„Ich möchte hunderttausend Bäume pflanzen!“
Mittwoch, 5. März 2025 | Text: Markus Küll | Bild: Benno Klandt
Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
In der Südstadt ist er bekannt wie der sprichwörtlich bunte Hund – jetzt will Hans Mörtter definitiv Oberbürgermeister von ganz Köln werden. Im Interview mit Meine Südstadt beschreibt er im Zuge seines offizellen Bekenntnisses zur Kandidatur (natürlich wieder während der Nubbelverbrennung am Dienstagabend) seine Vision von Köln als „lebendige und gerechte Stadt für alle“. Wir haben den Pfarrer im Unruhestand gefragt, wie er das erreichen will.
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Lotta wünscht sich was – Köstlichkeiten aus deutschen ManufakturenNach der Nubbelverbrennung: Hans Mörtter für Köln?
Ein Jahr, nachdem Hans Mörtter bei der Nubbelverbrennung 2024 überraschend eine mögliche Kandidatur für den OB-Posten in den Raum warf, treffen wir uns im Filos. Er kommt wie immer mit dem Fahrrad. „Es ist leicht, mich zu treffen“, lacht er zu Beginn des Gesprächs, „wenn ich durch die Stadt radle, gibt es immer jemanden, mit dem ich ins Gespräch komme. Ich habe bisher unglaublich viel Zuspruch bekommen, von allen Seiten, aus allen Generationen. Allen ist klar: In Köln muss sich was ändern! Mir wird immer deutlicher: Ein neuer Aufbruch für Köln muss gelingen.“ Und dann sagt er in unserem Gespräch einen dieser typischen „Hans Mörtter“-Sätze, für die ihn seine Unterstützer*innen lieben und die seine Kritiker*innen zumindest verwirren: “Ich stehe nicht für eine rein vernünftige Politik. Meine beiden Leitgedanken sind Wir und Wertschätzung. Wir sollten die Stadt wie unser Wohnzimmer behandeln, in dem wir gerne und in bunter Gemeinschaft leben“. Und, wie er bei der Nubbelverbrennung diesmal der Menge zurief: „Aufstand is nüdig!“ Zum Beispiel dagegen, dass die Lutherkirche abgerissen und das Grundstück neu (und extrateuer) bebaut werden soll.

Hans Mörtter in einem seiner Elemente – Karneval machen (Bild: Markus Küll)
Jetzt wird’s konkret: So will Hans Mörtter den Neu-Aufbruch für Köln hinbekommen
Größer könnte ein Wechsel nicht sein, sollte Mörtter OB werden: nach einer oft etwas hölzern wirkenden und zuletzt von ihrer eigenen Stadt enttäuschten OB Henriette Reker, jetzt der Gefühlsmensch und Visionär Hans Mörtter. Gäbe es nicht zahlreiche Beispiele für seine Fähigkeit, Netzwerke zu bilden und unmöglich Scheinendes zu verwirklichen, könnte man das angesichts der konkreten -und drängenden- Herausforderungen für das „Millionendorf am Rhein“ (W. Niedecken) als etwas poetisch abtun. Aber auch für Projekte wie wie z.B. den Vringstreff oder die sozialen Aktionen rund um die Lutherkirche, wie hunderte hochwertige Weihnachtsgeschenke für Kinder jährlich seit fast 20 Jahren – für all´ das und vieles mehr ist es ihm immer gelungen, Teams auf die Beine zu stellen, Gemeinschaft und Netzwerke zu spinnen und kraftvolle Unterstützer*innen an Bord zu holen. Vielleicht ist das auch eine seiner besonderen Fähigkeiten, das Onboarden, wie es neudeutsch heißt. Denn Hans Mörtter kann konkret werden. Und antwortet auf Fragen:
Wie soll der Neu-Aufbruch gelingen? Was machst Du anders als Deine Vorgänger*innen?
Hans Mörtter: „Nur mit der aktiven Beteiligung vieler Bürger*nnen! Ich möchte Bürger*innenräte und ein Jugendparlament einrichten, bin in ständigem Austausch mit Schulleiter*innen, die am besten wissen, wo der Schuh drückt. Ich sehe in Köln schon tolle Ansätze, die ersten „Superblocks“ nach Barcelona-Vorbild sind schon in Köln geplant. Hier engagieren sich Anwohner*innen und nehmen direkt Einfluss auf ihr Veedel. Das kann auch für eine ganze Stadt funktionieren – und dafür gibt es jetzt schon viele Beispiele.“

Hans Mörtter vor dem Haus Gummersbacherstraße 25 – in dem 2020 Wohnungslose von Obdachlose mit Zukunft OMZ eine Weile Unterschlupf fanden – auch dank seiner Unterstützung (Bild: Judith Levold)
Und die oft als schwierig beschriebene Kölner Verwaltung?
Hans Mörtter: „Mir hat mal ein Verwaltungsmensch gesagt: Ich fahre hier mit hundert angezogenen Handbremsen gleichzeitig… Es gibt in der Verwaltung jede Menge vernünftige Leute. Wenn wir eine sachorientierte, wertschätzende parteiübergreifende Zusammenarbeit hinbekommen, wird auch die Verwaltung mitziehen. Auch hier gilt: man muss immer im Gespräch bleiben. Ich habe viele Verwaltungsleute getroffen, die sind echte Fachleute – und die wollen auch gestalten. Da gibt es viel Hoffnung und viele Unterstützende an meiner Seite.“
Thema Wohnraummangel: Was könntest Du als OB wirklich bewirken?
Zunächst einmal: Die Schaffung von Wohnraum betrifft alle. Wenn die Verkäuferin aus dem Penny in der Merowingerstraße nicht mehr in der Nähe wohnen kann und sich deswegen einen anderen Job suchen muss, haben wir als Stadtgesellschaft ein Problem. Ich habe einen Arbeitskreis von kompetenten Architekten, Investoren, Stadtentwickler*innen zusammengetrommelt, die eine Ahnung davon haben, wie man eine Stadt gestaltet. Es gibt ja viele Beispiele aus anderen europäischen Großstädten. Und: Natürlich muss es gelingen, 50 (!) Prozent der Wohnungen als sozialen und bezahlbaren Wohnraum zu gestalten. Dazu sollten wir möglichst viel sanieren und den Bestand erhalten, statt teuer neu zu bauen. Dabei denke ich insbesondere auch an die bisher vergessenen Stadtteile.
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Das Musikhaus Süd – lebendiges Kulturzentrum für alleAktuell scheint ja das Thema „Klima“ nicht im Vordergrund zu sein. Wie siehst Du’s?
Wenn Du hier um die Ecke schaust, in die Metzerstraße, die war früher mal grün. Wir brauchen auf jeden Fall nicht weniger, sondern viel mehr Bäume fürs Stadtklima. Ich möchte 100.000 Bäume pflanzen – und damit die wirken können, müssen die mindestens acht Meter hoch sein. Die Frage ist doch: wie kann die Stadt in Zukunft atmen? Klar ist auch, dass der Platz für die Menschen und die Begegnung da sein muss – und nicht nur für die Autos!“

Bäume, Grün, Stadtklima – Herzensangelegenheit für Hans Mörtter (Bild: Judith Levold)
Manche sagen, dass eine Stimme für Dich als Einzelbewerber verschenkt ist, wenn Du keine Mehrheit bekommst
Es ist ja unwahrscheinlich, dass eine*r der anderen Kandidat*innen bereits im ersten Wahlgang die Mehrheit bekommt. In der Stichwahl danach werden es weniger Kandidat*innen sein – und da sehe ich absolut eine Chance, die Mehrheit zu bekommen. Ich muss mir nichts mehr beweisen – mir geht es um die Themen, mit denen ich unsere Stadt voranbringen kann, gemeinsam mit den Bürger*innen, in den Stadtteilen und in der Verwaltung.
Hans Mörtter fordert ausdrücklich zu Beteiligung auf – Ideen, Mitwirkung, Wünsche, Angebote – Ihr könnt Euch an seinem OB-Konzept beteiligen. Erreichen tut Ihr über seine nigelnagelneue Website.
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