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Gesellschaft

„Ich höre auf wegen Internet“: Das letzte Jahr für „Bett und Decke“

Montag, 5. November 2018 | Text: Markus Küll | Bild: Markus Küll

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

35 Jahre gibt es „Bett & Decke“ in der Südstadt. Ende September 2019 macht Gabriela Schilling Schluss. Im Gespräch mit Meine Südstadt.de erzählt sie von der bewegten Geschichte ihres Ladens und warum „Bett & Decke“ im nächsten Jahr schließen wird. Wenn man Gabi in ihrem kunterbunten Laden an der Merowingerstraße gegenübersitzt, merkt man sofort: Hier spricht eine Zeitzeugin der Südstadt. Sie erzählt von den 80er Jahren und von vier Südstädter*innen, die neben Kunst, Musik und Kneipe auch einen normalen Laden betrieben: „Bett & Decke“, damals am Ubierring 54. „Die Eltern von Bernd hatten eine Fabrik für Bettwaren“, erinnert sich Gabi. „Und das musste ja irgendwo verkauft werden. Die hatten sich ein Konzept überlegt: alles uni! Es gab alles nur einfarbig.“ Gabi war, als eine der Vier ausstieg, dazugekommen. Als die Anderen sich dann mehr auf ihre Projekte konzentrierten, blieb sie übrig und änderte das Konzept von „Bett & Decke“ rasch zu der knallbunten Welt, die den Laden in der Merowingerstrasse heute ausmacht.

Keine Selbstbedienung: Hier kümmert sich die Inhaberin noch um ihre Kundschaft.

Sleep Art und Umzug als Happening

Wer heute das phantasievoll gestaltete Schaufenster sieht, ahnt, dass Kunst hier eine wichtige Rolle spielt und spielte. „In den 80ern“ so Gabi, „waren wir auch für Kunst im Laden bekannt. Viele Kölner Künstler waren Kunden und haben mit uns Aktionen gemacht, wie zum Beispiel eine Aktion, die wir ,Sleep Art‘ nannten.“ Ein besonderes Happening war auch der Umzug vom zweiten Ladengeschäft vom Ubierring 10 zur heutigen Adresse Merowingerstraße 33. Meine Südstadt.de berichtete damals im Lunchletter unter der Überschrift „Umzug unplugged“.

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Gabi erinnert sich so: „Ich hatte das genau ausgerechnet. Vom alten zum neuen Laden waren es 230 Meter – da wusste ich, wie viele Freunde, Mit-Sängerinnen aus dem Chor und Nachbarn ich organisieren musste. Da hatte Netti Eßer die Idee, eine Menschenkette zu machen. Wir haben uns in eine Reihe gestellt und uns die Kartons zugeworfen. Eine ältere Freundin war sogar für ein etwas längeres Stück mit dem Fahrrad dabei. Nach zwei Stunden waren wir fertig und dann gab‘s Kölsch.“ An der Stelle – alte Südstadt-Bewohnerinnen werden sich erinnern – an der vorher der Laden namens „Chamäleon“ Mode und Lappen-Kostüme verkauft hatte, begann Gabriele Schilling zum dritten Mal von vorn. „Am Tag nach dem Umzug dachte ich, oh Gott, wie soll ich das in dem Laden alles unterbringen?“

Babydecken, ein Täschchen aus Paris und das Internet

Während wir sprechen, kommen zwei Kundinnen. Die eine freut sich über eine kleine Tasche, die sie aus Paris zu kennen glaubt (Gabi: „ Ja richtig, die habe ich aus Paris“), die andere fragt sich, ob die pinke Babydecke wohl Marie gefallen wird. (Gabi: „Kein Problem. Nimmst Du jetzt mit und wenn sie gefällt, kommst Du zurück und bezahlst!“) Es sind Momente wie diese, an denen man diesen „Ort, der gute Laune macht“, wie Gabi oft von den Kunden hört, versteht. Es ist die Besonderheit: die des Sortiments und die der Gastgeberin. Und doch ist nächstes Jahr im Oktober Schluss. „Der Laden frisst mich auf“ sagt Gabi, „ ich kann es mir einfach nicht mehr länger leisten.“

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Steht man vor dem Ladenlokal im Ferkulum, wähnt man sich getäuscht: das reduzierte, klar gestylte Innere des Ladens, das man durch das große…

Immer öfter kommen Kunden, die sich an den besonderen Stücken, die Gabi nach ihrem Geschmack aussucht, freuen, um sie dann bei den anderen Anbietern online zu bestellen – oder auch mal nachfragen, ob die Ladenbesitzerin das auch „aber dann etwas billiger“ besorgen könne… Für die Zukunft der kleinen, besonderen Läden ist sie nicht optimistisch. „Die wird es alle irgendwann nicht mehr geben“, sagt sie und weist auf die Läden gegenüber:“ Schau doch mal. Da ist eine Muckibude und daneben Seniorenpflege. Beide haben die Schaufenster zugeklebt. Das waren mal Läden, bei denen man in die Schaufenster sehen konnte. Das wird hier überall so werden.“

Das letzte Jahr auf www.meinesuedstadt.de

Für Gabi steht jetzt fest: Im Oktober 2019 ist endgültig Schluss. Meine Südstadt.de wird die „Gute-Laune-Ladenbesitzerin“ durch ihr letztes Jahr begleiten und berichten. Individuelle Läden wie „Bett & Decke“, von denen es in der Südstadt noch viele zu geben scheint, sind mehr als „Outlets des Offline-Shoppings“: sie sind Zeugen einer Veedels-Kultur, in der die Menschen beim Einkaufen miteinander sprechen und mehr bekommen als ein Produkt in einem Amazon-Paket.

Text: Markus Küll

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Kommentare

  • Schmitzbilla sagt:

    Ganz ehrlich gesagt bin ich nicht sonderlich traurig. Ich kenne den Laden schon ewig und jedesmal wenn ich auf der Suche nach schönen Dingen war wurde ich mit Argusaugen beobachtet. Gabi gab mir persönlich immer das Gefühl eine Diebin zu sein. Freundlich ? Mir gegenüber jedenfalls nicht.In meinem Fall verstand Gabi es eine überaus zahlungskräftige Kundin zu vergraulen. Da kaufe ich doch lieber dort wo man mich als Kunden schätzt

  • Paula sagt:

    Ich hatte kürzlich Besuch von zwei jungen Menschen aus dem asiatischen Raum. Um sich die Reise zu finanzieren haben sie in einem Logistikunternehmen gearbeitet. Sie erzählten davon, dass sie 12 Stunden pro Tag 7 Tagen die Woche aus Überseecontaienern Waren vom Brathähnchen bis zur Badewanne ausladen mussten. Danach wurden die Artikel an die Endverbraucher geschickt. Dort geht so gut wie keiner mehr in einen Laden einkaufen.
    Wir machen auch Schluss, Verträge laufen aus, Miete wird vermutlich verdreifacht.
    Ciao Paula

  • Meine Südstadt-Redaktion sagt:

    Liebe Paula, um den Zusammenhang zu verstehen: Um welchen Laden handelt es sich bei Deinem Kommentar? Liebe Grüße aus der Redaktion

  • Juna sagt:

    Ein wundervolles , liebevoll eingerichtetes Geschäft mit persönlicher Beratung . Sehr schade diesen Südstadt – Kult zu verlieren .
    Und sicherlich symptomatisch : die zugeklebten Fenster der Dienstleister .
    Außer Frisöre , Kioske & Fressbuden wird es nicht mehr viel geben was die Viertel bereichert . Und wenn der online – Handel erstmal die komplette Macht hat wird sich das „Kunde – ist -Oberking“ kann unsachliche Bewertungen schreiben und so weiter sicher auch ändern .

  • Miriam W. sagt:

    Danke für den schönen so wahren Artikel. Ja, bei Gabi im Laden gibts menschliche Wärme mit Kreativität, Lebensspaß und Einzigartigkeit.
    Im riesigen Internet kann ich lange allein vor dem Bildschirm sitzen und selber suchen um dann ein wenig günstiger zu kaufen. Habe ich dann aber die Erinnerung an mehr als einen vermeintlich günstigen Kauf?
    Bei Gabi kommt zur Auswahl die Beratung, Unterstützung, ein Lächeln, ein Witz und viel Herzlichkeit hinzu.
    Der Wegfall von Läden wie Bett&Decke führt zu emotionaler Verarmung in Einkaufsstraßen.

  • Anonymous sagt:

    Ich bin aus Aachen und in meiner Stadt gibt es zwei Investoren, die alles platt machen.
    Sie haben vor drei Jahren eine Shopping Mall gebaut, seither kann man zuschauen wie ein Geschäft nach dem anderen verschwindet.
    Dazu kommt dann noch das Internet.
    Bei uns ist es schon 5 nach 12.00.
    Ich kenne Gabis Laden, sie hat ein gutes Gespür für schöne Dinge. Es gibt immer viel zu entdecken.
    Gepaart mit ihrem erfrischenden Humor hat man bei Bett & Decke immer ein besonderes Einkaufserlebnis.

  • Nina carus sagt:

    Und wieder stirbt ein Stück Einkaufsskultur in Köln. Alle lieben Individualität und das Besondere. Genau das, was Bett& Decke ausmacht. Wer dann wegen ein paar Euro billiger im Internet kauft, trägt aktiv zum Aussterben der Veedelskultur bei. Nicht zu glauben, dass ein derart liebevoll und kreativ geführtes Geschäft mit toller und individueller wäre in der Altstadt nicht überleben kann.

  • doro scholemann sagt:

    sehr gut beschrieben!
    Schade, Gabi!

  • Silvia sagt:

    Gabi und ihr Laden sind Kult,
    sie hat ein gutes Gespür für schöne Sachen. Hie kann man immer Dinge finden, die außergewöhnlich sind.
    Durch ihren erfrischenden Humor
    macht das Einkaufen doppelt Spaß.

  • Ute sagt:

    @Schmitzbilla:
    Wenn man eins über Gabi NICHT sagen kann, dann ganz sicher sie sei misstrauisch und unfreundlich.!!!

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