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Gesellschaft

Von einem, der auszog, hinter die Dinge zu blicken

Samstag, 7. Juli 2012 | Text: Jasmin Klein | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Als Michael Horbach 50 Jahre alt wird, kann er sich einen Wunsch erfüllen. Er hört auf, für Geld zu arbeiten. Stattdessen beginnt er zu reisen, zu suchen und zu finden. Er will mehr, er will etwas verändern, etwas bewirken. Und so trifft er sich mit Aktivisten von Attac, von Greenpeace und Vision Summit, reist durch Südamerika, lernt zu fotografieren und tut das, was er schon immer tat: Hinter die Dinge blicken, den Dingen auf den Grund gehen.

Vor einigen Jahren stößt er in einem Hochglanzmagazin auf eine doppelseitige Anzeige. Eine Landschaft in Kuba, mittendrin die Werbetafel eines großen, westlichen Unternehmens, Überschrift: „Besuchen Sie Kuba, bevor es zu spät ist“. Er packt seinen Fotoapparat und reist hin. Fotografie ist schon immer seine Leidenschaft. Bisher hat er Kunst nur gesammelt und in seinen sechs Jahren als Galerist auch ausgestellt, aber nun hat ihn Kuba gepackt. Er fotografiert Kubaner, das Glück und den Reichtum, den man in ihren Gesichtern findet. Das Lebensgefühl, das die Kubaner bewegt, begeistert ihn: „Kuba ist pure Lebensfreude, Kuba ist weiblich, Kuba tanzt, Kuba lacht. Es ist unglaublich, wie die mit ihrer sogenannten Armut umgehen können, da spürt man nichts. Hier findet man in den Gesichtern von dem Reichtum nichts. Auf Kuba ist es genau umgekehrt, sodass ich mich immer frage: Was ist Reichtum? Was ist Armut?“

Als er 2010 zu einer weiteren Reise nach Kuba aufbrechen will, ruft ihn ein befreundeter Makler an. Er hätte doch schon immer Räume gesucht, um seine Kunst auszustellen. Vielleicht hätte er da was für ihn. Horbach besichtigt einen Atelierkomplex in der Wormser Straße. Renovierungsbedürftig, viel Arbeit, aber auch viel Potenzial. Er bespricht sich mit seinem Sohn Tim. Nur mit dessen Hilfe wird er es schaffen, diesen neuen Weg einzuschlagen. Der Sohn willigt ein, und an diesem Tag werden die ehemaligen Atelierräume von Monika Sprüth und Rosemarie Trockel zu den „Kunsträumen“. Am 1. Mai 2011 findet die offizielle Eröffnung statt.

Den ungeschönten Blick auf die Wirklichkeit hat Horbach von seinem damaligen Professor der VWL Zinn in Aachen schätzen gelernt: „Von dem habe ich alles, von Marxismus, Politologie, Soziologie; der hat alles mit VWL verbunden. Von ihm habe ich gelernt, hinter die Dinge zu schauen. Das tut manchmal weh, und manchmal wünsche ich mir eine gewisse Naivität, einfach so durchs Leben gehen zu können. (…) Unser Marktmechanismus bewertet bestimmte Arbeiten viel zu hoch. Das ist ungerecht, zum Teil pervers. (…) Wenn eine Krankenschwester von ihrem Geld nicht leben kann, dann ist das pervers. Und dass einer mehr als eine Million im Jahr verdient, ist auch pervers. (…)
Ich wollte nie Unternehmer werden. Unternehmer habe ich sehr kritisch betrachtet. Unternehmer-Sein hat auch fast immer etwas mit Ausnutzen, Ausbeuten und Macht zu tun. Und das sind Begriffe, die mir fremd sind.“

Umso erstaunlicher ist es, dass Michael Horbach, der bereits im Alter von 36 Jahren die Galerie von Hans Jürgen Müller (einem Mitbegründer der Artcologne, der nach Teneriffa ging, um dort Mariposa, eine Zukunftswerkstatt für Künstler, zu gründen) übernommen hat, derselbe Horbach ist, der vor vielen Jahren als Wirtschaftsberater ein Unternehmen gegründet hat, das heute noch seinen Namen trägt.
So entsteht der Ethik-Fonds „Goodgrowthfund“, der u.a. zu 30% in Mikrokredite im Sinne von Muhammad Yunus (dem Friedensnobelpreisträger und Begründer der Mikrofinanz-Idee, bei der Menschen Kleinkredite bekommen, die sonst keine Chance hätten, ein kleines Unternehmen aufzubauen) investiert.

Die Kunsträume in der Wormser Straße sind imposante, helle Hallen mit viel Tageslicht, durch die man mit Rollschuhen fahren möchte. Sie sind keine Galerie im klassischen Sinne, es wird auch nichts verkauft. Es sind Räume, in denen Kunst erfahrbar wird. „Die Kunsträume sollen sich zu einem Ort der Begegnung entwickeln, einem Ort, an dem sich die Besucher der Kunst unkompliziert und ohne Hemmschwellen nähern können“, so Horbach. In erster Linie findet man hier seine eigene Kunstsammlung, die er der nach ihm benannten Stiftung übertragen hat.

Man sieht die Malerei des Kölner Künstlers Heinz Zolper, Skulpturen von Dieter Teusch und Fotografien. Die weltweit einmalige Sammlung „Achselhaare“ mit über 200 Fotos begeistert ebenso wie eine größere Sammlung erotischer Fotografien mit Fotos von u.a. Helmut Newton, Jock Sturges und Thomas Karsten.

Zudem stehen die Räume der Südstädter Öffentlichkeit zur Verfügung. Man kann einfach vorbei kommen; besonders willkommen sind auch gerade Schulklassen, Jugendliche und Kinder. Der Blick für Kunst soll verfeinert werden, neue Perspektiven entstehen. In der aktuellen Ausstellung „Mein Cuba“ soll ein anderer Eindruck von Kuba entwickelt werden, eine neuer Blick auf das Land.
Michael Horbach und sein Sohn Tim Siemons organisieren hier Lesungen (wie kürzlich mit Roger Willemsen) und Konzerte. Auch Musikaufnahmen finden in den großen, weiten Räumen mit der besonderen Akustik statt
Ein weiterer, wichtiger Bestandteil der Kunsträume ist der zweijährig verliehene Fotopreis, der mit 10.000 Euro dotiert ist. Seit 2003 werden damit Fotografen geehrt, die sozial engagiert sind und dokumentarisch arbeiten. Die Arbeit des Preisträgers wird dann auch für einige Zeit in den Kunsträumen zu sehen sein.   
Die Michael-Horbach-Stiftung, die 2000 gegründet wurde, stellt aber auch jungen, ausländischen Künstlern ein Atelier, eine Wohnung und ein kleines Stipendium zur Verfügung. Das Stipendium findet nach einem Jahr mit einer Ausstellung des Stipendiaten seinen Abschluss. Jedes Jahr zum 1. Mai findet ein großes Fest mit Kunst und Musik von 16-20 Uhr statt.

?Kuba, Argentinien, Buenos Aires – warum ausgerechnet die Südstadt?
„Ich habe hier die Kunsträume, kann mit dem Fahrrad rumfahren, wunderbar. Ich bin  sofort am Rhein, im Volksgarten. Ich habe gelernt, das Glück im Kleinen zu finden, das Kleine zu genießen, und nicht am Ende der Welt zu sein und zu sagen: Das muss ich auch spüren. Das bin ich nicht. Von hier aus kann ich ja auch verreisen. Ich will nie mehr aus der Südstadt weg.“

Kunsträume der Michael Horbach Stiftung
Wormser Straße 23 (Hinterhof)
50677 Köln
Tel. 0221/2999 3378
Besichtigungen mittwochs 14-17 Uhr, sonntags von 11-13 Uhr und nach Vereinbarung

Weitere Informationen unter www.michael-horbach-stiftung.de
Rundgang durch die Kunsträume sehen Sie bei Youtube
Ausstellungseröffnung „Mein Cuba“

Text: Jasmin Klein

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