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Jetzt mitbestimmen: Was soll mit dem Stadtarchiv-Einsturz-Ort geschehen?

Mittwoch, 13. April 2011 | Text: Wassily Nemitz | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

In einem Punkt sind sich alle einig: Die Einsturzstelle des historischen Stadtarchivs ist ein „besonderer Ort“. Niemand wird müde zu betonen, wie wichtig dieser Ort für die Stadt Köln und ihre Bürgerinnen und Bürger ist – an ihm sind zwei Menschen gestorben und das Gedächtnis der Stadt in Form des historischen Archivs ist binnen Sekunden in sich zusammen gesackt.

Und dann hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Es ist Dienstag, der 12.April, die Piazzetta des historischen Rathauses ist gefüllt mit interessierten Bürgern, Politikern, Vertretern von Institutionen. Sie alle beschäftigt die Frage: Was geschieht mit der Stelle, wo vor gut zwei Jahren das historische Archiv einstürzte?

Anlass für die Abendveranstaltung ist ein geplantes Bürgerbeteiligungsverfahren zur Neubebauung am Waidmarkt, geladen haben Oberbürgermeister Jürgen Roters und Baudezernent Bernd Streitberger (beide SPD). Roters hat in der letzten Woche die Initiative im Stadtrat ergriffen und ein Dokument zur Abstimmung gestellt, mit dem mehr Bürgerbeteiligung bei Großprojekten erreicht werden soll. Der Stadtrat stimmte zu – somit konnte die Planung für eine Neubebauung auf dem ehemaligen Archiv-Grundstück als Pilot-Projekt für die neue Beteiligungsform genutzt werden. Zuvor hatte unter anderem das Bürger-Bündnis „Köln kann auch anders“ (KKAA), das sich nach dem Stadtarchiv-Einsturz gegründet hatte, eine Bürgerbeteiligung bei der Planung für die Neugestaltung dieses Areals gefordert – weil dieses ein „besonderer Ort“ sei.

Vor Beginn der Veranstaltung am Dienstagabend führt Baudezernent Streitberger zunächst die anwesenden Presse-Vertreter durch eine kleine Ausstellung im Foyer der eigentlichen Piazzetta, wo verschiedene Pläne und Skizzen über Planungen zu sehen sind, die bereits rund um das Stadtarchiv-Areal getätigt wurden. Konkret handelt es sich dabei um folgende Projekte:

Die Neubebauung des ehemaligen Polizei-Geländes am Waidmarkt. Die Planungen und der Rückbau der alten Gebäude sind abgeschlossen, die Bauarbeiten haben begonnen. Derzeit wird etwas außerplanmäßig das Hochhaus abgerissen („Meine Südstadt“ berichtete). Entstehen werden Wohnungen, Büroräume, zwei Hotels und Gewerbeflächen. Bauherr ist der Frankfurter Projektentwickler „Fay Projects“.

Die Erweiterung der Kaiserin-Augusta-Schule (KAS). Das Gymnasium am Georgplatz benötigt infolge der Einführung des Ganztagsbetriebs mehr Räume. Derzeit nutzt die Schule Container als Provisorium. Langfristig soll das Schulgebäude in Richtung Löwengasse verlängert werden, außerdem sollen eine neue Dreifach-Turnhalle und ein „Pädagogisches Zentrum“ (früher nannte man das mal Aula) entstehen. Geplant ist, das ehemalige Archiv-Grundstück im hinteren Bereich für diese Erweiterungen zu nutzen. Die Ausschreibung des Architektenwettbewerbs soll in Kürze erfolgen, mit einer Fertigstellung ist nicht vor 2017 zu rechnen.

Die Sanierung des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums (FWG). Infolge des Stadtarchiv-Einsturzes musste die Schule ausgelagert werden und befindet sich derzeit in der ehemaligen Volkshochschule am Neumarkt. Das Schulgebäude an der Severinstraße liegt direkt gegenüber dem ehemaligen Archiv, wurde bei dem Einsturz am 03.März 2009 aber nur leicht beschädigt. Es war jedoch ohnehin eine Sanierung vorgesehen, sodass diese vorgezogen wurde. Während der Arbeiten stellte sich jedoch heraus, dass der Aufwand weitaus größer ist als erwartet. So musste unter anderem eine zusätzliche Erdbebensicherung durchgeführt werden. Zum derzeitigen Zeitpunkt geht Schuldezernentin Dr. Klein davon aus, dass das Gebäude zwischen Januar und Juni 2012 wieder in Betrieb genommen werden kann.

Die Fertigstellung des Gleiswechselbauwerks Waidmarkt. Nachdem die letzten Archivalien-Bergungsarbeiten gegen Ende Sommer 2011 abgeschlossen sein sollen, wird am Waidmarkt ein so genanntes „Besichtigungsbauwerk“ entstehen. Es soll bis Ende 2012 für Aufklärung sorgen, was die Unglücksursache für den Archiv-Einsturz angeht. Erst wenn alle Arbeiten daran beendet sind und das Besichtigungsbauwerk zurück gebaut ist, kann mit der Sanierung des U-Bahn-Gleiswechselbauwerks begonnen werden. Es wird dann zunächst in den Stand versetzt, in dem es sich vor dem Einsturz befunden hat. Erst ab dann kann eine Neubebauung des ehemaligen Archiv-Areals beginnen. Anschließend wird der Gleiswechsel zu Ende gebaut. Die gesamte Nord-Süd-Stadtbahn soll Schätzungen der KVB zu Folge zwischen 2016 und 2018 vollständig in Betrieb gehen und damit 5-7 Jahre später als ursprünglich geplant.

Die Neugestaltung des Areals zwischen Löwengasse und Perlengraben. Derzeit gleicht das Gelände eher einer Brache. Im Masterplan wird auf dem Gebiet eine geschlossene Blockbebauung vorgesehen. Genauere Planungen gibt es noch nicht.

Bei der Abendveranstaltung lassen sich die ganze Zeit über zwei gegenteilige Bestrebungen erkennen: Auf der einen Seite sind da die Anwohner, die bereits seit mehreren Jahren unter einer Dauerbaustelle leiden und so schnell wie möglich konkrete Pläne für das Gelände haben wollen, zum anderen gibt es die nicht unmittelbar betroffenen Bürger, die ein Höchstmaß an Bürgerbeteiligung, Offenheit und Transparenz einfordern – ohne jeglichen zeitlichen Druck.

Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) sichert ein „offenes und transparentes“ Verfahren zu, ein empörter Bürger findet aber, dieses könne man sich schenken, da die Stadt sowieso nicht vertrauenswürdig sei.

 

Für das Verfahren, was auch immer man von ihm halten will, sind im Wesentlichen folgende Schritte geplant: Am 29.05., 16.06. und 02.07. finden so genannte „Quartiersrundgänge“ statt, bei denen Bürgern die Möglichkeit gegeben werden soll, sich zu informieren und nachzufragen. Geleitet werden sie von der Volkshochschule im Auftrag des Baudezernats.

Anschließend findet am 15./16.Juli (Freitag/Samstag) ein Workshop statt, bei dem 80 Repräsentanten unterschiedlicher Interessensgruppen eingeladen werden sollen und ein „beratbares Ergebnis“ hervorbringen sollen – letzten Endes, das betonte OB Roters, entscheide jedoch die Politik. Das sei verfassungsmäßig so verankert. Er könne sich jedoch nicht vorstellen, dass sich der Stadtrat einer vernünftigen, von den Bürgern erarbeiteten Lösung widersetzen werde. Es müssten aber die finanziellen Möglichkeiten der Stadt mit berücksichtigt werden.

Zuvor waren bereits verschiedene Ideen in den Raum geworfen worden, was auf dem Gelände entstehen könne. Darunter war neben dem Vorschlag, eine neue Kunsthalle zu errichten auch die Idee, das Gelände für mehrere Jahre als Zeichen des Gedenkens unbebaut zu lassen. Baudezernent Streitberger wünscht sich eine Wohnnutzung, denn „wo Wohnen ist, da ist auch Leben“. Im Erdgeschoss könne er sich aber auch eine gewerbliche und eine kulturelle Nutzung vorstellen.

Das Bündnis „Köln kann auch anders“ versteht sich selbst als „Anwalt des Verfahrens“ und möchte sich inhaltlich nicht äußern. KKAA dankte OB Roters für seine Initiative, reklamierte den Erfolg eines Bürgerbeteiligungsverfahrens allerdings für sich.

Der Abend hat gezeigt: Die Stadt hat noch viel Vertrauen zurückzugewinnen, alle Fakten müssen auf den Tisch. Das hat die Stadt uneingeschränkt zugesichert – am Ergebnis muss sie sich messen lassen. Auf der anderen Seite müssen sich KKAA und andere Bündnisse aber auch damit anfreunden, mit der Stadt zusammenzuarbeiten und ihr kein permanentes, teilweise weit hergeholtes Misstrauen entgegen zu bringen.

 

Der Workshop am 15./16.Juli kann eine gute Chance sein, eine neue, offene Zusammenarbeit zu schaffen. Sie sollte genutzt werden. Dann kann man sich vielleicht auf mehr einigen als darauf, dass die Einsturzstelle ein besonderer Ort ist.

Für die Quartiersrundgänge kann man sich möglichst zeitnah und verbindlich anmelden unter:

Stadt Köln, Amt für Weiterbildung, Volkshochschule:
Andrea Pohlmann-Jochheim, Tel.: 0221/221 – 9 35 80, E-Mail: Andrea.pohlmann-jochheim@stadt-koeln.de

 

 

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Text: Wassily Nemitz

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