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Gesellschaft

Trendblume!

Sonntag, 13. Februar 2011 | Text: Judith Levold | Bild: Anke Westermann

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Die Ranunkel macht also das Rennen. Gefolgt von Dauerbrenner Lilie und natürlich, zum Valentinstag, von Evergreen Rose. Die ist schließlich die Blume der Liebe. Sagt Helga Heider, die Blumenfrau von der Merowinger Straße. Sie muss es wissen, denn sie betreibt den Laden hier schon seit 34 Jahren. Im Allgemeinen kümmert sie sich kaum darum, was in Mode ist, denn sie hat ihren ganz eigenen Stil. Für sich selbst mit bauschiger blonder Mähne und viel Kajal um die Augen – „das hatte ich schon als junges Mädchen so“ – und für ihren Laden mit einem schier undurchdringlichen und pickepacke vollen Dschungel aus Blättern, Blüten, Stielen, Geflechten, Gestecken, Vasen, Kannen, Töpfen, Schalen, üppigen Arrangements und bunter Deko.

Ich besuche sie, vorbei an der zur Schau gestellten Blumenpracht auf dem Gehsteig, und entdecke sie nicht sofort hinter dem Dickicht am Floristentisch, wo sie gerade für eine Kundin einen Strauß Tulpen bindet. Was sie selbst das Besondere an ihrem Laden findet, frage ich sie. „Dass er individuell ist“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. „Das alles hier ist sehr auf mich ausgerichtet. Da ist viel von meiner Seele drin. Alles, was ich hier mache und bastele, jeder Strauß, jede Deko, gefällt mir auch selbst gut. Und ich habe alles. Das sieht man so nicht direkt, weil es hier so voll ist, aber ich habe noch viel auf Lager“. Glaube ich sofort, setze mich vorsichtig auf den Gartenstuhl im Busch, atme tief den mordsmäßig floralen Duftmischmasch ein, streiche mir ein herabhängendes Blatt aus der Stirn und schaue mich um, während Helga Heider einen Stammkunden, Steuerberater, bedient. Das Finanzamt ist Thema und wie schwer es für Inhaber der kleinen Geschäfte ist, besonders in den letzten Jahren mit dem U-Bahn-Bau: keine Parkplätze, Straßensperrungen, vier mal den Taxistand vor der Tür – da sind gute Kunden aus Marienburg und Rodenkirchen, Restaurantbesitzer zum Teil, weggeblieben. Und dann die Steuer. Da steht man nur noch im Laden. Um sechs schließen? I wo, da wäre man ja längst pleite, bis acht muss man aufhaben. Und sonntags natürlich auch länger. Ja ja, und man wird nicht jünger. Sagt der Steuerberater. Und geht.

„Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, mein Lager. Da sind noch so viel schöne Sachen drin, ich habe ja hier zu wenig Platz. Also manchmal ärgere ich mich schon über die Leute. Da kommen Kunden herein und sagen „ich hätte gerne das und das, aber ich sehe schon, das haben Sie ja nicht“. Und dann sage ich: „wie können Sie das behaupten, Sie wissen doch gar nicht, was ich alles noch hervorholen kann, aber wenn Sie meinen, dann müssen Sie eben woanders gucken“. Dann bin ich echt sauer.“

Mir imponiert das ziemlich und ich verstehe, dass Helga Heider auch will, dass man sich von ihr und ihrem Laden verzaubern lässt. Sich einlässt auf diese Art Märchenwald zu WDR4-Klängen. Gerne nämlich berät sie, zeigt hervor und spricht mit jedem Kunden ein paar persönliche Worte. Was sie an der Südstadt, in der sie auch seit 34 Jahren wohnt, mag, will ich wissen. Dass es leger und locker ist: „Hier toleriert jeder jeden. Die Toleranz hier ist gut, und die Vielseitigkeit. Hier leben wirklich alle Nationalitäten. Und es gibt viele Tiere, ich habe ja selbst einen Hund und zwei Vögel. Ja, das gefällt mir“.

Und trotzdem denkt die Vollblut-Blumenfrau, die als Mutter von vier schon erwachsenen Kindern nie Überfluss an Langeweile hatte, immer häufiger ans Aufhören. „Ich will einfach mehr Freiheit. Mehr in die Natur. Ich komme ja hier nicht heraus. Das fehlt mir. Und wieder mal Sport machen, früher war ich mal Eisprinzessin, da habe ich immer so einen 80jährigen beobachtet, der da ganz elegant seine Pirouetten drehte, und hab gedacht: So will ich auch mal in dem Alter sein. Und da muss man was tun, sonst rostet man“. Aber eine Weile will sie den Laden doch noch behalten, schließlich mache es immer wieder Spaß, schon wegen der Leute.

Ich frage mich die ganze Zeit, wie alt Helga Heider wohl ist und ob ich das wohl fragen darf. Kein Problem. Ich bekomme nur keine Antwort, denn das verrät sie nicht. Und strahlt mich an wie eine freundliche Blume. Eins weiß sie ganz sicher: „Einen Nachfolger suche ich selbst. Und das Holzhäuschen, also das Fachwerk hier drin, das muss bleiben.“ Und die Blumen auch. Finde ich. Und kaufe schnell einen Strauß. Mit, na? Ranunkeln selbstverständlich.

Text: Judith Levold

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