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Gesellschaft

Wie Man(n) und Frau immer jung bleiben

Donnerstag, 15. September 2011 | Text: Sonja Alexa Schmitz | Bild: Sonja Alexa Schmitz

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Sonja Schlegel, gelernte Sozialarbeiterin, 56 Jahre alt, Südstädterin, war lange Zeit beschäftigt in der Arbeit mit NS-Verfolgten. Seit Mai organisiert sie für die Evangelische Gemeinde Köln, unter dem Motto „Forever young“, Kurse, Angebote und Erzählcafés für Menschen über 60.

 

Ich möchte einen der Kurse besuchen, die sie organisiert. Sie schlägt mir den Chor vor. Och nö, Chor kenne ich, das ist langweilig. Da hocken alle auf Stühlen, mal probt die eine, mal die andere Stimme, und irgendwann dann alle zusammen, langweilig.  „Nein, nein,“ versichert mir Frau Schlegel, „das ist bei uns anders. Das geht da sehr modern zu. Nicht so ein altbackener Chor. Da wird gut gelaunt gesungen, gelacht und auch mal ein Tänzchen gemacht.“ Klingt gut, aber zu dem Termin kann ich nicht. Also entscheide ich mich für das Seniorentanzen. Das findet immer Donnerstags um 16 Uhr statt, im Wechsel in der Luther- oder Thomaskirche.  

Als die tanzenden Damen erfahren, dass ich von der Presse komme, ist erst mal ein Stöhnen zu hören. Nanu? „Vor zwei Wochen war der Stadtanzeiger bei uns, seitdem hat sich unsere Gruppe, die ursprünglich zu zehnt war, verdreifacht,“ erklärt mir Christian Korbella, der Tanzlehrer.

So sehe ich heute dreißig Damen zu, die sich mal in Reihen, mal im Kreis aufstellen, und den Anweisungen Korbellas folgen. Sie sehen gut aus. Senioren mag man sie kaum  nennen. Schicke, frisch frisierte, muntere, agile Ü-60er. Sechzig ist das Mindestalter, um hier mittanzen zu dürfen.  Jede tanzt für sich. Warum nicht paarweise? „Die Männer wollen nicht tanzen, oder es gibt immer Ärger, weil wir uns beim Tanzen nicht einig sind,“ erklärt mir eine 75 jährige Tänzerin. „Und wäre es dann nicht schöner mit einer Frau zu tanzen? So dass es sich wenigstens wie Paartanz anfühlt?“ frage ich. „Nein, mit einer Frau tanzen möchte ich nicht. Außerdem hätte ich keine Lust die Männerschritte zu lernen.“ 

 

Die Damen bewegen sich zu Salsa- und Rumbamusik. Ich schaue zu, und versinke ein bißchen in Gedanken über die Welt und ihre Individuen. Wie einzigartig ein Jeder ist. Jede Frau, der ich bei ihren Bewegungen zuschaue, ist anders. Und ich bilde mir ein, man kann die Charaktereigenschaften der Damen lesen. Ist sie mutig oder schüchtern, laut oder leise, frei oder unfrei. Und was ich sehe, sind vor allem Frauen, die die Musik, den Rhythmus und das Gefühl suchen. Ich sehe Leidenschaft und Sehnsucht. Augen geschlossen, lächelnder Mund. Freude.

 

“Gefühl und Hingabe sind hier, bei den so genannten Seniorinnen, stärker zu spüren, als in einem jugendlichen Tanzkurs, kann das sein?“ frage ich Sonja Schlegel beim anschließenden Milchcafé im Haptilu. „Absolut. Die Intention hinter meinen Kursen ist es, die Frauen (leider sind es fast ausschließlich Frauen, die diese Veranstaltungen besuchen) in ihrer Lebensfreude zu stärken und ihre Neugier anzufachen. Und davon haben die reifen Frauen ganz viel.“

 

Da es die Angebote erst ein halbes Jahr gibt, sind sie noch eher spärlich besucht. „Tanzen läuft gut, der Chor auch. Viermal im Jahr organisiere ich ein Erzählcafé. Da kommen auch immer 40 bis 60 Zuhörer.“ sagt Sonja Schlegel.

 

„Wie wir wurden, was wir sind“

 

Erzählcafé, das kenne ich aus dem Altersheim. Da sitzen sechs müde Weißhaarige zusammen, trinken Kaffee und essen weichen Kuchen, und der oder die Moderatorin versucht mit einem speziell ausgesuchten Thema wie „Kuchen backen damals“ oder „Unser erstes Auto“, die alten Leute aus ihrer Lethargie zu wecken.

 

Bei den Erzählcafés, die Frau Schlegel organisiert, geht es anders zu. Sie stehen unter dem Motto „Wie wir wurden, was wir sind.“ Es werden Menschen eingeladen, die etwas zu Erzählen haben. Mit denen setzt sich die Moderatorin Schlegel vor das Publikum und regt den Gast an, seine Geschichten mit den Zuhörern zu teilen. 

 

Am 28.9. wird es das nächste Erzählcafé geben. Eingeladen ist eine 63 jährige Argentinierin, die seit 20 Jahren in der Südstadt lebt. Sie hat als Malerin und Chi-Gong-Leherin gearbeitet und eine bewegte Vergangenheit hinter sich. In zweieinhalb Stunden wird sie, bei Kaffee und Kuchen, im Kirchenraum der Lutherkirche, ihre Geschichte erzählen.

 

Möglicherweise gesellt sich auch noch eine ehemalige ungarische Opernsängerin dazu, dann werden die Erzählungen  noch bunter. Bei diesen Erzählcafés gibt es auch einen Live-Musik-Akt. Das war beim letzten Mal zum Beispiel Tom Wirtz alias „Südstadtfensterputzer“, der das Publikum mit einem Cover von Bob Dylans „Forever young“ begeisterte.

 

Martin Stankowski war auch einmal zum Erzählcafé eingeladen. Als er aber erfuhr, dass im Publikum hauptsächlich Rentner säßen, wollte er nicht.

„Es ist auch gar nicht so gedacht, dass nur alte Leute kommen. Das Erzählcafé ist für alle Altersgruppen. Das muss sich noch rumsprechen,“ erklärt die Moderatorin.

 

Das mag wohlmöglich auch die Hemmschwelle der Ü-60 Jährigen sein, die nur zögerlich zu den Kursen kommen. Lesen sie auf dem Flyer die Angebote „Plötzlich allein- ein Leben ohne Partner (in) wagen“, oder „Mit 70 hat man noch Träume“ oder „Dem Körper mit Freundschaft begegnen“, dann stellt man sich wohlmöglich vor, dass da nur klapprige Dutt-Omis  bei Stuhlgymnastik sitzen.

Stimmt nicht! Ich habe selbst gesehen, wie „jung“ die Teilnehmerinnen sind. Ich würde das Angebot eher so verstehen, als eine Gelegenheit Gleichgesinnte zu treffen, etwas aktiv zu machen, was  vor dem Hintergrund steht, „ Wir sind nicht mehr die Jüngsten und treffen uns nicht mehr zum spätabendlichen Prosecco-Trinken. Aber wir haben noch Lust an Gemeinschaft, Aktionen, Kreativität und sind offen noch mal ein neues Hobby anzufangen.“ 

 

Übrigens fragte ich eine der Kursteilnehmerinnen, ob sie „meine Südstadt“ kenne. „Natürlich!“ antwortet sie, fast beleidigt, „mein Sohn lebt in Hong Kong, und sagte mir neulich, ich solle da mal drauf klicken.“ Forever joung scheint zu funktionieren…

 

Sonja Schlegel bietet auch an, Kurse selber abzuhalten, oder sich ein Kursthema zu wünschen. So wird es demnächst auf Wunsch Tanz- und Improtheaterkurse geben.

 

Die Kurse kosten Geld. Nicht viel, und außerdem sind die 10er-Karten gestaffelt, nach individueller, finanzieller Lage, die man aber nicht vorweisen muss. So kostet ein Monat, also vier Veranstaltungen entweder 8, 15 oder 20 Euro. Die Zehnerkarte ist nicht auf eine Kursreihe beschränkt, sondern man kann damit alle Kurse, auch unregelmäßig besuchen.

Auf der Seite der Antoniterkirche kann man sich den Flyer mit den Kursangeboten runterladen.

 

Und nicht vergessen:
28. September 2011 um 15 Uhr
Erzählcafé in der Lutherkirche
Einfach hingehen, anmelden ist nicht nötig.

 

Text: Sonja Alexa Schmitz

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