Kinder haben keine Barrieren im Kopf
Donnerstag, 12. Juli 2018 | Text: Alida Pisu | Bild: Marc Loecke
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Kinder ernst zu nehmen und sie musikalisch zu fördern, ist Melanie Heizmann ein großes Anliegen. Die Sängerin und Musikproduzentin präsentierte gerade im Alten Pfandhaus ihre Kinder-CD „Wenn ich eine Wolke wäre“. Grund genug für ein Gespräch.
Wie kam es dazu, dass Sie Musik für Kinder machen?
Wie kamen Sie auf die Idee, Gedichte von Mascha Kaleko (deutsch-jüdische Lyrikerin) zu singen?Ich liebe schöne Sprache, ich liebe ihre Gedichte. Die Melodien verpacken die Lyrik in Lieder, die Kinder bekommen also Zugang zur Lyrik über Musik. Sie singen einfach mit. Manchmal wissen sie gar nicht, was sie singen, aber es arbeitet ja nach. Und so sagen schon Dreijährige: „Wenn ich eine Wolke wäre, segelte ich nach Irgendwo.“
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Capricorn (i) Aries BrasserieDas Leben von Mascha Kaleko war schwierig. Sie wurde von den Nazis verfolgt, musste emigrieren. Ist das auch Thema bei Konzerten?
Melanie Heizmann: Für mich öffnet sich das ganze Universum um ihre Person eigentlich erst jetzt. Ich habe gerade ein Schulprojekt gestartet, das haben wir mit einem Konzert im Alten Pfandhaus zu Ende gebracht, Partner war die Loreley-Grundschule. Dabei haben wir es thematisch auf den Punkt gebracht. Das Thema bietet Lyrik, Musik, Kunst, die Person Mascha Kaleko und es bietet einen leichten Zugang zum schweren Thema Nazivergangenheit. Und zum immer noch aktuellen Thema Flüchtlinge, denn sie war ja auch Flüchtling. Über Antisemitismus müssen wir leider auch heute noch reden und den Kindern was mitgeben.
Wie reagieren die Kinder darauf?
Für mich ist es eine Riesenfreude, dass die Kinder jetzt wissen, wer Mascha Kaleko war, dass sie nach New York flüchten musste. Die Kinder haben selbst Gedichte umgetextet oder erweitert. Was auch spannend ist: Wie sich Sprache weiterentwickelt. In dem Lied: „Wenn ich eine Wolke wäre“ heißt es: „Ich zöge dorthin, wo die Menschen gelb und mandeläugig sind oder braun wie Schokolade.“ Dann kam ein Junge aus der Klasse zu mir und sagte: „Aber ich bin doch gar nicht braun wie Schokolade.“ Das gab mir die Möglichkeit, ihm zu sagen: „Und Schneewittchen war nicht weiß wie Schnee.“ Da guckt man drauf, wo das herkommt, wie sich Sprache entwickelt.
Dabei geht es ja auch um Andersartigkeit.
Ja, es gab früher ein Staunen über die Andersartigkeit von Menschen, aber heute können wir viel natürlicher damit umgehen. Ein asiatisches Mädchen, das daneben stand, sagte: „Ich bin auch nicht gelb“, worauf ich erwiderte: „Aber du hast Mandelaugen, genau wie meine Tochter, deren Vater aus Indien stammt.“ Für unser Konzert haben die Kinder mehr als hundert Bilder gemalt, es gab selbst gebaute Instrumente. Die Kinder haben alle Lieder auswändig gelernt, auf dem Schulweg habe ich sie singen gehört. Ich war so ergriffen und erfreut, ich kann es gar nicht in Worte fassen.
Da waren die Kinder ja mit viel Begeisterung bei der Sache! War das ein Pilotprojekt?
Es war Pilot und es war Erfahrung Sammeln. Wir haben dabei, auch in Zusammenarbeit mit den Lehrern, klar herausgefunden, was wichtig ist und was Kinder brauchen, wie man also ein gutes „Paket“ schnürt. Die Rückmeldungen sind so schön, von den Kindern, den Eltern und den Lehrern, dass es ab jetzt auf die Reise gehen kann. Ich möchte es sehr gerne an weiteren Schulen machen, weil es mir am Herzen liegt.
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Ralph Ley – SteuerberaterWas ist Ihnen an der Arbeit mit Kindern ganz besonders wichtig?
Mein Anspruch von Wertevermittlung. Aus der Arbeit mit Kindern habe ich gelernt, dass man Kinder sehr ernst nehmen muss. Man kann nicht sagen: „Ach, ist doch nur für Kinder.“ Nein, es ist für Kinder. Und für sie muss man sich besonders viel Mühe geben, weil es die Kinder prägt. Ich möchte Musik machen, die wie akustisches Holzspielzeug ist. Das ist ein Wert, der mit den Kindern mitgeht. In unserer schnelllebigen Zeit ist das wichtig, ich möchte da meinen Akzent setzen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Mehr über Melanie Heizmanns Arbeit und auch ihre Familienkonzert zum Mitsingen erfahrt Ihr auf ihrer Homepage.
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