufnahmen der Motive oder der Wohnorte des Künstlers ins Bild gesetzt. Wozu dann Kunsthistoriker und andere Experten das Schaffen des Porträtierten einordnen.
Genau das wollte ich vermeiden. Und Bilder vom heutigen Worpswede wollte ich nicht im Film haben. Die ehemalige Künstlerkolonie Worpswede ist inzwischen selbst eine museale Touristen-Attraktion, wo täglich ganze Busladungen von Besuchern abgeladen werden. Ich denke, dass Modersohns wechselvolle Biographie schon eine gewisse Dramaturgie für einen Film vorgibt und zudem die Jahrhundertwende eine ungemein spannende Zeit war. Deshalb habe ich mich –neben den Gemälden – auf bewegte Archivbilder aus jener Epoche beschränkt, zu denen dann Texte aus Briefen oder anderen Schriften wie etwa denen von Rainer Maria Rilke, ein Freund Modersohns, kommen.
 
Mit Hanns Zischler haben Sie ja einen echten Hochkaräter der Filmbranche als Erzähler gewonnen. Wie kam es dazu?
Da der Film mit sehr reduzierten Elementen arbeitet, waren mir die Sprecher natürlich umso wichtiger. Nach langer Suche bin ich dann auf Zischler gestoßen, dann stellte sich heraus, dass er mit einem Mitglied meiner Familie gut bekannt ist, wir haben ihn gefragt und er hat zugesagt.
 
In Ihrer Produktion stecken weder Fernsehgelder noch Mittel irgendeiner Filmförderanstalt. Wie finanziert man so einen Film?
Indem man das Honorar für die eigene, zweijährige Arbeitsleistung, die in der aufwändigen Recherche steckt, möglichst gering hält und mit den zahllosen Archiven um die Rechte an Bildmaterial möglichst hartnäckig verhandelt. Was die Gemälde Otto Modersohn´s angeht, sind die meisten ja im Otto-Modersohn-Museum-Archiv, zu dem ich natürlich freien Zugang hatte. Und zusammen mit einer Bremer Stiftung hat das Museum den Film auch weitgehend finanziert. Die Kosten sind nicht ohne, aber verglichen mit großen Dokumentarfilmen handelt es sich immer noch um eine Low-Budget-Produktion.
 
Aber bei aller Faszination ist Ihnen ja vermutlich klar, dass Sie mit dem Film keine großen Massen ins Kino locken werden. Und eine „Lola“ wird man Ihnen im kommen Jahr dafür auch kaum überreichen…
Ist mir schon klar. Aber dafür habe ich den Film ja auch nicht gemacht. Aber er läuft seit Anfang Februar mit rund 15 Kopien in den Kinos, und mit den Besucherzahlen sind wir mehr als zufrieden.

 

„Soweit und so groß – Die Natur des Otto Modersohn“ ist ab 15.4. im Odeon Kino zu sehen.

Text: Reinhard Lüke

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