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Gesellschaft Kultur

“Wenn ich das schaffe, können andere das auch”

Mittwoch, 24. Juli 2013 | Text: Aslı Güleryüz | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

sagt der Kleine Günther und möchte Menschen in ähnlicher Situation Mut machen. Der Kleine Günther hat schon viele Höhen & Tiefen hinter sich und ich treffe ihn bei der Redaktionskonferenz des Magazins “Draussenseiter”. Seit mehr als 20 Jahren gibt es das Magazin, das von Straßenverkäufern verkauft wird. Seit einem Jahr kooperiert MeineSüdstadt mit dem “Draussenseiter”. Darf ich vorstellen?

Alle zwei Wochen montages trifft sich das Redaktionsteam des “Draussenseiters” in den Räumlichkeiten des Vereins “Oase” an der Drehbrücke in Deutz. Die “Oase” wurde ebenfalls vor mehr als 20 Jahren als Initiative ins Leben gerufen. Ihre Hauptaufgabe sieht die “Oase” darin, rund um das Thema Wohnungslosigkeit und Beratung. Die “Oase” besteht seit über 20 Jahren größtenteils aus Spendenmitteln. Montags ist hier ganz schön was los! Denn da gibt es von 10:30 bis 13 Uhr ein nahrhaftes Frühstück für einen Euro.

Der Kleine Günther ist von Anfang an dabei: “Die Oase ist wie eine Familie für mich. Als ein Freund vor über 20 Jahren verstarb, waren Pfarrer Karl-Heinz Kreizmann, Christian Matthes, Rolf Büngers und ich auf seiner Beerdigung. Rolf Büngers ist sozusagen der Vater der Obdachlosenzeitung, denn der hatte die Idee. Er sagte, da müssen wir was machen. Darüber müssen wir schreiben. Und daraus ist dann die Zeitung “Bank-Extra” entstanden. Vor knapp drei Jahren haben wir sie umbenannt in “Draussenseiter”. 2016 haben wir beide 25-jähriges Jubiläum. Die Zeitung existiert dann seit 25 Jahren und ich bin genauso lange trocken”.

Günthers Phantasie entspringen wunderbare Heldengeschichten vom ‘Greifer’, dem ‘Mega-Gün’ oder der ‘Super-Sanne’. Regelmäßig werden sie im “Draussenseiter” veröffentlicht. 9 Jahre lang war Günther obdachlos. Probleme mit Alkohol hatte er auch: “Mit einem langsamen Entzug mit einer immer kleiner werdenden Dosis Alkohol habe ich es im Krankenhaus geschafft. Seit 22 Jahren bin ich jetzt trocken. Der Gedanke ist immer da. Man muss immer stark sein. Wenn ich das schaffe, können andere das auch!” Heute muss er die Redaktionskonferenz früher verlassen, denn er wird einen Mietvertrag für ein Appartment in einer betreuten Wohnanlage unterschreiben.

 

Redaktionsleiterin Christina Bacher bittet zu Beginn einer jeden Redaktionskonferenz die Anwesenden, sich kurz vorzustellen: “Ich bin jetzt seit 8 Jahren dabei und die Vorstellungsrunde ist immer anders – auch wenn es teilweise immer die gleichen Menschen sind”.
Nina studiert Kommunikations-Design und hat eine Reportage über ein Paar aus Mülheim geschrieben. Kurz wird der Atikel nachbesprochen. Elisabeth ist über 80 Jahre alt und ganz aufgedreht: “Isch in ne neue Elisabeth, denn isch habe misch jetzt in einen Musiker verliebt!” Den Musiker und Türsteher hat sie am Christopher Street Day kennengelernt und ist nicht zu bremsen vor Freude. Sabrina, Andrea, Bastian, Norbert und Andreas stellen sich auch kurz vor. Silke hat schon ‘Bank-Extra’ verkauft. Nach ein paar Jahren Pause ist sie jetzt wieder aktiv dabei: “Ich schreibe gerne und hier sind alle willkommen”. Die Ruhrpotterin erzählt, dass sie 5 Jahre wohnungslos war: “Als Frau auf der Straße ist es echt hart! Man muss sich durchsetzten können”. In der ‘Oase’ hat sie vor 7 Jahren Andreas kennengelernt. Seit fünf Jahren sind sie ein Paar und seit zwei Jahren wohnen sie zusammen.

Der “Draussenseiter” ist die erste Obdachlosenzeitung Deutschlands. Nach seiner Erscheinung, kamen andere Zeitungen wie “Hinz & Kunz” oder “Der Querkopf” auf den Markt. Die Journalistin, Autorin & Redaktionsleiterin Christina Bacher sieht das Magazin so: “Es ist ein Sprachrohr der Wohungslosen oder ehemals Wohungslosen selbst. Wir gestalten jedes Heft gemeinsam. Jeder bringt seine Ideen ein und jeder kann einen Artikel schreiben. Viele Geschichten zu erzählen, haben sie alle. Manche arbeiten gerne mit einem Diktiergerät, manche erzählen die Geschichten im Gespräch und manche schreiben direkt. Unsere Leser sind Kölner, die gerne über den Tellerrand blicken”.

Es gibt 11 Ausgaben des “Draussenseiters” im Jahr und vertrieben wird er von Straßenverkäufern. Sie alle haben einen Ausweis und sind bei der ‘Oase’ registriert. Christina Bacher nennt ein paar Zahlen: “Wir haben 100 registrierte Verkäufter, aber aktiv sind 30. Sie holen sich die Zeitung hier oder an bestimmten Kiosken in der Stadt ab und verkaufen sie. Einen Teil des Verkaufspreises erhalten die Verkäufer für sich. Wir haben eine Auflage von 3.000 und die werden auch alle verkauft. Im Moment läuft es sogar so gut, dass wir immer ein paar Tage früher schon in den Druck gehen. Vielleicht sollten wir unsere Auflage bald etwas erhöhen. Man kann den “Draussenseiter” auch abonnieren”.

Christina Bacher mit kölsche Linda (v.l.). /Fotos: Anemone Träger

 

7 Stunden pro Woche bekommt Christina Bacher für die Redaktionsarbeit des “Draussenseiter”. Dass sie mehr arbeitet, ist klar. Unermüdlich knüpft sie Kontakte zu internationalen Straßenzeitungsverbänden, zu Künstlern & Prominenten, die sich für das Magazin und die ‘Oase’ einsetzen und kooperiert mit anderen Medien. Warum engagiert sie sich so? “Ich habe einen interessanten Job. Er ist inhaltlich spannend und macht mir Spaß. Ich bin flexible und kann meine Zeit frei einteilen. Die meiste Zeit meines Arbeitslebens beschäftige ich mich mit dem “Draussenseiter”. Als ich vor 8 Jahren nach Köln kam, bin ich dem Magazin empfohlen worden. Das war ein Glücksfall. Köln war gut zu mir. Es gibt so viel Positives, das zu mir zurück kommt. Einmal habe ich einen Brief per Post bekommen. Christina Bacher, Oase, Draussenseiter. Da war ein 500 Euro-Schein drin. Eine Spende für den Draussenseiter. Einen 500-Euro-Schein hatte ich noch nie in der Hand!”

Für das Beste Interview ist der “Draussenseiter” bei den ‘International Street Paper Awards’ nominiert.

Das Abo – beliebtes Weihnachtsgeschenk:
Straßen-Abo 36 Euro/ Jahr
Sponsoren-Abo 85 Euro/Jahr
Förder-Abo 150 Euro/Jahr
 

Zum Sommerfest der ‘Oase’ sind alle herzlich eingeladen am
6. September 2013 ab 12 Uhr
Alfred-Schütte-Allee 4
50679 Köln

 

Text: Aslı Güleryüz

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