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Südstadt

Wenn arme Schweine Schweinereien machen

Donnerstag, 29. November 2018 | Text: Alida Pisu | Bild: MEYER ORIGINALS

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Zwei kölsche Jungs aus der Südstadt, Hartz 4 – Empfänger und im wahrsten Sinne des Wortes „arme Schweine“, wollen den ganz großen Wurf und auf fragwürdige Weise Geld scheffeln. Sie schmieden Pläne und versteigen sich in Phantasien, doch der Italiener Gigi und der Grieche Vassilus kommen aus ihrem Loser – Dasein nicht heraus. So der Inhalt des Stückes „Zocker“ (mit Nikos Goudanakis und Vassilis Nalbantis) nach Dimitris Kechaidis, das aktuell im Freien Werkstatt Theater auf dem Programm steht. Meine Südstadt sprach mit Regisseur Kostas Papakostopoulos über Opfer der Globalisierung, die Italien- und Griechenlandkrise.

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Das Stück ist 40 Jahre alt und es ist erschreckend, dass sich für die „kleinen Leute“ bis heute nichts geändert hat. Sie bleiben auf der Strecke. Wo sehen sie die Gründe?
Kostas Papakostopoulos: Das ist eine sehr schwierige Frage. Man kann behaupten, schuldig sind die politischen Entwicklungen, der Staat und das System. Letztendlich sind alle mit verantwortlich, auch die kleinen Leute. Wichtig ist: diese Menschen sind eigentlich die Reflektion auf unsere Welt. Weil sie in ihren Gedanken, Träumen, Wünschen nur reflektieren, was sie im Fernsehen und in der Zeitung gelesen haben. Was ist gut, was ist schlecht? Wer ist erfolgreich, wer ist nicht erfolgreich?

Sie wollen dann ja auch den großen Erfolg.
Kostas Papakostopoulos: Die Träume des Italieners Gigi sind nur eine kurzsichtige Variation der Erklärung der Welt, wie man erfolgreich und so auch glücklich sein kann in Zeiten der Globalisierung. Er ist aber nicht in der Lage, kritisch zu betrachten, was das bedeutet. Beide „Helden“ verschlucken die ganzen Ideen, versuchen sie umzusetzen, aber werden das nie schaffen. Es ist traurig zu sehen, was diesen Leuten für Träume vorgegaukelt werden.

Nicht nur das Stück ist immer noch aktuell, ebenso aktuell und erschreckend ist, dass sowohl Italien als auch Griechenland seit Jahrzehnten in der Krise stecken. Italien steht vor der Pleite…
Kostas Papakostopoulos: Und Griechenland sowieso.

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Wann waren die denn mal nicht pleite? Und trotzdem leben die Menschen dort weiter. Wie schaffen sie das?
Kostas Papakostopoulos: Das ist Lebenskunst. Oft können wir im Norden die südländische Mentalität nicht verstehen. Es ist ein anderer Alltag. Deswegen wollte ich die beiden Rollen in dem Stück mit einem Italiener und einem Griechen besetzen. Die Art und Weise, wie sie sich benehmen, leiden, sich streiten und beleidigt sind, wie ihr großes Ego und ihre Ehre verletzt wird, ist in unserer nördlichen Welt eher fremd. So zu spinnen, wie diese zwei Südländer, passt nicht zur nördlichen Mentalität. Auf eine bestimmte Art und Weise wirken sie ja sogar sympathisch, obwohl sie eigentlich Gauner sind. Was sie planen, ist schlichtweg kriminell.

Sie sind einerseits Opfer, schrecken aber auch nicht davor zurück, Menschenhandel zu betreiben und Afrikaner auszubeuten.
Kostas Papakostopoulos: Sie sind moderne Schlepper. Aber ich wollte sie nicht nur als bösartige Menschen darstellen, sie sind auch arme Schweine. Das System hat sie so geformt. Und sie sind auch Kinder von RTL, von Vorbildern, die sie von diesem unserem System bekommen. Sie können das aber nicht verarbeiten. Die Frage ist, wie man ihre Art von Träumen entblößen und zeigen kann: das ist nicht das Glück im Leben. Und wo ist eigentlich der Sinn des Lebens? Ist es, global erfolgreich zu werden? Oder ist es etwas ganz anderes, nämlich, bei all dem menschlich zu bleiben?

Um noch mal auf die Krisenländer zurück zu kommen. Wie wirkt sich die Krise z. B. in Griechenland aus?
Kostas Papakostopoulos: In Griechenland gibt es die niedrigste Geburtenrate in Europa. Die Leute haben Angst, die Verantwortung zu übernehmen. „Wie kann ich zwei Kinder bekommen?“ Und die jungen Leute denken: „Ich brauche mein Auto, mein Handy, meinen Computer. Wie kann ich da ein Kind erziehen? Das geht nicht.“ Das ist das Phänomen einer Gesellschaft, die dermaßen auf sich selbst bezogen ist. Und das betrifft uns in Deutschland, in Griechenland, in ganz Europa. Wir sind nicht mehr in der Lage, ein soziales Leben zu führen, indem wir mit Anderen etwas teilen. Das ist für mich das größte Problem des Turbo-Kapitalismus von heute. Es hat kleine Monster produziert: ICH, ICH, ICH.

Haben Sie eine Idee, wie man eine Veränderung einleiten könnte?
Kostas Papakostopoulos: Die habe ich leider nicht, aber mir war die Konfrontation wichtig: zwei Menschen auf der Bühne zu zeigen, die nicht zu den Helden des Theaters gehören. Eigentlich will man sie nicht sehen. Aber wir müssen den Mut haben, sie zu sehen und uns mit ihnen auseinanderzusetzen. Und wenn man das macht, nähert man sich ihnen ganz anders. Vielleicht kommt man dann zu einer anderen Kommunikationsbasis. Und könnte dann vielleicht auch zu gemeinsamen Lösungen kommen und dazu, die Welt neu zu gestalten

Vielen Dank für das Gespräch!

„Zocker“ im Freies Werkstatt Theater, Zugweg 10, 50677 Köln
Die nächsten Termine: 30. November / 2. Dezember 2018 / 17., 18., 19., 20. Januar 2019

Text: Alida Pisu

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