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Kultur

Heißer Scheiß und hängende Brüste im Raum: Köln Süd Offen

Dienstag, 29. Mai 2018 | Text: Tim Hildebrandt | Bild: Tim Hildebrandt

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

„Köln ist das Beste, was mir je passiert ist.“ Jens Emde ist Mülheimer Künstler und begeistert von den Möglichkeiten der Stadt. „Ich stelle bei Köln Süd Offen (KSO) dieses Jahr zum ersten Mal aus und es macht einfach Spaß.“ Dass er nicht aus der Südstadt kommt, aber trotzdem bei ‚Köln Süd Offen‘ mitmachte – machte nix. Ging es doch um ein Schaulaufen der kölschen Künstlerszene, die überall in der Südstadt verteilt ihre Arbeiten zeigte. Für mich als Besucher: interessant, vielseitig und teilweise schräg.

Köln Süd offen! 2018

Schweißtreibend: Kunst(gucken) macht Arbeit

Vom Vorabend noch lädiert warf ich mich ins Getümmel, wobei Getümmel es vielleicht nicht so ganz trifft, denn erst mal war nicht wirklich viel los in den Galerien, Ateliers und Werkstätten des Südens – zu südliche Temperaturen. „Dieses Jahr ist irgendwie tote Hose“, meinte Sven Nowak, als Agent Emdes an dessen Seite. „Das Wetter macht uns irgendwie einen Strich in die Rechnung. Es ist zu heiß.“ Das hört man zwar auch nicht alle Tage und ich bin der Letzte, der sich hier jetzt über gutes Wetter aufregen wird. Aber es stimmte schon. Wer hat schon Lust bei mehr als 30 Grad von Atelier zu Atelier zu schlendern und schweißgebadet Kunstwerke zu betrachten? Das wär´ ja Arbeit…

Köln Süd offen! 2018

Kundenbindung vor Verkaufszahl

Diesen Eindruck teilte auch Renate Geiter, die ihre Acrylmalereien im ‚Kunstraum Grevy!‘ ausstellte. „Das Wetter ist leider nicht ideal. Aber das Event ist dennoch eine super Informations- und Begegnungsplattform.“ Arnd Schäfer, Kopf des Kunstraumes an der Rolandstraße, konnte das nur bestätigen: „Köln Süd Offen ist nicht wirklich ein Verkaufsevent. Es geht eher darum, dass die verschiedensten Ateliers des Veedels sich zeigen, neue Besucher gewinnen.“ Und diese Verschiedenheit überraschte mich dann doch: Ateliers, teilweise gut versteckt in Hinterhöfen, öffneten die Pforten und luden ein zu Erkundungstouren, quasi backstage. Ich als „Hopper“ war erstaunt ob der Menge und Vielfältigkeit von Kunst hier im Süden.

Köln Süd offen! 2018

Mein heißester Scheiß:

Zum Best of meines zufallsgeleiteten Streifzugs durch die KSO-Szene gehören definitiv die Ölgemälde von Jens Emde, der seine Arbeiten im ‚Leo Leo Köln‘ am Ubierring ausstellte. Als Motive hatten sie von apokalyptischen Reitern bis zu Darstellungen zur Existenz des Seins alles, was die Aufmerksamkeit auf die jeweiligen Reihen lenkte, denen jede seiner Arbeiten zugeordnet ist. Denn „fast jedes Bild ist Teil einer bestimmten Saga.“ so Emde. Oder: Holzskulpturen von Rendel Freude in der Galerie ´0´, die, zwar in menschenähnlicher Gestalt, trotzdem eine besondere Abstraktheit hatten. Jede Skulptur ist aus einem einzigen Stamm eines speziellen Baumtypus gefertigt und mit einer Kettensäge bearbeitet worden. So entstanden zum Beispiel hängende Brüste, die mitten im Raum standen. Das wirkte irgendwie schräg, aber auch extrem kunstvoll.

Gemeinsam nicht mainstream

Schräg war´s auch bei ‚Jack in the Box‘ an der Koblenzer Straße. Die gezeigten Arbeiten boten sowohl Einblicke in die individuellen Welten der Künstler*innen, als auch in die kooperative Arbeitsweise, für die ‚Jack In The Box‘ steht. Beatrix Behrens zum Beispiel konzentriert sich gerade auf Gipsköpfe, die sie mit Kleister und mehreren Lagen Papierschnitzeln versieht, ehe sie sie zur Weiterbearbeitung an ihre Freunde und Kollegen weiterreicht. Die dürfen sich dann an ihnen auslassen, egal ob mit ihren künstlerischen, oder auch einfach masochistische Vorlieben. Heraus kommen Köpfe, die von Äxten gespalten sind, oder solche, die bunt aufleuchten – eine Mischung aus persönlichen und künstlerischen Projektionen verschiedenster Gefühle. „Die Köpfe sind Gemeinschaftsproduktionen. Ich mache die Köpfe, und gebe sie weiter. Dabei kommen die witzigsten Ergebnisse raus.“ so Behrens.

Köln Süd offen! 2018

Text: Tim Hildebrandt

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