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Lükes Liebes Leben

Frauen und Männer aller Art

Montag, 7. Oktober 2019 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

An dieser Gender-Debatte komme ich ja auch nicht vorbei. Obwohl ich unter all den mir bekannten Versuchen, die Schriftsprache möglichst frei von allen erdenklichen Diskriminierungen zu halten, bislang wenig Überzeugendes entdeckt habe. Dass sich bei Stellenausschreibungen jetzt zu dem herkömmlichen w/m inzwischen fast überall ein /d dazugesellt, soll mir recht sein. Nur bei Aldi suchen sie noch immer Azubis w/m/x. Auch gut. Einen ganz entspannten Umgang mit dem Thema Intersexualität habe ich unlängst in einem Schaufenster auf der Bonner Straße stadtauswärts kurz vor der Eisenbahnbrücke auf der rechten Seite entdeckt. „Änderungsschneiderei für Frauen und Männer aller Art“ steht da in güldenen Lettern auf dem Glas. Okay, ich vermute mal, dass der Betreiber, die Betreiberin oder wer oder was auch immer zum Ausdruck bringen wollte, dass in dem Laden alle erdenklichen Änderungsarbeiten an weiblicher und männlicher Kleidung tadellos durchgeführt werden. Ich finde „Frauen und Männer aller Art“ jedenfalls hübsch. Nun komme mir keiner und behaupte, da könne man ja gleich „Menschen aller Art“ sagen. Ein wenig sexuelle Differenz sollte schon noch sein. Auch in einer Änderungsschneiderei.

Wird´s besser?

Letztens war ich als Begleiter meiner Frau zum Geburtstag geladen, den einer ihrer Onkel feierte. In Düsseldorf. Der gute Mann wurde stolze 91. War auch eine nette Veranstaltung. Hat man in meinem Alter schließlich auch nicht mehr so häufig, dass man auf einer Party zu den jüngeren Gästen gehört. Im Laufe des Abends kam ich mit einem älteren Herrn, geschätzt Mitte 80, ins Gespräch. Nachdem er mir eröffnet hatte, er lebe als Ingenieur im Ruhestand in Köln, wollte er wissen, in welcher Beziehung ich denn zum Geburtstagskind stehe. Was rasch erklärt war. Dann fragte er noch, was man denn beruflich so treibe. Kaum hatte ich mit „Journalist“ geantwortet, sah ich, wie sich die Augen meines Gegenüber weiteten und er mit seinem Stuhl noch ein wenig näher ranrückte.

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Nun habe ich mir vor Jahren angewöhnt, der Berufsangabe meinen überschaubaren Beritt „Kino und Fernsehen“ hinzuzufügen, weil manche Leute sonst auf die abstrusesten Ideen kommen, was man alles wissen und wen man alles kennen müsste. So im Stil von „Wie ist denn die Merkel so privat?“ oder „Fliegen wir irgendwann zum Mars?“. Der rüstige Senior an diesem Abend hatte meinen Zusatz aber offenbar nicht mitbekommen oder er ignorierte ihn schlicht. „Ah, da sitzen Sie ja direkt an der Quelle der Information“, freute er sich. Als ich schon mit allerlei Detailfragen zu irgendwelchen Problemen zu rechnen begann, von denen ich nix verstehe, fasste der Mann sich erfreulich knapp: „Wird´s besser oder schlechter?“. Ja nun… Was sagt man da? Ich war erstmal sprachlos. Dann begann ich, nahe liegende Fragen zu stellen. Was? Wo? Für wen? Doch schon machte sich im Gesicht meines Gesprächspartners leichte Enttäuschung breit. Da hat man schon mal einen Journalisten am Tisch und dann weiß dieser die einfachsten Fragen nicht zu beantworten.

Gibt´s Krieg?

Danach plauderten wir noch eine Weile über unverfänglichere Dinge, aber als ich irgendwann mit meinem Glas in der Hand aufstehen und mich anderen Gäste zuwenden wollte, hatte der Herr seinen Glauben an meine journalistische Kompetenz offenbar wiedergefunden. Mich sanft am Ärmel zupfend fragte er: „Gibt´s Krieg?“. „Irgendwo ist immer Krieg“, gab ich womöglich etwas zu lapidar zurück. Wohl wissend, dass ihn auch diese Antwort nicht zufriedenstellen würde. Was er wohl im Auto auf der Rückfahrt nach Köln seiner Frau von dieser merkwürdigen Begegnung mit dem ahnungslosen Journalisten erzählt haben mag.

Was gab´s zu Mittag?

Ich bin gewiss weit davon entfernt, die Vorzüge der Digitalisierung in Frage zu stellen. Aber manchmal nerven die neuen Möglichkeiten denn doch gehörig. Beispielsweise, wenn ich in meiner Nutzung traditioneller Medien ständig zum Mittun aufgefordert werde. Früher musste man zu Papier und Stift oder zur Schreibmaschine greifen, wenn man seine Meinung zu diesem Artikel oder jenem Filmbericht kundtun wollte. Wovon dementsprechend wenig Gebrauch gemacht wurde. Dass heute Trolle aller Art bequem per E-Mail oder in den Sozialen Netzwerken ihren Senf zu allem und jedem dazugeben können, ist eine Sache. Die mich aber nicht weiter stört. Muss ich ja nicht lesen.

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Was mich nervt ist der Umstand, dass Sender und Zeitungen mich ständig zu animieren versuchen, meinem schlichten Konsumentendasein zu entfliehen. Im MoMa des ZDF werde ich schon morgens um sechs aufgefordert, irgendwelche tollen Wetterfotos zu schicken, in den inzwischen komplett heimattrunkenen Dritten der ARD soll ich Bilder vom Haustier, vom Garten (notfalls tut´s auch der Balkon) posten oder einfach nur mitteilen, was es zu Mittag gab oder wohin es im nächsten Urlaub gehen soll. Und all diese eingesandten Belanglosigkeiten werden in den Sendungen dann ausgiebig präsentiert. Auch der Hörfunk ist durchaus nicht nur an Audio-Botschaften seiner Hörer interessiert.

Heiratet der Wendler?

Da jede Welle inzwischen ihre eigene Homepage hat, ermuntert man mich auch dort fortwährend, Fotos und Filmchen zu schicken. Lasse ich mich mal dazu verleiten, mangels eines Bezahl-Abos mit einem Auge einen Champions-League-Kick im Live-Ticker zu verfolgen, soll ich zwischendurch immer wieder mutmaßen, wie viele Tore in der Partie fallen werden oder ob der eine oder andere Sportkamerad noch eingewechselt wird. Bin ich Jesus? Wohlgemerkt, es handelt sich hier nicht um die Aktivitäten kommerzieller Wettanbieter. Und bei meiner morgendlichen Online-Sichtung des deutschen Blätterwaldes öffnet sich selbst bei der seriösen SZ alle paar Minuten ein Fenster, das mit „Nutzerbefragung“ betitelt ist und mich auffordert, mir „nur ein paar Minuten Zeit“ zu nehmen. Klar, kann man einfach wegklicken. Aber bei allem Verständnis für das Bemühen um Zuschauer-, Hörer- und Leserbindung: Nerven tut´s trotzdem. Die tollste Befragung gab´s neulich im Express. „Heiratet der Wendler seine Laura?“. Ich weiß jetzt nicht, ob jene Laura das überhaupt möchte. Ich weiß nur, dass zum Zeitpunkt meiner Lektüre bereits mehr als 700 Leser ihr Voting abgegeben hatten. Sowas kann einen kurz nach dem Frühstück schon irgendwie traurig stimmen.

Text: Reinhard Lüke

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