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Kultur

Spaß am Strom

Freitag, 28. August 2015 | Text: Gastbeitrag | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

„Das Schönste, neben der Idee und der ganzen restlichen Arbeit war es, die Künstler auszusuchen.“ sagt Kurator und Künstler Oliver Niemöller auf dem gestrigen Presserundgang im Kunsthaus Rhenania und führt uns mit wachsender Begeisterung durch die mit Installationen versehenen Räume des Hauses. ?„Diese Ausstellung ist interdisziplinär“, verrät er uns.

Effekte, Geräusche, Bewegung
?

Es geht um ein Sammelsurium elektronischer Klanggeräte, unter anderem aus alten Haushaltsgeräten, Autoreifen oder Elektroschrott hergestellt, die nun eine neue Funktion ausüben. 42 Künstler setzen sich hier mit Strom, Wind und Wasser, das die Spuren seiner Bewegung im Stein hinterlässt, sehr schnellen Computern und Elektronenfluss auseinander. Umgewandelt werden diese Daten durch den Computer geschickt. Diese, hier ausgestellte, Kunst ist also das Resultat von Bewegung, denn Strom bewegt sich und verändert somit etwas.

Wir sprechen von musikalischen Konzepten, Licht- und Klanginstallationen, Tanzperformances, Hologrammen, Minirobots, Stein Skulpturen und 3D – Drucken, basierend auf mathematischen Formeln, ungewöhnlichen Maschinen und Instrumenten. Der Besucher ist herzlich eingeladen, ähnlich wie in der Fluxus Bewegung in den 60er Jahren, das entsprechende Kunstobjekt durch Partizipation zu vervollständigen oder zu erleben.  

 

„Crystak forming“ von Christian Faubel.

Meine Begeisterung wächst mit jedem einzelnen Raum durch den wir geführt werden, unaufhaltsam mit der des Kurators mit. Schon im Erdgeschoss kann ich mich von dem alten Stromkasten, aus der ehemaligen DDR, kaum lösen. Erwin Stache hat mit seiner „Wundermaschine“, wie er sie nennt, eine Art Kuriosität entworfen. Fasziniert starre ich hinein. Die Maschine reagiert auf mich, indem sie ein rotierendes Licht anwirft. Überrascht schaue ich in den strahlend weißen Lichtpropeller. Das Gerät zieht mich mit dem rhythmischen Einsetzen diverser, attraktiv klackernder Geräusche, tiefer in seinen Bann. Die Frage, wozu man so etwas herstellt, erübrigt sich mit dem sich leise einstellenden Gefühl, dass ich mich möglicherweise gerade als Außerirdischer im Zuge einer großen Entdeckung befinde. Was will es mir bloß sagen?

Mitmachen erwünscht

? „Ein bisschen Fächern kann jeder“, ruft Oliver Niemöller fröhlich und läuft, inzwischen sind wir eine Etage höher, mit behänden Schritten, einen Fächer wedelnd unter einer Gruppe Lampen – „Kinetisches Lichterinterface“- von Merlin Baum umher. Diese strahlen abwechselnd um die Wette, sobald der Luftzug sie erreicht. Wir wedeln abwechselnd und eifrig mit den zu Fächern umfunktionierten Programmflyern umher. Sogar die reserviertesten unter uns möchten es ausprobieren. Ich wedle begeistert mit meinem Notizbuch und stelle fest, dass es eher die Bewegung als der Luftzug ist, die die Lampen zum Leuchten bringt. „Jeder Mensch ist ein Künstler“ fährt es mir unmittelbar durch den Kopf. Das berühmte Zitat von Beuys. Ich trage mit meiner Bereitschaft und Begeisterung dazu bei, ein Kunstwerk zum Leben zu erwecken und fühle mich merkwürdig zugehörig und wohl. Ich wedle und laufe noch umher, als die anderen schon längst weitergezogen sind.

Von beeindruckender Komplexität sind schließlich die 3D – Drucke von Philippe Jaqueroux. Die ohne Photoshop auskommenden, computergenerierten Bilder sind eigentlich nichts anderes als mathematische Formeln. Es wird nichts gepinselt oder nachbearbeitet. Jaqueroux arbeitet mit Zahlen aus der Chaosforschung, die selbstredend schwer kalkulierbar sind. Er erstellt Formeln und Gleichungen und bringt mit Hilfe eines äußerst schnellen Computers diese spektakulären dreidimensionalen Bilder aufs Papier. Hier geht es um Erfahrungswerte nach dem Prinzip: „Try and Error.“ Besonders hervorzuheben ist das Bild „A Tribute to MC“.  Links im Bild befindet sich die unendliche Treppe MC Eschers. Von rechts nach links folgt man dem Lauf von neun, immer kleiner werdender Kugeln, in denen sich ebenfalls graphische Motive befinden. Eine weitere Besonderheit des Bildes, lasse ich mir sagen, ist wohl die Tatsache, dass die Grundmotive in schwarz weiß und die Kugeln in bunt gedruckt sind. Ich schaue mir das Bild genau an und versinke rätselnd, in den Details.

 

3D-Fraktale Bilder von Philippe Jaqueroux.

 

„Ich weiß nicht wie er es macht“, rätselt Niemöller ebenfalls, „ob es Zufall ist oder nicht. Es ist, auf jeden Fall, ein sagenhaftes Bild.“ „Wollen Sie mir damit sagen, so meine Frage an Niemöller, dass Jauqueroux es schafft vorsätzlich eine Formel für ein konkretes Objekt aufzustellen, das er ausdrucken möchte?“ Quasi zu erfinden und genau zu wissen, welches Bild letztendlich dabei herauskommt?! „Jaqueroux hat mittlerweile soviel Erfahrung, dass er das mit hoher Wahrscheinlichkeit kann“, lautet die unfassbare Antwort. Ob Jaqueroux die Formel für Eschers Treppe wohl herausrücken würde? Es würde mich interessieren, wie sie aussieht und überhaupt: Wie lang muss sie wohl sein? Allein die Formeln, müssten eine komplette Ausstellung wert sein.

Ein weiterer Raum bietet uns einen schwarzen runden Tisch, mit zwei kleinen weißen Hologrammen. Eine Arbeit des koreanischen Künstlers Jun Park: „I did not choose me“  Eins befindet sich auf der rechten Seite und das andere auf der linken. Es sind die Köpfe zweier Männer. Beide schauen sich an. Und wenn man dem einen mit dem Finger zu nahe kommt, dann nickt er mit dem Kopf. Wenn man dem anderen mit dem Finger zu nahe kommt, dann schüttelt er den Kopf. Ich lasse die beiden, durch die statische Elektrizität meiner Finger, abwechselnd nicken und schütteln. Der eine nickt und der andere schüttelt den Kopf, nickt mit dem Kopf, schüttelt den Kopf, nickt, schüttelt, nickt. Ja und nein und nein und ja. Sehr niedlich, eine Illusion immaterieller Gesichter, in deren ambivalenter Aussage ich mich durchaus wiederfinde.

„Der Geheimweg zum Dachboden“, mit diesen Worten führt uns der Kurator inzwischen ein wenig gehetzt, über eine kleine Treppe hinauf. Zum Ausklang verweile ich auf dem Dachboden und genieße entspannt die Atmosphäre die das „Waschmaschinenprogrammscheibenorchester“, eine Klang und Lichtinstallation von Björn Schülke mit dazugehöriger Komposition auf dem Notenblatt, in mir hervorruft.?? Diese Ausstellung ist absolut Familientauglich. Ich fühle mich selbst wie ein Kind in einem Süßigkeitenladen, das gespannt ist auf die nächste Leckerei, die es unbedingt einmal probieren möchte.

 

Rochus Aust und 1. Deutsches Stromorquester.

Mehr möchte ich nicht verraten. Es macht sehr viel Spaß, sich ehrlich zu wundern und sich zu fragen, was die Künstler und Forscher antreibt, so weit zu denken. ?Man spürt, sieht, hört und nimmt Teil an der Bewegung und dem enormen Spaß am Strom. Bewundert den Humor sowie den großen ästhetischen Erfindungsgeist der hier ausstellenden Künstler und deren wunderbare Art Errungenschaften aus der Wissenschaft, Forschung und Technik zu verwenden. Eine elektrisierende Ausstellung.

Isabel Hemming

Kunstfestival Strom IV
Musik, Performance und Symposium steht im Programm, was und wann finden Sie hier: 2015.stromfestival.de/programm/

 

Ort:
Kunsthaus Rhenania im Rheinauhafen
Bayenstraße 28
50678 Köln

Öffnungszeiten:

Do. 27.8.2015 19:00 – 1:00 Uhr
Fr. 28.8.2015 12:00 – 1:00 Uhr
Sa. 29.8.2015 12:00 – 1:00 Uhr
So. 30.8.2015 12:00 – 19:00 Uhr

Tickets:
Tageskarte: 8,- € / erm.5,- €
Festivalkarte: 16,- €
Jugendliche bis 14 Jahren: Eintritt frei
 

Text: Gastbeitrag

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