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Kultur

Der verzweifelte Weg zum Glückskeks

Samstag, 27. April 2013 | Text: Stephan Martin Meyer | Bild: Ralf Mendle

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Ein himmelblauer Anzug über knallrotem Oberhemd. Rote Socken und rotes Einstecktuch. Darin: Oliver Dupont. Schauspieler, Sinnsuchender, Glücksritter. 80 Minuten Monolog. Geschrieben von Ingrid Lausund. Eine Satire. Bitterböse. Urkomisch. Berührend.

Der Protagnoist tritt an den Bühnenrand, legt einen Glückskeks auf dem Tisch ab. Dann kündigt er selbst das Stück an und wird in den folgenden beinahe eineinhalb Stunden versuchen, den Keks wieder zu erreichen. Doch das gelingt ihm nie, denn er muss auf dem Weg zu seinem Glück erst durch all seine Neurosen, Psychosen und Komplexe gehen, die ihn mehr und mehr vor sich selbst fliehen lassen.

Die zwanghafte Suche nach der Glückseligkeit

 

Ja, er ist auf der Flucht. Er zieht Kreise über die Bühne, rennt in digitalen Rechtecken und Quadraten, wird von einem unsichtbaren Regisseur beinahe willenlos durch die Welt gehetzt. Er taucht tief in seine Selbsttherapie ein, die nicht funktioniert. Er ist getrieben von der zwanghaften Suche nach Glück, die in unserer Gesellschaft der Indikator für ein gelungenes Leben gilt. Alle Standardsätze der Glückssuche leiert er wie eine Gebetsmühle immer wieder herunter. „Der Weg ist das Ziel. Das Glück ist eine große Energiequelle. Alles ist auf einem guten Weg.“

Doch all das führt zu nichts. Die psychotische Energie zieht den Großstadtneurotiker mit jeder Minute tiefer in die Verzweiflung. Alle Schuldkomplexe dieser Welt scheint er auf sich geladen zu haben. Die Nikotinsucht und der Sexualtrieb, die Mutter und der Chef, der Vater und die Angst vor dem Tod. Auch der Rückzug hilft nicht, führt ihn vielmehr in sein eigenes Grab. Und über allem schwebt der Auslöser des akuten psychotischen Ausbruchs: Sein Geburtstag. Schon wieder ein Jahr weniger.

 

Urkomische Inszenierung des Unglücks

Bei aller Tragik, die dieser Figur innewohnt, reizt sie doch ununterbrochen zum Lachen. Vielleicht, weil wir uns selbst so oft in ihm wiederfinden. Ganz sicher aber, weil hier, im Freien Werkstatt Theater, ein Schauspieler auf der Bühne steht, der eine hervorragende Leistung abliefert. Oliver Dupont agiert, rennt, marschiert, parodiert, singt, liegt, zittert ohne Pause über die völlig kahle Fläche, lässt sich treiben und spricht mit seiner natürlichen Art den Zuschauern aus der Seele.

Je länger der Protagonist nach der Erfüllung sucht, sich nach ihr sehnt, die zu ergreifen versucht, umso tiefer versinkt er in seine Psychosen. Gegen Ende scheint er vollkommen in sich selbst gefangen zu sein, spricht immer wieder die gleichen Sätze, geht die gleichen Wege ab, martert sich mit den gleichen Gedanken. Ein Ausweg ist für ihn nicht ersichtlich. Und genau damit trifft er den Zuschauer ins Mark. Denn der finde sich ununterbrochen auf der Bühne wieder, kann sich dem Geschehen nicht entziehen. Die verkrampfte Suche nach dem Glück wird ad absurdum geführt.

 

Sehenswerte Inszenierung im FWT

Inszeniert wurde der Monolog von Michael Mertins als Parodie auf die verzweifelte Suche der Großstädter nach dem lebenserfüllenden Glück. Er lässt seinen Schauspieler nie zur Ruhe kommen, quält ihn mit elektronischem Bitpop. Die karge Ausstattung der Bühne entspricht dabei der Musik, die Bewegungen des Schauspielers sind stereotyp und die Requisiten sind an das digitale Zeitalter angepasst.

Ingrid Lausund hat mit ihrem Monolog „Der Weg zum Glück“ eine grandiose Gesellschaftssatire geschrieben, die im Freien Werkstatt Theater schreiend komisch umgesetzt wurde. Wer sich einen lachmuskelstärkenden Abend geben will, der immer wieder in die Abgründe der eigenen Psyche führt, der sollte sich Oliver Dupont ansehen.

 

 

„Der Weg zum Glück“

Eine Koproduktion Dupont/Mertins mit dem FWT
Inszenierung: Michael Mertins
Es spielt: Oliver Dupont

Folgende Termine am:
25./29. Mai 2013
12./15./20./21./22. Juni
4.-6. und 18.-22. Juli
23./24./30./31. August
jeweils um 20 Uhr

 

Freies Werkstatt Theater Köln
Zugweg 10

Text: Stephan Martin Meyer

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